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31.01.2006

Gemeinsame Weichenstellung für die Zukunft

Interview mit Schuldezernent Holkenbrink zum Schulentwicklungskonzept Trier 2020+

Ulrich Holkenbrink
Ulrich Holkenbrink
In der heutigen Stadtratssitzung legt Schuldezernent Ulrich Holkenbrink das gemeinsam mit dem Amt für Stadtentwicklung und Statistik erarbeitete „Schulentwicklungskonzept Trier 2020 +“ dem Rat zur Abstimmung vor. Die umfangreiche Vorlage wurde zuvor in den zuständigen Gremien beraten. Im Gespräch mit der Rathaus Zeitung (RaZ) erläutert Holkenbrink Grundzüge des Vorhabens.

RaZ: Schulthemen haben in der politischen Diskussion zur Zeit Hochkonjunktur. Meist geht es um die Pisa-Studie oder um die vielerorts nötigen Schulsanierungen. Was verbirgt sich hinter dem „Schulentwicklungskonzept 2020 +“?

Holkenbrink: Unser Ziel ist es, die bereits in unserem allgemeinen „Zukunftskonzept Trier 2020“ getroffenen Feststellungen im Hinblick auf die Aus- und Weiterbildung junger Menschen für unsere Stadt zu konkretisieren. Schulthemen sollten aufgrund ihrer Bedeutung für die Zukunftssicherung in der politischen Diskussion immer Hochkonjunktur haben. Unser Konzept unterbreitet einen Vorschlag, wie die Schulinfrastruktur sowie schulische Bildung allgemein den absehbaren Entwicklungen strukturell angepasst werden können. Nur so werden wir im globalen Wettbewerb auf Dauer bestehen. Auch die Ergebnisse der Pisa-Studie werden in unserem Konzept aufzugreifen und aufzuarbeiten sein.

Und wofür steht das „+“?

Das „+“ will zum Ausdruck bringen, dass es nicht genügt, bis 2020 zu planen, sondern auch über dieses Datum hinaus zu denken. Es werden auf der Grundlage des Konzepts kurz- und mittelfristige Entscheidungen zu treffen sein, aber es müssen auch die Weichen für langfristige Perspektiven gestellt werden. Der Bildungsbereich ist ja kein abgeschlossenes System, sondern vielmehr ein Feld, das breitgefächerte Auswirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Gebieten, beispielsweise der Wirtschaft, hat.

Was soll mit dem Konzept erreicht werden?

Wir wollen in einem überschaubaren Zeitrahmen aufzeigen, welche Ziele wir in Trier schulpolitisch haben und wer davon betroffen ist. Danach muss ein Maßnahmenkatalog erarbeitet werden, der vor dem Hintergrund der verfügbaren Finanzmittel aufzeigt, welche Ziele realistisch erreicht und konkret umgesetzt werden können.

Welcher Zeitraum ist für die Erstellung des Konzepts vorgesehen und wer wirkt daran mit?

Wir rechnen mit mindestens zwei Jahren, aber die Erstellungsdauer wird – je nach Ausgestaltung – unterschiedlich sein. Wir müssen auch erst Erfahrungen sammeln, denn es sollen im Rahmen eines „Runden Tisches“ Vertreter aller Fraktionen im Stadtrat, Vertreter der einzelnen Schularten, der betroffenen Verwaltungsstellen und anderer betroffener Institutionen, beispielsweise aus der Wirtschaft, mitarbeiten.

Wie hat man sich diesen „Runden Tisch“ vorzustellen?

Der „Runde Tisch“ wird durch seine Mitglieder Fachinformationen und Fachwissen in das Konzept einbringen. Er wird seitens der Verwaltung von einem Stammteam begleitet, das sich aus dem Schulverwaltungsamt, dem Gebäudemanagement und dem geschäftsführenden Amt für Stadtentwicklung und Statistik zusammensetzt. Mein Anliegen ist es, dass sich alle betroffenen Akteure während der gesamten Zeit der Konzepterstellung von Beginn an einbringen können. Sie sollen ihre Vorstellungen und Erwartungen vortragen und mit den anderen Akteuren gemeinsame Lösungen suchen und finden.

Nun werden in der Vorlage mehrere Varianten dargestellt, die Variante A + wird aber bevorzugt.

Alle aufgezeigten Varianten decken das aufgestellte Arbeitsprogramm inhaltlich ab. Die Unterschiede ergeben sich aus der Ausgestaltung und jeweiligen Arbeitsweise, was wiederum Auswirkungen auf inhaltliche Schwerpunktsetzung, Zeitdauer und Kosten hat. Der Rat muss entscheiden, ob er unserem Vorschlag folgt.

Ohne finanzielle Mittel wird sich ein derart aufwändiges Verfahren kaum realisieren lassen. Welche Mittel sollen zur Verfügung gestellt werden?

Wir müssen natürlich unserer schwierigen Haushaltslage Tribut zollen. Aber es werden für Sachkosten und externe Beauftragungen – je nach gewählter Variante – wenigstens 100.000 Euro benötigt. Dabei wird der Großteil der Kosten durch Eigenleistungen innerhalb der Verwaltung erbracht werden müssen. Eine Fremdvergabe nach außen wäre für uns gar nicht mehr finanzierbar.

Welche konkreten Schritte stehen denn nach einer Zustimmung durch den Rat an?

Bei einer Zustimmung durch den Rat ist eine Auftaktveranstaltung mit dem Runden Tisch geplant, bei der die Methodik der zukünftigen Arbeitsweise abgestimmt wird. Weitere Themen sind zu vereinbarende Arbeitsschritte für die Aufbereitung und Ermittlung der Bestandsanalyse und Prognosen zur zukünftigen Schulentwicklung. Wir werden schrittweise die vielfältigen Fragen, die sich erfahrungsgemäß bei der Erstellung eines zukunftsweisenden Konzepts ergeben, gemeinsam beraten und erarbeiten. Vor uns steht ein weiter, aber ich denke auch lohnender Weg.

Das Gespräch führte Dr. Hans-Günther Lanfer