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12.05.2009

Vorfahrt für den Lärmschutz?

Zu den am stärksten vom Verkehrslärm betroffenen Gebieten zählt die Bonner Straße im Stadtteil Pallien.
Zu den am stärksten vom Verkehrslärm betroffenen Gebieten zählt die Bonner Straße im Stadtteil Pallien.
Tempo 30 in der Saarstraße, Schallschutzwände am Pacelliufer, Asphalt statt Pflaster in der Luxemburger Straße: Im Lärmaktionsplan der Stadt Trier werden verschiedene Maßnahmen zugunsten der am stärksten vom Straßenlärm betroffenen Wohngebiete vorgeschlagen. Nachdem der Stadtrat im Februar die Offenlegung des Plans beschlossen hatte, fand zu dem Thema vergangene Woche eine Bürgerinformation statt.

Zunächst erläuterte Volker Ganz von der FIRU mbH, Büro für Raum- und Umweltplanung, die Inhalte des Lärmaktionsplans. Ausgangspunkt für die Kommunen ist eine EU-Richtlinie zur Verringerung des „Umgebungslärms“. Anhand einer Lärmkarte, auf der die Belastung an den Hauptverkehrsstraßen erfasst ist, wurden Gebiete mit kurzfristigem Handlungsbedarf ausfindig gemacht. Demnach sind in Trier rund 1800 Einwohner so stark von Straßenlärm betroffen, dass Schutzmaßnahmen empfohlen werden.

Finanzierung offen

Der Lärmaktionsplan soll im Herbst 2009 endgültig beschlossen werden. Angesichts zum Teil hoher Kosten steht allerdings noch nicht fest, ob und wann die einzelnen Maßnahmen umgesetzt werden können. Wie Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani erläuterte, sei dies eine Frage der Abwägung und Prioritätensetzung des neuen Stadtrats. Neben der Finanzierung sind noch weitere Fragen offen: So wird zwar im Lärmaktionsplan Tempo 30 für die Bonner und Kölner Straße empfohlen, doch da es sich um Bundesstraßen handelt, würde dieses Tempolimit dem Straßenverkehrsrecht widersprechen. Die derzeit in der Bonner Straße geltende Beschränkung auf 30 km/h konnte nur aufgrund des schlechten Straßenzustands angeordnet werden. Nach der geplanten Sanierung der Straße müsse wieder Tempo 50 eingeführt werden, so Kaes-Torchiani. Vermutlich müssten sich bald die Gerichte mit diesem Konflikt, der in vielen Städten auftrete, befassen.

Beachtet werden muss auch, dass Tempolimits oder Lkw-Fahrverbote in einzelnen Straßen häufig nur zur Verdrängung des Verkehrs in andere Gebiete führen. Außerdem gibt es häufig widerstreitende Interessen von lärmgeplagten Anwohnern einerseits und Unternehmen andererseits, die auf leistungsfähige Verkehrswege für ihre Zulieferer pochen. Kaes-Torchiani verwies auf das Mobilitätskonzept der Stadt Trier, dessen Ziel es sei, die Verkehrslenkung zu optimieren und den Individualverkehr zu reduzieren.
 
Im Lauf der Diskussion wurde deutlich, dass besonders die Anwohner der Weststrecke zwischen Pallien und Zewen in letzter Zeit eine höhere Lärmbelastung verspürt haben. Die neue Trasse der B 53 – für den Stadtteil Biewer ein Segen – habe vor allem zu einer Zunahme des Lkw-Verkehrs geführt. Vermutet wird, dass die Route durch Trier auch vom Transitverkehr als Schleichweg nach Luxemburg genutzt wird, um die Autobahnmaut zu umgehen. Ein Vorschlag der Bürger, der allerdings nicht in die Kompetenz des Rathauses fällt, lautete deshalb, auf dem Autobahnabschnitt zwischen Eh-rang und der Luxemburger Grenze auf die Lkw-Maut zu verzichten.

Einzelne Maßnahmen

Bei der Bürgerinformation zum Lärmaktionsplan wurden konkrete Maßnahmen zur Minderung des Verkehrslärms in besonders stark betroffenen Wohngebieten vorgestellt:
  • Luxemburger Straße
    Maßnahme: Asphaltierung des bisher zum Teil gepflasterten Straßenbelags
    Wirkung: sehr hoch (Lärmbewertungsmaß verringert sich um 98 Prozent)
    Kosten: noch nicht ermittelt
    Alternative: Verkehrsberuhigung bei neuer Hauptverkehrsachse westlich der Eisenbahnlinie wie im Masterplan für Trier-West vorgesehen
  • Zurmaiener Straße 126-149
    Maßnahme: Lärmschutzwand
    Wirkung: sehr hoch (Lärmbewertungsmaß verringert sich um 99,6 Prozent)
    Kosten: ca. 186.000 Euro
  • Wilhelm-Leuschner-Straße 51, 59 und 65
    Maßnahme: Lärmschutzwand
    Wirkung: gering (Lärmbewertungsmaß verringert sich um vier Prozent)
    Kosten: ca. 105.000 Euro
  • Auf der Steinrausch 16-42 (Pacelliufer)
    Maßnahme: Lärmschutzwand
    Wirkung: moderat (Lärmbewertungsmaß verringert sich um 34 Prozent)
    Kosten: ca. 161.000 Euro
  • Saarstraße/Matthiasstraße
    Maßnahme: Tempo 30
    Wirkung: sehr hoch (Lärmbewertungsmaß verringert sich um 80 Prozent)
    Kosten: gering
  • Paulinstraße
    Maßnahme: Tempo 30
    Wirkung: sehr hoch (Lärmbewertungsmaß um 80 Prozent geringer)
    Kosten: gering
  • Kölner Straße
    Maßnahme: Tempo 30
    Wirkung: hoch (Lärmbewertungsmaß verringert sich um 64 Prozent)
    Kosten:¿gering
    Konflikt: Bundesstraße erfordert Tempo 50
  • Bonner Straße
    Maßnahme: Tempo 30
    Wirkung: moderat (Lärmbewertungsmaß verringert sich um 33 Prozent)
    Kosten:¿gering
    Konflikt:¿Bundesstraße erfordert Tempo 50
  • Alle Gebiete
    Maßnahme: Einbau von Schallschutzfenster
    Kosten: maximal 4,2 Millionen Euro

Der Lärmaktionsplan kann bis zum 22. Mai im Baubürgerbüro, Augustinerhof, Verwaltungsgebäude VI,  beim Stadtplanungsamt, Verwaltungsgebäude V (Kaiserstraße 18), eingesehen werden.