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02.06.2009

Ein Freund von Trier

Bundespräsident Theodor Heuss wird bei seiner Ankunft von zwei Mädchen begrüßt. Rechts OB Heinrich Raskin. Foto:?Stadtarchiv
Bundespräsident Theodor Heuss wird bei seiner Ankunft von zwei Mädchen begrüßt. Rechts OB Heinrich Raskin. Foto:?Stadtarchiv
„Reicher Flaggenschmuck“ am Porta-Nigra-Platz kündigte am 5. Juni 1959 hohen Besuch an. Nach und nach versammelten sich viele Neugierige und als Bundespräsident Theodor Heuss schließlich vor dem Simeonstift seiner Limousine entstieg, wurde er „von einer Menschenmenge herzlich begrüßt“.

Vor genau 50 Jahren, wenige Monate vor dem Ende seiner zweiten Amtszeit, war Heuss  nach Trier gekommen, um während einer feierlichen Stadtratssitzung im Simeonstift die Ehrenbürgerwürde entgegenzunehmen. „Nach den für die Völker Europas so schlimmen Jahren des Unrechts und der geistigen Verlassenheit haben Sie das nie ganz verschüttete Bild freien und wahren Menschentums wieder aufrichten helfen.“ Mit diesen Worten würdigte Oberbürgermeister Dr. Heinrich Raskin das erste Staatsoberhaupt der Bundesrepublik. Laut offizieller Begründung erhielt Theodor Heuss die Ehrenbürgerwürde als „Freund der Stadt Trier und für seine Verdienste um den Wiederaufbau der Konstantin-Basilika sowie um die Wiedererlangung des deutschen Ansehens in der Welt“.

An die Rede Raskins schlossen sich Ansprachen der Fraktionssprecher Lemmer (CDU), Jost (SPD) und Leyendecker (FDP) an. Heuss revanchierte sich mit einer im „jovialen Stil“ gehaltenen Stegreifrede. Er kündigte an, „als pensioniertes Staatsoberhaupt“ noch öfter Trier besuchen zu wollen, um nachzusehen, wie es der Stadt denn gehe, als deren Bürger er sich nun fühlen dürfe. Leider sollte Heuss, der 1963 im Alter von 79 Jahren starb, für private Besuche nicht mehr viel Lebenszeit bleiben.

Nach dem Festakt folgte ein „Imbiss mit erlesenen Weinen“. Für die musikalische Umrahmung des „gediegenen Festprogramms“ sorgte der Trierer Motettenchor. Nach einer zwanglosen Gesprächsrunde mit den Trierer Würdenträgern verließ Heuss die Stadt zu seinem nächsten Termin in Richtung Nürnberg.  

Alle Zitate sind dem Bericht des „Trierischen Volksfreunds“ vom 6. Juni 1959 entnommen.