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11.01.2011

Perspektiven für die Nordstadt

Der frühere Luftschutzbunker an der Thyrsusstraße wird seit Jahren als Probenraum für Bands genutzt. Die künstlerische Gestaltung der heruntergekommenen Fassade gilt als wichtiges Projekt der Stadtentwicklung in Trier-Nord.
Der frühere Luftschutzbunker an der Thyrsusstraße wird seit Jahren als Probenraum für Bands genutzt. Die künstlerische Gestaltung der heruntergekommenen Fassade gilt als wichtiges Projekt der Stadtentwicklung in Trier-Nord.
Trier-Nord gilt als Stadtteil mit Defiziten. Zwei Handlungskonzepte, die sich auf insgesamt knapp 230 Seiten mit den Themen Verkehr, Bauen, Wohnen, Soziales und Ortsbild auseinandersetzen, wurden kürzlich im Stadtrat behandelt und verdeutlichen, dass in der Nordstadt zugleich ein enormes Entwicklungspotenzial schlummert.

Viel, wenn nicht alles, hängt von der östlichen Umgehungsstraße ab. Genauer gesagt geht es um den Ausbau der Metternichstraße zur Hauptverkehrsachse mit neuem Autobahnanschluss bei Ruwer und Verlängerung über das Moselbahngelände bis zum Hauptbahnhof. Die beiden jetzt vorgelegten Konzepte, der Stadtteilrahmenplan und das Entwicklungskonzept für die Soziale Stadt Trier-Nord, sind sich in der überragenden Bedeutung des Projekts einig. Mit einem Schlag wären die Achsen Paulin-/Herzogenbuscher Straße und Franz-Georg-/Schöndorfer Straße vom Durchgangsverkehr befreit. Die bisher durch stark befahrene Hauptstraßen zergliederte Nordstadt bekäme ein völlig anderes Gesicht.

Sieben Schlüsselprojekte
 
Der Stadtteilrahmenplan Trier-Nord nimmt den mit gut 13.000 Einwohnern bevölkerungsreichsten Trierer Ortsbezirk insgesamt in den Blick. Basierend auf dem Bürgergutachten werden aus einer Vielzahl von Einzelvorschlägen sieben Schlüsselprojekte hervorgehoben. Neben der Ostumfahrung über die Metternichstraße zählt dazu zum Beispiel die Aufwertung des Moselufers mit einer Verbreiterung des Uferwe-ges, Liegewiesen, zusätzlichen Ruhebänken und Bäumen. Damit in engem Zusammenhang steht die Umgestaltung der früheren Kaserne „Castel Feuvrier“, die als Wohngebiet mit Hotel, Gastronomie und Anbindung zur Mosel entwickelt werden soll.

Ein weiterer Eckpunkt ist das Viertel um den Hauptbahnhof. Hier wird auf die Ergebnisse des Workshops „Perspektiven für den Bahnhofsbereich“ aus dem Jahr 2006 verwiesen. Im einzelnen geht es um die „Freistellung“ des Baudenkmals St. Maximin, Wohnungsbau an der Kürenzer Straße, die städtebauliche Aufwertung des Bahnhofsvorplatzes und den Erhalt des Posthochhauses. Zentral für die Naherholung der Nordstadtbewohner ist die weitere „Renaissance“ des Nells Park, der in den vergangenen Jahren durch  eine Allianz von Bürgern, Geschäftsleuten und Institutionen zu neuem Leben erweckt worden ist.

Einkaufsmeile Paulinstraße

Als direkte Folge der östlichen Umgehungsstraße kann der Umbau der Paulinstraße in Angriff genommen werden. Mehr Grün, Verkehrsberuhigung, zusätzliche Kurzzeitparkplätze und die abschnittsweise Ausweisung als Einbahnstraße machen die Straße einladender für einen Einkaufsbummel.

Auch die Nordbrücke wird im Stadtteilrahmenplan als Schlüsselprojekt definiert. Der Brückenschlag vom Verteilerkreis über die Mosel bedeutet eine direkte Anbindung der westlichen Stadtteile Pallien, Biewer und Pfalzel an das Industriegebiet Loebstraße mit einer weiteren starken Reduzierung des Durchgangsverkehrs in Trier-Nord. Mehr als bei allen anderen Ideen und Plänen erscheint die Finanzierung dieses Projekts derzeit jedoch utopisch.

Seit das zwischen der Metternich- und Herzogenbuscher Straße gelegene Quartier „Nells Ländchen“ Fördermittel aus dem Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ erhält, hat sich unter Federführung der Wohnungsgenossenschaft Beutelweg (WoGeBe) viel getan. Mit der nahen Zukunft des Viertels befasst sich das von der WoGeBe erstellte Integrierte Entwicklungskonzept Soziale Stadt Trier-Nord. Behandelt werden neben stadtplanerischen auch soziale Aspekte. Jeder vierte Bewohner des Gebiets bezieht Hartz IV oder Grundsicherung. Als Modellprojekt wird daher die Einstellung eines lokalen Beschäftigungsmanagers angeregt. Er soll eine Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive starten und Partnerschaften mit den umliegenden Betrieben initiieren.

Bei den Themen Verkehr und Städtebau decken sich viele Vorschläge mit dem Stadtteilrahmenplan. Begrünung, Gestaltung von Brachflächen und Verkehrsberuhigung sind wichtige Handlungsfelder. Ein Beispiel: Seit 2004 liegen circa 5000 Quadratmeter an der Thyrsusstraße brach. Die Grundstücke werden oft als illegale Müllkippe „genutzt“ und verschandeln das Stadtbild. Die WoGeBe schlägt eine Bebauung mit günstigen Einfamilienhäusern vor, um „Aufsteigern“ eine Wohnperspektive in ihrem Stadtteil zu bieten oder „Zuwanderer“ nach Trier-Nord zu ziehen. Das Investitionsvolumen wird auf 4 bis 6 Millionen Euro geschätzt.