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01.11.2016

A.R.T. will noch mehr aussortieren

Mülldeponie Mertesdorf
Die langfristige Nachsorge für insgesamt 18 Mülldeponien, wie zum Beispiel in Mertesdorf (Foto), ist eine wichtige Aufgabe des A.R.T., für die Rückstellungen in dreistelliger Millionenhöhe gebildet werden müssen. Foto: A.R.T.
Minuszinsen und steigende Kosten für die Verbrennung des eingesammelten Restmülls wirken sich negativ auf die Bilanz des Zweckverbands Abfallwirtschaft Region Trier (A.R.T.) aus. Als Gegenmaßnahmen sind neben erhöhten Rückstellungen auch Investitionen in die Abfalltrocknungsanlage in Mertesdorf geplant, die die Abhängigkeit von den Verbrennungskosten verringern sollen. Von Gebührenerhöhungen bleiben die Kunden in Trier zunächst verschont.

Zum 1. Januar 2016 haben sich die Stadt Trier und der Landkreis Trier-Saarburg mit den Landkreisen Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm und Vulkaneifel zum „neuen“ A.R.T. zusammengeschlossen. Seitdem wird die Müllentsorgung gemeinsam organisiert. Bis 2025 sollen auch die jetzt noch getrennten Gebührenhaushalte zusammengelegt werden. Um hierfür eine gemeinsame Bemessungsgrundlage zu schaffen, wurde beim A.R.T. in den vergangenen Monaten viel gemessen, gewogen, gezählt und vor allem gerechnet.

Das Resultat: Aufgrund von geerbten Verpflichtungen und jüngsten finanz- und abfallwirtschaftlichen Entwicklungen ergeben sich Lücken im Etat, die demnächst zu höheren Abfallgebühren in den Landkreisen Bernkastel-Wittlich und Vulkaneifel führen werden. Für Trier sind dagegen vorerst keine Gebührensteigerungen geplant.

Langfristige Deponienachsorge

Zu den geerbten Verpflichtungen zählt vor allem die langfristige Nachsorge der still gelegten und noch in Betrieb befindlichen Mülldeponien. Hierfür haben die Kommunen zwar bereits Rückstellungen in Höhe von 122 Millionen Euro gebildet. Ermittelt wurde jetzt aber ein Bedarf von 136 Millionen Euro. Die fehlenden 14 Millionen Euro müssen bis zur Zusammenlegung des Gebührenhaushalts 2025 erwirtschaftet werden.

Zusätzliche Sorgen bereitet den A.R.T.-Verantwortlichen die Zinsentwicklung: Derzeit verlangen die Banken für Finanzanlagen bereits Strafzinsen. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird die Kaufkraft der Rückstellungen während des mit 50 Jahren veranschlagten Nachsorgezeitraums deutlich sinken. „Um diesen Effekt auszugleichen, müssen wir allein indiesem Jahr 7,3 Millionen Euro zusätzlich aufwenden“, erläutert A.R.T.-Verbandsdirektor Max Monzel.

Auch im abfallwirtschaftlichen Tagesgeschäft zeichne sich, so Monzel, ein besorgniserregender Trend bei der Bezahlung für die Abfallverbrennung ab. Die Zuzahlung für Holz oder Ersatzbrennstoffe, wie sie in der mechanisch-biologischen Trocknungsanlage (MBT) Mertesdorf aus den eingesammelten Restabfällen produziert werden, beträgt nach den jüngsten Ausschreibungsergebnissen fast acht Millionen Euro pro Jahr, was einer Kostensteigerung von 125 Prozent entspricht. Auch die Ausgaben  für die Sperr- und Problemabfallentsorgung gehen derzeit nach oben.

Um diese Entwicklung abzufedern, sucht der A.R.T. weiter nach Lösungen, wie die Recyclingrate von verwertbaren Stoffen aus Hausabfall nach der Trocknung gesteigert werden kann. Ziel ist es dabei, die Mengen, die in thermischen Abfallbehandlungsanlagen verbrannt werden müssen, zu reduzieren. Die Funktionsweise der MBT soll dahingehend optimiert werden, dass zum Beispiel der sich auf immerhin 20 Prozent belaufende Anteil von Erde und Biomasse aus dem getrockneten Abfall aussortiert und einer kostengünstigen Verwertung zugeführt werden kann.

„Jeden Stein umgedreht“

„Wir haben in den letzten Monaten jeden Stein umgedreht, um genau zu prüfen, wo wir stehen. Sinn dieser Bewertung war, Erkenntnisse zu gewinnen und Probleme herauszuarbeiten, um Lösungen zu finden“, fasst Monzel zusammen. „Die Abhängigkeit von den Verbrennungspreisen muss reduziert und Baumaßnahmen müssen vorgezogen werden.“ Doch all diese Lösungsansätze können die Anpassung der Gebühren nicht verhindern. „Die bevorstehende, notwendige Erhöhung der Gebühren erfolgt ausschließlich, um den übernommenen Verpflichtungen der langfristigen Deponienachsorge gerecht zu werden, der Verantwortung für den Schutz von Mensch, Natur und Umwelt nachzukommen und gleichzeitig die Entsorgungssicherheit auch unter erschwerten Bedingungen zu gewährleisten“, unterstreicht A.R.T.-Verbandsvorsteher Gregor Eibes, Landrat im Kreis Bernkastel- Wittlich.

Die Verbandsversammlung des A.R.T. hat die Bewertungsergebnisse vergangene Woche zur Kenntnis genommen und zugleich einen Grundsatzbeschluss zur Weiterentwicklung der Abfallvorsortierung in Mertesdorf getroffen. Die Investitionskosten für dieses Projekt werden mit mindestens sieben Millionen Euro veranschlagt.