Sprungmarken
28.04.2015

Ein Quartier schließt sich zusammen

Spatenstich für ein Wohnbauprojekt in der Thyrsusstraße
Alle packen an: Dieses Motto bewährte sich 2014 beim Spatenstich für das Wohnbauprojekt in der Thyrsusstraße 22-24 wie auch in der gesamten Sozialen Stadt Trier-Nord in den letzten 15 Jahren. Foto: Wogebe
Als das Stadtviertel rund um die Thyrsusstraße im Jahr 2000 in das Programm Soziale Stadt aufgenommen wurde, war es vor allem als „sozialer Brennpunkt“ und als ehemaliges Wohngebiet des französischen Militärs bekannt. Es verzeichnete einen hohen Bedarf an Arbeits-, Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten, baulicher Sanierung und städtebaulicher Neugestaltung. 15 Jahre später hat sich die Situation in vielerlei Hinsicht verbessert – doch das Quartiersmanagement in Trägerschaft der Wohnungsgenossenschaft Am Beutelweg eG (Wogebe) hat noch viel vor.

 „Gemeinsam für einen lebenswerten Stadtteil“. Unter diesem Motto stand am 5. September 2000 ein Aktionstag vor dem Bürgerhaus in der Franz-Georg-Straße 36. Zahlreiche Bürger aus Trier-Nord, die sozialen Einrichtungen von der Krabbelstube über die Schulen bis zum Bürgerhaus und die Wogebe hatten sich zusammengetan, um in der Öffentlichkeit und vor allen Dingen bei den politisch Verantwortlichen in Stadt und Land für Unterstützung zu werben.

Quartiersmanagerin Maria Ohlig blickt zurück: „Das Leben zwischen Wasserweg und Verteilerring war damals geprägt von schwierigen äußeren Bedingungen: Ein Großteil der Wohnungen hatte dringenden Sanierungsbedarf, die sozialen Einrichtungen im Bürgerhaus stöhnten unter schlechten Arbeitsbedingungen, die Schulen konnten manche Räume nicht mehr nutzen. Spielplätze im Viertel waren Mangelware, Straße und Umfeld im Bereich Beutelweg/Ambrosiusstraße ungeordnet und desolat. Die städtischen Häuser in der Thyrsusstraße waren abbruchreif, insgesamt brauchte es für das Viertel eine umfassende Planung, die nicht nur die baulichen Probleme in Angriff nahm und übergreifende Lösungen erarbeitete.“

Stadtratsbeschluss 2000

Vom bundesweiten Programm „Soziale Stadt“ versprach man sich Abhilfe dieser Missstände, denn es war klar, dass die Stadt Trier alleine die notwendigen Veränderungen nicht finanzieren konnte. Der Stadtrat formulierte in seinem Beschluss zur Aufnahme von Trier-Nord in das Programm Soziale Stadt am 30. November 2000 als Ziel „die Weiterentwicklung des Quartiers“, wozu eine gezielte, ressortübergreifende und koordinierte Bündelung und Vernetzung unterschiedlicher Ressourcen und Programme erforderlich sei. Ein Durchbruch sei aber nur erreichbar, wenn „in den nächsten zehn Jahren eine grundlegende bauliche Sanierung stattfindet und der Input im sozialen Bereich erhöht wird durch innovative Ansätze, die die Bewohner aus ihrer Abhängigkeit von Transferleistungen befreit.“ Mit der Wahrnehmung dieser Aufgaben wurde die 1991 gegründete Wogebe beauftragt, Sie betreibt seit 2001 ein Quartiersmanagement, das die Aktivitäten vor Ort koordiniert.

Nach 15 Jahren sieht es nun deutlich besser aus: Viele der baulichen Missstände sind beseitigt, das Bürgerhaus wurde zwischen 2002 und 2004 umfassend saniert und erweitert, ein Medienzentrum wurde dort zusätzlich eingerichtet, ebenso ein Stadtteilcafé. Die Spielplätze in der Verdistraße und Am Beutelweg wurden unter Einbeziehung der Eltern und Kindergeplant und gebaut. Das Wohnumfeld im Bereich Beutelweg/Ambrosiusstraße wurde saniert und neu angelegt. Die maroden Häuser in der Thyrsusstraße wurden abgerissen.

Weniger sichtbar, doch genauso wichtig, waren Qualifizierungsprojekte (LOS, Stärken vor Ort), die an das Programm Soziale Stadt gekoppelt waren und in Trägerschaft des Bürgerhauses und des Exzellenzhauses umgesetzt wurden. Die „Gesundheitsteams vor Ort“ ermöglichen die Teilnahme an Gesundheitsfördermaßnahmen. Später standen Modellvorhaben auf der Agenda: das „Trainingswohnen“ und das „Neue Wohnen in der Thyrsusstraße“. „Die in vielen Einrichtungen geleistete soziale Arbeit und die gleichzeitige bauliche Entwicklung haben dem Stadtteil gutgetan“, betont Quartiersmanagerin Ohlig.

Heute leben rund 3300 Einwohner im Gebiet, von denen 23,8 Prozent unter 20 Jahre alt sind. Dies bedeutet im Vergleich zur Gesamtstadt (16,5 Prozent) einen hohen Anteil an Kindern und Jugendlichen. Die Zahl der Empfänger von Transferleistungen ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen: 12,1 Prozent der Einwohner leben in Bedarfsgemeinschaften und erhalten Leistungen des Jobcenters.

In den letzten Jahren konnte endlich auch der neue Bolzplatz eröffnet werden. Der Wohnungsbau der Wogebe und die Sanierung der Grundschule sind ebenfalls wichtige Bausteine dieses Erneuerungsprozesses in Trier-Nord. Auch wenn es andere Finanzmittel sind, mit deren Hilfe Wohnungs- und Schulbau verwirklicht werden konnten, so gehören diese Veränderungen mit in das „Integrierte Entwicklungskonzept“ für den Stadtteil Trier-Nord.