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31.05.2011

Zeitreise nach Castelnau

Beim Castelnau-Rundgang der EGP erkunden Interessenten das Kasernengelände.
Beim Castelnau-Rundgang der EGP erkunden Interessenten das Kasernengelände.
„Hier ist die Zeit stehen geblieben.“ Dieser Gedanke kommt dem Besucher bei einem Rundgang durch die Kaserne Castelnau oft in den Sinn. Zum Beispiel, wenn er an den gelben Telefonzellen der Bundespost vorbeigeht. Oder beim Anblick eines Halteverbotsschilds mit der französischen Aufschrift „des 2 cotés“. Fast erwartet man, dass ein Zug französischer Soldaten im Gleichschritt um die nächste Ecke biegt. Doch dann erinnern zerschlagene Fensterscheiben und die mit Moos überzogenen Wege daran, dass der Abzug des Militärs schon zwölf Jahre zurück liegt.

Mit der Beschaulichkeit in Castelnau wird es bald vorbei sein: Die Entwicklungsgesellschaft Petrisberg (EGP) hat das Gelände erworben und will es in enger Abstimmung mit der Stadt in ein vielfältiges Wohngebiet mit Nahversorgungszentrum verwandeln. Das Areal steigt von Nordwesten nach Südosten an. Besonders deutlich wird der enorme Höhenunterschied bei den Terrassen, die sich zum Mattheiser Wald hinziehen. „Was wir hier als zweite Etage sehen, ist auf der anderen Seite das Erdgeschoss“, erläutert EGP-Geschäftsführer Jan Eitel. „Das wirft vor allem für die Erschließung der Grundstücke knifflige Fragen auf.“

Nächste Station ist der Exerzierplatz mit der von Schlingpflanzen überwucherten Laufbahn und den längst nicht mehr beflaggten Fahnenmasten. Zwei Fußballfelder hätten hier Platz. Laut Rahmenplan sollen hier Einfamilien- oder Reihenhäuser entstehen. Allerdings nicht dicht an dicht: „Das Gefühl von Weite bleibt erhalten“, verspricht Architektin Judith Nägeli. Andererseits: „Wir wollen, dass Castelnau seinen militärischen Charakter, der durch den Exerzierplatz wesentlich geprägt wird, verliert.“ Klar ist, dass die EGP nur durch die Vermarktung von Wohnbaugrund die Kosten für die Erschlie-ßung wieder hereinholen kann.

Möglichst viele der Altbauten aus den 1930er Jahren will die EGP erhalten, darunter das 140 Meter lange Gebäude 019/020. Durch die Ausrichtung nach Nordwesten erhält das Haus, das eine Nutzfläche von 8 000 Quadratmetern aufweist, abends viel Sonne. Der Blick aus der zweiten Etage  in Richtung City und Markusberg ist fantas-tisch und soll auch durch das in unmittelbarer Nähe geplante, jedoch tiefer liegende Einkaufszentrum nicht getrübt werden. Für die genaue Anordnung und den Zuschnitt der Wohnungen muss aber noch viel Gehirnschmalz der Architekten aufgewendet werden.