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15.08.2017

Spielstadt trotzt dem wechselhaften Wetter

Der siebenjährige Maximilian Müller schreibt konzentriert eine Urkunde mit der Feder.
Der siebenjährige Maximilian Müller ist das erste Mal in der Spielstadt und schreibt konzentriert eine Urkunde mit der Feder.
Seit mehr als einem Vierteljahrhundert ist die historische Spielstadt bei den Kaiserthermen aus dem Trierer Sommerferienprogramm nicht mehr wegzudenken und hat viele treue Fans. Sie ließen sich bei dem dreiwöchigen Programm 2017, das in die frühe Neuzeit führte, auch von dem teilweise kühlen nassen Wetter nicht abschrecken. Selbst an Regentagen wurden teilweise 110 Teilnehmer gezählt.

Passend zum großem Jubiläum 500 Jahre Reformation wurden Kinder zwischen sechs und 14 Jahren auf eine Zeitreise in das Jahr 1559 mitgenommen. Sie arbeiteten unter Anleitung ihrer Betreuer in Handwerksbetrieben  (Bäckerei, Weberei, Färberei, Hutmacherei, Schreinerei, Spinnerei), aber auch bei der Verwaltung, in der Gaststube und im Theater und erhielten vielfältige Einblicke in den damaligen Alltag. Zwischendurch berief Sandra Rouhi vom Veranstalter mobile Spielaktion als Chefin der Stadt immer wieder Versammlungen ein  wenn der Papst gestorben war, oder es einen Diebstahl gab. Spielerisch erfuhren die Jungen und Mädchen sehr viel über die frühe Neuzeit als Epoche des Aufbruchs: Die Reformation hatte althergebrachte Denkweisen durcheinander gewirbelt, die Wissenschaften waren auf dem Weg zu großartigen Erfindungen. In einigen Familien wurde nach der Rückkehr der Kinder aus der Spielstadt über das Erlebte diskutiert. „Wir haben mehrfach darüber gesprochen und einzelne Begriffe gegoogelt“, berichtete eine Mutter.

Eine besondere Faszination übten im Zeitalter der Smartphones die alten Handwerkstechniken aus: „Meine Tochter war das erste Mal da, zusammen mit einer Freundin. Sie sind voll in die Zeit abgetaucht und haben zu Hause Salben angerührt, wie sie es in der Apotheke gelernt hatten“, erzählte die Mutter Susanne Wagner. Antonia Lukas hat es besonders gut in der Schneiderei gefallen: „Ich habe viele Beutel gemacht und Kordeln gedreht. Das hat großen Spaß gemacht. In der Verwaltung habe ich Bürgerurkunden ausgestellt.“ Der achtjährige Johannes Hellmann war zum zweiten Mal mit dabei: „In der Verwaltung hat es mir am besten gefallen. Ich fand es toll, die alte Schrift zu lernen. Schön ist auch, dass wir Urkunden schreiben und Steuern eintreiben konnten. Ich mag die feinen Arbeiten, wo man sich konzentrieren muss. Die Leiter der Werkstätten waren sehr nett.“

Die mobile Spielstadt war 1992 als studentisches Projekt für künftige Pädagogen entstanden. Die Leiterin Sandra Rouhi ist seit 1993 bis auf zwei Jahre durchgehend dabei. Einige der heutigen Betreuer kennen die Spielstadt schon aus ihrer Kinderzeit.  Nach Rouhis Erfahrung ist der pädagogische Aufwand zur Betreuung der Kinder größer geworden. So könnten heute weniger Sechsjährige einen Knoten machen und mehr Kinder als vor 25 Jahren hätten zunächst Probleme, eine längere Zeit bei einer Tätigkeit durchzuhalten. Rouhi bedankte sich bei den Sponsoren, die die Spielstadt unterstützten: Kinder- und Jugendstiftung der Sparkasse, Rotary Club, Generaldirektion Kulturelles Erbe, evangelische Kirchengemeinde, Stadtjugendpflege und Land Rheinland-Pfalz.