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25.07.2023

Sprachrohr der Jugend in der Kommunalpolitik

Jugendliche und weitere Teilnehmer der Konferenz schauen auf einem Flipchart mit bunten Post-Its
Bei der Präsentation der Ergebnisse aus den Workshops konnten die Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung viel über die Sicht der Trierer Jugendlichen auf wichtige Themen der Stadt lernen.

Die Ideen und Interessen der Trierer Jugendlichen in politische Entscheidungen einbeziehen – das geht nur, wenn beide Seiten miteinander sprechen und einander zuhören. Diese Gelegenheit gab es jüngst bei der Jugendkonferenz, die nun bereits zum fünften Mal junge Menschen mit der Trierer Politik und Verwaltung zusammenbrachte.

An runden Tischen im Großen Saal der Tufa sitzen über 40 Jugendliche aus verschiedenen Trierer Schulen, Jugendzentren und -verbänden. Sie sind hier, um über das zu sprechen, was sie in dieser Stadt bewegt – und mit ihren Meinungen gehört zu werden. Die Jugendkonferenz wird jährlich vom Jugendamt zusammen mit der Steuerungsgruppe „Eigenständige Jugendpolitik" ausgerichtet. „Wir wollen den Jugendlichen eine Plattform bieten, auf der sie sich untereinander und mit Entscheidungsträgern austauschen und ihre Wünsche und Bedürfnisse äußern können", erläutert Stadtjugendpflegerin Michelle Masella das Ziel der Konferenz.

Gemeinsam mit Moderatorin Susan Zare begrüßte sie die Jugendlichen. Inhaltlich ans Eingemachte ging es dann in den unterschiedlichen Themengruppen: Öffentlicher Raum, Freizeit und Jugendkultur, Mobilität und Infrastruktur, Schule sowie Gleichberechtigung.

In den Workshops diskutierten die Jugendlichen über Probleme in der Stadt und sammelten Ideen und konkrete Vorschläge. Plakate wurden beschriftet, mit bunten Zetteln beklebt und mit Zeichnungen versehen. Nach einer kurzen Mittagspause ging es zurück in den Großen Saal. Hier hatte sich das Plenum erweitert: Neben Ratsmitgliedern und Verantwortlichen aus den Fachämtern war auch der Stadtvorstand durch Sozialdezernentin Elvira Garbes, Innenstadtdezernent Ralf Britten und Kulturdezernent Markus Nöhl vertreten. Anhand der Plakate erläuterten die Jugendlichen den Verantwortlichen, welche Anliegen ihnen in ihrer Stadt unter den Nägeln brennen. Die Ergebnisse werden bald dem Jugendhilfeausschuss vorgestellt. Zudem werden sie nach Themen gebündelt an die Fachämter weitergeleitet und online veröffentlicht. Auch die Plakate sollen an verschiedenen Orten ausgestellt werden.

Stimmen von Jugendlichen

Xenia, 16: „Es wird zu wenig über Gleichberechtigung gesprochen. An unserer Schule gibt es eine sehr konservative Kleiderordnung für Mädchen, während Jungs mit tief ausgeschnittenen Basketballshirts in der Klasse sitzen. Die Begründung: Die Jungen würden sonst abgelenkt. Aber das gilt umgekehrt ja genauso! Catcalling ist auch ein Problem und Meideorte, an denen man als Frau mit allem rechnen muss. Wenn einem Mädchen etwas passiert, gibt es Leute, die sagen: Selbst schuld, was hattest du denn an? Da wird das Verhalten der Täter gerechtfertigt und die Verantwortung verschoben."

Henrik, 15: „Ich finde, die Mobilität in Trier ist noch nicht auf alle Nutzergruppen abgestimmt. Noch immer wird alles dem Autoverkehr untergeordnet. In der Gruppe waren wir uns einig, dass der Bus- und Radverkehr gestärkt werden muss. Viele von uns sind auf den ÖPNV angewiesen und werden nicht vom Elterntaxi gebracht. Die überlasteten Linien sollten ausgeweitet werden und es sollte an Schulen Reparaturangebote für Fahrräder geben."

Anna-Lena, 14: „In den Schulen müssen vor allem bei den Themen Modernisierung, Sanierung der Toiletten, Digitalisierung und Lehrermangel Lösungen gefunden werden. Meine Schule ist zum Beispiel noch nicht wirklich in Richtung Digitalisierung gegangen. Wichtig wäre stabiles WLAN. Unsere Lehrer können im Unterricht oft nicht auf das zugreifen, was sie auf dem iPad vorbereitet haben – dann müssen sie improvisieren. Aber auch wir sollten im Unterricht mehr mit Tablets arbeiten, damit hätten wir mehr Möglichkeiten bei der Recherche. Ich habe das Gefühl, dass wir heute gehört und auch ernstgenommen wurden. Und wir wissen jetzt, dass tatsächlich an Verbesserungen gearbeitet wird, auch wenn es vielleicht noch etwas länger dauert."

Helena Belke