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28.04.2009

Ermutigung zu neuen Wegen

Gerade im Frühjahr gibt es jede Menge Arbeit im Forstrevier: Bis zu acht Meter hohe Bäume müssen beschnitten werden, im Wildgehege sind viele kleine Neuzugänge zu betreuen und vor dem Haus des Waldes liegt ein Stamm, bei dem die Rinde mit einem Schäleisen zu entfernen ist: Die sechs Schülerinnen, die beim Girls’ Day am vergangenen Donnerstag im Weisshauswald hinter die Kulissen blickten, erhielten durch Försterin Kerstin Schmitt einen hautnahen Einblick und griffen selbst zum Werkzeug. Das Forstrevier war eine Station des städtischen Programms beim Girls’ Day 2009, das die Gleichstellungsbeauftratgte Margot Backendorf mit vielen Partnern für 26 Schülerinnen der Klassen 5 bis 10 vorbereitet hatte.

Stadtreinigung und Feuerwehr

Die Mädchen waren außerdem bei der Berufsfeuerwehr am Barbara-Ufer, auf dem Betriebshof der Stadtreinigung und im Theater zu Gast. Weil dort gerade das Opernprogramm zur „Zauberflöte“ im Großen Haus gespielt wurde, konnte sie sich beim Schnupper-Programm zu technisch-naturwissenschaftlichen „Männerberufen“ sich „nur“ in den Werkstätten umschauen und sich erklären lassen, wie in der großen Schreinerei Teile der Bühnenbilder entstehen.

Nach den Außenterminen trafen sich die Mädchen und ihre Betreuerinnen zu einem Abschlussgespräch mit der Beigeordneten Simone Kaes-Torchiani im Großen Rathaussaal. Die Architektin und Stadtplanerin ist als erste Trierer Baudezernentin in eine Männerdomäne vorgestoßen. „Die Tatsache, dass ich das einzige weibliche Stadtvorstandsmitglied bin, zeigt, dass bei der Gleichberechtigung trotz einiger Fortschritte noch einiges zu tun ist“, sagte Kaes-Torchiani. Sie
erinnerte sich mit einem leichten Schmunzeln an eine Fortbildung vor mehr als 20 Jahren, an der sie als einzige Frau unter 500 Absolventen teilnahm und ihr ein Blumenstrauß überreicht wurde. „Lieber wäre es mir damals gewesen, ich wäre wie alle anderen begrüßt worden.“
 
Fleiß und Einsatzwillen gefragt

Die Baudezernentin appellierte an die Mädchen, die sich für „Männerberufe“ interessieren, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und sich nicht den Schneid abkaufen zu lassen. „Frauen sind nicht besser als die Männer, aber besser als sie selbst denken“, betonte die Beigeordnete und machte den Schülerinnen außerdem klar, dass man für einen beruflichen Aufstieg in technisch-naturwissenschaftlich geprägten Männerdomänen neben Selbstver-trauen viel Fleiß und Einsatzwillen braucht. In der Diskussion mit den Schülerinnen ging es auch um die Rolle der Frauen in der Kommunalpolitik. Dabei berichtete Kaes-Torchiani unter anderem von den Bemühungen der Parteien, für die neue Legislaturperiode im Trierer Stadtrat den Frauenanteil weiter zu erhöhen.