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07.07.2015

Die Weichen werden gestellt

Karl Marx im Porträt von Willi Sitte
Das Marx-Porträt des berühmten Malers Willi Sitte ist derzeit im Stadtmuseum zu sehen. Die Ausstellung im Jahr 2018 wird Leben und Werk des Philosophen im Kontext seiner Zeit präsentieren. Foto: VG Bild-Kunst
Noch sind es knapp 1000 Tage bis 2018, dem 200. Geburtsjahr von Karl Marx. Doch die Weichen für das Jubiläumsjahr des in Trier geborenen Philosophen werden bereits gestellt. Nachdem der Stadtrat Ende vergangenen Jahres den Grundsatzbeschluss fasste, sich als Marx- Geburtsstadt an einer Ausstellung zu beteiligen, folgte nun der nächste Schritt.

Einstimmig beschloss der Rat die Beteiligung der Stadt an einer zu gründenden „Karl-Marx 2018 Ausstellungsgesellschaft mbH“ (Kamag). Ihre Aufgabe wird sein, alle Programme der beteiligten Akteure im Jubiläumsjahr abzustimmen, die Ausstellungsteile konsistent zu verknüpfen und die internationalen und nationalen Akteure zu vernetzen. Auch der Ausgleich der Interessen der unterschiedlichen Akteure könne durch die Organisationsform einer GmbH gewährleistet werden, heißt es in der Vorlage. Für die Gesellschaft wird aufgrund der Größe des Vorhabens auch ein eigenes Ausstellungsbüro eingerichtet.

Kern des Marx-Jubiläumsjahres ist eine Ausstellung, die im Rheinischen Landesmuseum und Stadtmuseum Simeonstift präsentiert wird. Beide Ausstellungsteile setzen unterschiedliche Schwerpunkte, werden aber das Leben und Werk von Karl Marx im Kontext seiner Zeit präsentieren. So wird es um Trier als Geburtsort mit den ersten Prägungen des jungen Marx gehen, ebenso wie um seine Studienorte Bonn und Berlin sowie Köln als erste Wirkungsstätte des jungen Journalisten. Beleuchtet werden auch seine späteren Stationen Paris, Brüssel und London. Allerdings sollen weder die Inanspruchnahme von Marx im 20. Jahrhundert durch Bewegungen und Herrschaftssysteme noch die ideologischen Schlachten des vergangenen Jahrhunderts wesentliche Bestandteile der Ausstellung sein.

Neben der großen Ausstellung ist ein umfangreiches Begleitprogramm geplant, an dem zahlreiche Akteure wie Universität, Theater, Hochschule, die freie Kulturszene, Volkshochschule und politische Stiftungen mitwirken werden. Die neue Gesellschaft soll die Programme aller Akteure abstimmen.

Die Kamag soll mit einem Stammkapital von 25.000 Euro gegründet werden, wovon das Land Rheinland-Pfalz 18.750 Euro und die Stadt Trier 6250 Euro übernimmt. Die Projektkosten liegen bei 5,6 Millionen Euro.

Davon entfallen 3,4 Millionen Euro auf die Einrichtung der Ausstellungsstandorte und die Kosten der Leihgaben (Transporte, Versicherungen und Restaurierungen). Finanziert werden soll dies durch Eintrittsgelder, Verkaufserlöse sowie Drittmittel und Spenden. Die Stadt verpflichtet sich zur Deckung eventuell entstehender Fehlbeträge im Verhältnis ihres Anteils von einem Viertel, maximal 850.000 Euro. Sach- und Personalkosten, Publikationen, Marketing und Werbemaßnahmen schlagen mit 2,2 Millionen Euro zu Buche. Trier verpflichtet sich hierfür, ein Viertel, maximal 550.000 Euro, der Kamag zur Verfügung zu stellen.

Stimmen der Fraktionen

Die CDU-Fraktion begrüße die weiteren Schritte, um die Ausstellung vernünftig zu konzipieren, sagte Dr. Ulrich Dempfle. Die Christdemokraten hoffen auf einen „deutlichen Überschuss“ am Ende der Ausstellung, nicht zuletzt aufgrund der durch den chinesischen Botschafter in Aussicht gestellten Beteiligung Chinas. Markus Nöhl (SPD) hofft ebenfalls auf schwarze Zahlen, „auf jeden Fall werden sich die Investitionen für die gesamte Region lohnen“, betonte er. „Wir formen jetzt die richtige Hülle, um den Erfolg der Konstantin-Ausstellung zu wiederholen“, so der SPD- Politiker. Den Vergleich mit der sehr erfolgreichen Konstantin-Ausstellung 2007 empfand Richard Leuckefeld (Grüne) als „nicht stimmig“. Diese sei ein Selbstläufer gewesen. An der Konzipierung der Ausstellung kritisierte er den fehlenden Gegenwartsbezug. „Die Gegenwart wird ausgeklammert“, sagte Leuckefeld und ergänzte: „Dabei sind die Auswirkungen von Marx in der Gegenwart deutlich spürbar“.

Professor Hermann Kleber (FWG) verwies auf das Begleitprogramm, das die Wünsche von Leuckefeld aufgreifen könne. In jedem Fall brauche Trier alle paar Jahre eine derartige große überregionale Ausstellung, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Paul Hilger von der Linksfraktion plädierte ebenfalls dafür, das Wirken von Marx nicht nur im historischen Kontext zu betrachten. Auch solle die Ausstellung nicht nur die Person, sondern auch Marx‘ Gedanken und Theorien beachten.