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21.11.2006

Trier bald wieder Großstadt

Auswirkungen der Zweitwohnungsteuer in der Einwohnerstatistik bereits spürbar

Trier wird Großstadt.
Trier wird Großstadt.
Noch ist es nicht amtlich, doch die Spatzen pfeifen es bereits vom Rathausdach: Trier ist auf dem besten Weg, auch offiziell schon bald wieder Großstadt zu werden. Am gestrigen Montag wurden im Bürgeramt bei der Auswertung des Melderegisters 100.445 Einwohner registriert. Damit wurde die magische Hürde von 100.000 Einwohnern mit erstem Wohnsitz übersprungen. Und die Zahlen steigen weiter.

Grund ist die vom Stadtrat zum 1. Januar 2007 beschlossene Zweitwohnungssteuer. Sie entfällt, sobald der Nebenwohnsitz zum Hauptwohnsitz erklärt wird. Schon vor der Einführung der neuen Regelung, die bundes- und landesweit bereits in vielen Städten gehandhabt wird, erfährt die Stadt den erhoffen Zuwachs an Erstbewohnern. „Immer häufiger kommen Personen zu uns ins Bürgeramt, um sich bereits jetzt umzumelden oder Trier bei einer Neuanmeldung direkt als Erstwohnsitz anzugeben“, berichtet Amtsleiterin Margret Schonert. Wandelten im September 2005 exakt 43 Bewohner ihren Neben- zum Hauptwohnsitz um, so wurden zum gleichen Zeitpunkt in
diesem Jahr bereits 173 gezählt. Probleme gibt es dabei, so Schonert, nicht. Hans-Peter Nossem vom Amt für Stadtentwicklung und Statistik weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Trier bislang mit Abstand den höchsten Anteil der Nebenwohnsitze aller rheinland-pfälzischen Städte aufwies.

Emser Zahlen entscheidend

Oberbürgermeister Schröer ist sich vor dem Hintergrund der positiven Entwicklung sicher, dass die Grenze der 100.000 Ersteinwohner deutlich und damit auch auf längere Zeit überschritten werden kann. Offiziell aber ist es noch nicht so weit. Entscheidend sind die Zahlen der amtlichen Fortschreibung des Bevölkerungsstandes durch das Statistische Landesamt in Bad Ems. Hier werden jeweils zum Jahresende und zur Jahresmitte die allein gültigen Zahlen ermittelt. Am Stichtag 30. Juni wurden als aktuelle Zahl für Trier 99.559 Personen gemeldet. Damit verpasste Deutschlands älteste Stadt den Großstadtstatus um genau 441 Personen. Für Statistiker Nossem ist das allerdings „kein Grund zur Beunruhigung“. Erfahrungsgemäß liegen die Sommerzahlen stets unter denen des Winters. Hinzu kommt, dass der Saldo des Statistischen Landesamts meist über dem des Rathaus-Melderegisters liegt, aus welchen Gründen auch immer.

2,4 Millionen Euro mehr

Neben der Imagefrage, ob sich die Moselmetropole wieder zum Kreis der Großstädte zählen darf, hat die Einwohnerzahl vor allem handfeste Auswirkungen auf den Etat. Mit dem Statusgewinn fließen rund 2,4 Millionen Euro zusätzlich in die (leeren) städtischen Kassen. Die Summe ergibt sich aus höheren (Schlüssel-)Zuweisungen des Landes, zusätzlichen (Konzessions-)Abgaben der Stadtwerke sowie aus den Einnahmen der Zweitwohnsitzsteuer selbst.

Bei aller Genugtuung über die positive Einwohnerentwicklung hat die Aktion allerdings einen Schönheitsfehler. Der Zugewinn wird, wie in anderen Städten auch, nicht durch eine tatsächliche Zuwanderung, sondern durch eine Veränderung „auf dem Papier“ vollzogen. Für Oberbürgermeister Helmut Schröer ein Grund mehr, mit infrastrukturellen Maßnahmen daran zu arbeiten, Triers Einwohnerzahl auch langfristig über der 100.000-Marge zu halten.