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17.03.2009

Arbeitsweltklasse weist Weg aus der Sackgasse

Jugendliche des Arbeitsweltprojekts spachteln unter Anleitung ihres Betreuers Oz Frick (hinten rechts) die Fugen an einer Wandverkleidung zu.
Jugendliche des Arbeitsweltprojekts spachteln unter Anleitung ihres Betreuers Oz Frick (hinten rechts) die Fugen an einer Wandverkleidung zu.
Auf dem weitläufigen Gelände der Kurfürst-Balduin-Hauptschule in Trier-West laufen derzeit gleich zwei Projekte, um die Gebäude zu verschönern. Den Pavillon, der früher von örtlichen Musikvereinen genutzt wurde und jetzt als „Stützpunkt“ für Arbeitsweltklassen des Bürgerservice dient, modernisieren Hauptschüler, die an einer vertieften Berufsorientierung teilnehmen. Außerdem wird ein zweites Treppenhaus im Hauptgebäude im Rahmen des sozialen Qualifizierungsprojekts „BauArt/Kunst-Bau-Steine“ des Club Aktiv neu gestaltet. Die Balduin-Hauptschüler wirkten an der Entscheidung mit, welcher Entwurf umgesetzt wird.

Intensive Betreuung

Die Arbeitsweltklassen, die einem Berufsvorbereitungsjahr entsprechen, und die vertiefte Berufsorientierung entstanden in enger Zusammenarbeit zwischen dem Bürgerservice und der Kurfürst-Balduin-Hauptschule. Das bundesweit bislang einzigartige Projekt  zeichnet sich aus durch kleine Klassen, Praxisorientierung sowie intensive sozialpädagogische Begleitung. Im August 2008 wurde es in den Trägerverbund „Job-in-West“ der Caritas und des Bürgerservice eingebunden. Jetzt wird das Angebot für die Schüler ausgebaut und ergänzt.

Viele der Jugendlichen haben nach Angaben von Projektleiter Marc Peifer in ihrer Hauptschule keine Perspektive mehr, mit Lernbehinderungen zu kämpfen oder kommen aus schwierigen familiären Verhältnissen. Derzeit werden 13 Schüler aus neunten und zehnten Klassen, darunter drei Mädchen, betreut und können in diesem Rahmen den Hauptschulabschluss machen. Die praktische Arbeit verbessert nicht nur die Chancen bei der Suche nach einem Praktikums- oder Ausbildungsplatz, sondern stärkt auch das Selbstbewusstsein, die Teamfähigkeit und das Durchhaltevermögen der Jugendlichen.

Kostenvoranschlag erstellt

Außerdem lernen die Hauptschüler selbständiges Arbeiten: Als bei dem Pavillon das Verkleiden der Wände anstand, gingen die Jugendlichen zum Einkauf in den Baumarkt, nachdem sie vorher den Materialbedarf durchkalkuliert und einen Kostenvoranschlag aufgestellt hatten. Teamleiter Marc Peifer erhofft sich noch
einen weiteren positiven Effekt:

„Wenn die Jugendlichen das Umfeld verschönern, in dem sie sich tagtäglich bewegen, können wir sehr zuversichtlich sein, dass es zu deutlich weniger Zerstörungen in den Räumen kommt.“

Die Kurfürst-Balduin-Hauptschule und der Bürgerservice  arbeiten schon seit zehn Jahren bei der Förderung von Jugendlichen zu-sammen, die es wegen verschiedener Handicaps besonders schwer haben, eine Lehrstelle zu finden. Von 13 Jugendlichen, die letztes Schuljahr an der vertieften Berufsorientierung teilnahmen, haben immerhin neun mittlerweile einen Ausbildungsplatz.

Dreh- und Angelpunkt für die Umgestaltung des Treppenhauses im Schulhauptgebäude ist ein Mobile, das nach Schüler-Ideen gestaltet wird. Danach konzipiert die Grafikerin Gabi Bruckmann einen Entwurf für Maler- und Lackierarbeiten im Treppenhaus.
 
Die Umsetzung übernehmen Teilnehmer des Qualifierungsprojekts „BauArt/Kunst-Bau-Steine“ unter Anleitung von Experten der Firma BHG. Partner sind der Verein transcultur, die Arge des Rathauses und der Agentur für Arbeit, der EU-Sozialfonds, das Mainzer Sozialministerium und das städtische Sozialamt. Das Projekt soll durch dieVerknüpfung von künstlerisch-kreativer Gestaltung und professionellem Handwerk die Wiedereingliederung psychisch beeinträchtigter Menschen in den Arbeitsmarkt verbessern. Sie können einen Schritt Richtung Eigenständigkeit gehen und ihr Selbstbewusstsein stärken. Dank dieses Programms wurden bereits 2008 die Flure im städtischen Jugend- und Sozialamt verschönert.