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21.02.2023

Ein großes Kunst-Gemetzel

Künstlerisch gestaltete Schweinehälfte aus Textil
Tamara Kostianovsky hat in ihrem Werk „Tropical Rococo II“ die gegensätzlichen Themen Schlachten und zeitgenössische Kunst zusammengeberacht. Foto: Tamara Kostianovsky

Simon Santschi, Leiter der Europäischen Kunstakademie (EKA), stellte dem Kultur-Dezernatsausschuss das Ausstellungsprogramm 2023 vor. Neben bewährten Formaten wird auch ein Doppel-Jubiläum mit zwei Themen begangen, die auf den ersten Blick so gar nicht zusammenpassen wollen.

Kunst und Fleisch. Spontan passen diese beiden Themen so zusammen wie Baumstammwerfen und Schach oder Gulasch und Marzipan. Die Europäische Kunstakademie (EKA) bringt sie dennoch zusammen – eine logische Folge, wenn man bedenkt, dass die Akademie 1993 in den alten Trierer Schlachthof in der Aachener Straße einzog. Statt Schweinehälften wird also seit genau 30 Jahren Kunst in dem Gebäude geschaffen, ausgestellt und gelehrt. Und auch das Gebäude feiert in diesem Jahr ein Jubiläum: Der ehemalige Schlachthof wurde vor 130 Jahren, im Jahr 1893, errichtet.

Dieses doppelte Jubiläum nimmt die EKA zum Anlass für die Ausstellung „Das große Metzeln" (Le Grand Carnage), die vom 16. März bis 23. April zu sehen ist. Wie Leiter Simon Santschi dem Kultur-Dezernatsausschuss vergangene Woche berichtete, gehe es darum, die zwei gegensätzlichen Themen – Schlachten und zeitgenössische Kunst – zusammenzubringen. So wie Tamara Kostianovsky das mit einer Schweinehälfte aus Textil in ihrem Werk „Tropical Rococo II" getan hat (Foto: Tamara Kostianovsky). Neben einer Ausstellung findet auch die Reihe „Art meets Meat" mit Vorlesungen, Konzerten und Workshops zum Thema Fleisch in der Kunst statt.

Das Ausstellungsprogramm der EKA das Santschi dem Ausschuss vorstellte, beinhaltet auch eine Ausstellung der Absolventinnen und Absolventen des berufsbegleitenden Kunststudiums der EKA. „Positionen 2023" ist bis 26. Februar in der Kunsthalle zu sehen (Infos Seite 9). Nachdem die Veranstaltung „Buchkunst Trier" 2022 erfolgreich startete, gibt es eine weitere Ausgabe: Nach Luxemburg ist nun Thüringen mit Triers Partnerstadt Weimar das Gastland. Wie Santschi berichtete, gibt es in Weimar seit Jahrzehnten eine Buchkunstmesse. Vom 5. bis 7. Mai dürfen sich Interessierte auf eine Verkaufsausstellung in Trier mit Künstlern aus den Bereichen Bücher, Druckgrafik und Einband freuen.

Vielfältige Fotografien aus ganz Europa sind bei der Ausstellung „Identities" (18. Mai bis 11. Juni) zu sehen, die im Rahmen des rheinland- pfälzischen Kultursommers stattfindet. Weitere Ausstellungen sind „Renew" (Erneuerung) der Gesellschaft für Bildende Kunst (23. Juni bis 23. Juli), „Paris-Tréves" mit einem deutsch-französischen Dialog mit Dozentinnen und Dozenten der EKA (3. August bis 3. September), „Thirties" mit jungen Künstlerinnen und Künstlern aus der Großregion (14. September bis 15. Oktober) und „Sarah Schumann" – eine Einzelausstellung zu einer der wichtigsten Vertreterinnen der Nachkriegsmoderne. Auch das 2022 erstmals angebotene Kuratorinnenprogramm, bei dem die junge Kunsthistorikerin Dr. Lisi Linster aus Luxemburg ein Jahr die stellvertretende Kuratorenstelle übernahm und eingeständig ein Ausstellungsprojekt erfolgreich umsetzte, wird fortgeführt. Wie Santschi verriet, laufen gerade die Vertragsverhandlungen mit einer Person aus Kroatien – Start ist im April.

Um für Förderer und Gäste attraktiv zu sein und sich von anderen freien Kunstakademien positiv zu unterscheiden, wird das Erscheinungsbild der EKA laut Santschi stetig weiterentwickelt – dies zeigen etwa die neuen Webseiten von EKA und Jugendkunstschule sowie das neue Erscheinungsbild der Dachmarke EKA.

Zuschuss

Einstimmig hat der Ausschuss den jährlichen Zuschuss von 72.000 Euro an die EKA beschlossen. Damit verbunden ist eine Zielvereinbarung, wonach diese als Zentrum für zeitgenössische Kunst sowie Bildungs- und Kreativstandort in Trier mit überregionaler Strahlkraft etabliert werden soll.

Björn Gutheil