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20.01.2015

Neue Wege in der Pflege

Teilnehmer und Ausbilder des Pflegestudiengangs im Mutterhaus.
Teilnehmer des neuen Pflegestudiengangs erhalten im Brüderkrankenhaus unter der Leitung von Markus Mai (2. v. r.) ihre praktische Ausbildung.
Rund drei Monate nach dem Start des neuartigen dualen Studien- und Ausbildungsgangs Klinische Pflege fällt im Brüderkrankenhaus die erste Bilanz von Studierenden und Betreuern positiv aus. Gelobt werden der Praxisbezug, der enge Austausch in der kleinen Gruppe mit 23 Personen sowie die systematische Vermittlung von Grundlagen.

Die Erstsemester absolvieren neben dem Universitätsstudium eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger in einer regionalen Klinik. Nach acht Semestern können sie den Bachelor of Science erwerben und das staatliche Pflege-Examen ablegen. Damit haben sie sehr gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Start in das Berufsleben.

Nicht zuletzt vor diesen Hintergrund hatte sich das Trierer Rathaus für den neuen Studiengang engagiert. OBerbürgermeister Klaus Jensen hat als Vorsitzender des Vereins „Europäisches Forum für Bildung und Forschung im Gesundheitswesen“ mit der früheren Landesgesundheitsministerin Malu Dreyer den Impuls gegeben und mit Uni-Präsident Professor Michael Jäckel viele Gespräche geführt, um dieses Angebot nach Trier zu holen. „Es erhöht deutlich die Attraktivität des Gesundheits- und Hochschulstandorts und komplettiert nachhaltig das hochwertige Ausbildungsangebot. Die Anforderungen für Fachkräfte steigen durch den demografischen Wandel, den rasanten medizinisch- technischen Fortschritt sowie komplexere Krankheiten“, so der OB. Interessenten aus dem gesamten Bundesgebiet und dem grenzüberschreitenden Bereich würden durch das neue Angebot und die frühe Anbindung an die Kliniken angeregt, länger hier zu bleiben und zu arbeiten, so Jensen vor dem Start des dualen Studiums. Den für die Region neuartigen Bildungsgang haben die Universität und sechs Krankenhäuser (Mutterhaus, Brüderkrankenhaus, Marienhaus-Klinikum Bitburg, Verbundkrankenhaus Bernkastel/Wittlich, Krankenhaus St. Josef Hermeskeil und Ökumenisches Verbundkrankenhaus) in enger Zusammenarbeit entwickelt.

Maximal 30 Plätze

Das Konzept unterscheidet sich von dem in Mainz praktizierten Ansatz, der vor allem pädagogische und managementbezogene Schwerpunkte hat. Dagegen stehen in Trier vor allem pflegefachliche Kompetenzen im Blickpunkt. 30 Studienplätze sind pro Jahrgang verfügbar. Interessenten müssen die Hochschulreife sowie einen Pflege-Ausbildungsvertrag mit einer der Kliniken nachweisen.

Das Studium vermittelt zusätzlich zur Fachschulausbildung einen akademischen Hintergrund zum Berufsbild, Rahmenbedingungen sowie Anforderungen und Perspektiven der Pflege. Dazu gehören unter anderem Module zu psychologischen, ethischen und pädagogischen Fragen, zum Beispiel beim Tod eines Patienten oder zur Demenz. Um die immer komplexeren Herausforderungen zu meistern, brauche man ein breiteres Hintergrundwissen, betonte Dr. Markus Mai, stellvertretender Pflegedirektor im Brüderkrankenhaus. Dem pflichtet Unipräsident Professor Michael Jäckel bei: „Im Pflegebereich sind zunehmend besondere Qualifikationen gefragt, die ein erweitertes Verständnis von Pflege widerspiegeln.“

Drei Wochentage in der Klinik

Viele Studierende haben neben dem Abitur Praktika in verschiedenen Bereichen absolviert, darunter in der Altenpflege und einer Behinderteneinrichtung. In vielen Fällen war das eine wichtige Hilfe bei der Berufswahl.  Der Studiengang ist auf acht Semester ausgelegt. Die Teilnehmer sind zwei Tage pro Woche an der Uni und drei Tage in der Klinik. Sie werden in diversen Fachabteilungen eingesetzt. Im Brüderkrankenhaus sind das zum Beispiel die Urologie und die „Stroke Unit“ für Schlaganfallpatienten. In vier Jahren Studium kommen so sechs bis acht Abteilungen zusammen.

In den ersten drei Monaten haben die Neu-Studenten an Sicherheit im Berufsalltag gewonnen. Von den im Studium vermittelten Fähigkeiten zu analytischem Denken profitieren auch erfahrene Kollegen. „Es geht immer wieder darum, wie man den Patienten noch effektiver helfen kann. Die Anregungen durch die neuen Kollegen sind positiv für unseren gesamten Berufsstand“, berichtet Astrid Franke, Praxisanleiterin mit langer Berufserfahrung. Die Abläufe zwischen Nachwuchskräften, die nach dem seit Jahrzehnten bewährten dreijährigen Modell ausgebildet werden, und Teilnehmern des neuen Studiums müssten teilweise noch besser abgestimmt werden. Die Verantwortlichen im Brüderkrankenhaus legen großen Wert darauf, beide Modelle als gleichwertig anzusehen.

Langfristig sollen 15 bis 20 Prozent der Mitarbeiter in der Pflege aus Absolventen des Studiengangs bestehen. Für einige von ihnen könnte später ein Master-Studiengang in Frage kommen. Dafür gibt es Ideen unter anderem zu Spezialisierungen in der Krebstherapie sowie in der Behandlung von Demenzpatienten. Um aber zunächst den Bachelor-Studiengang noch bekannter zu machen, findet am 6. Februar eine Festveranstaltung statt.