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30.11.2010

Nell-Breuning-Preis für Norbert Blüm

Als Auszeichnung für sein Lebenswerk erhält der frühere Bundesarbeitsminister und CDU-Sozialpolitiker Dr. Norbert Blüm (75) den mit 10 000 Euro dotierten Oswald von Nell-Breuning-Preis der Stadt Trier 2011. Als Vorsitzender des Preisgerichts gab Oberbürgermeister Klaus Jensen die Entscheidung der Jury am Montag bei einem Pressetermin bekannt.

Jensen sagte, mit ihrer Entscheidung würdige die Jury insbesondere den langjährigen, von gegenseitigem Respekt, Vertrauen und hoher Wertschätzung geprägten Gedankenaustausch zwischen Pater Oswald von Nell-Breuning als „Nestor der Katholischen Soziallehre“ und dem herausragenden Sozialpolitiker Norbert Blüm. Dieser gehöre zu den Menschen, die Nell-Breuning mit einem persönlichen Bezug noch bestens gekannt hätten. Neben zahlreichen Begegnungen habe es zwischen beiden zudem einen ständigen Briefaustausch gegeben, der noch gar nicht aufgearbeitet sei. Blüm habe sich ein Leben lang bis zum Tode Nell-Breunings als dessen Schüler betrachtet und sich von dem Jesuitenpater im Sinne einer christlich-sozialen Politik mit den Grundpfeilern der Solidarität, Subsidiarität und des Gemeinwohls beraten lassen. Bei der Feier zum 100. Geburtstag Nell-Breunings am 8. März 1990 in Frankfurt hielt Blüm eine Festrede.

Vorsitzender der Sozialausschüsse

Neben dieser starken persönlichen Verbundenheit zum Namensgeber des Preises werde mit der Verleihung das politische Lebenswerk des Sozialpolitikers Norbert Blüm gewürdigt, sagte Jury-Vorsitzender Jensen. Als lang-jähriger Bundesarbeitsminister und in vielen anderen wichtigen Führungspositionen, so als Vorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) oder der CDU-Sozialausschüsse, habe der Christdemokrat Blüm auf dem Fundament der christlichen Soziallehre bei der praktischen Umsetzung elementarer Fragen aus der Arbeitswelt an entscheidender Stelle mitgewirkt und sich dabei vehement für die Wahrung des Solidarprinzips in den sozialen Sicherungsfragen eingesetzt. Das Denken und Handeln dieses für die sozialpolitische Geschichte Deutschlands maßgeblichen Mitgestalters sei stets von der Wertschätzung seines Mentors Pater Oswald von Nell-Breuning geprägt gewesen.

In einem Telefonat mit OB Jensen bedankte sich Blüm für die Ehrung und bezeichnete Nell-Breuning als „größten Lehrer, den ich je in meinem Leben hatte“. Bis wenige Tage vor Nell-Breunings Tod im August 1991 habe er mit ihm in engem Kontakt gestanden. Schon als 15jähriger Lehrling habe er den „großen Mann der Katholischen Soziallehre“ bewundert. Blüm charakterisierte Nell-Breuning als „unbestechlichen Kämpfer für Gerechtigkeit und großen Wahrheitssuchenden“. In einer Zeit, in der die Welt nach dem Zusammenbruch des Kommunismus und des Kapitalismus nach neuen Wegen suche, vermisse man Nell-Breunings Stimme mehr als je zuvor. Blüm bezeichnete die Auszeichnung als seinen „liebsten und schönsten Preis“. Sie gehe ihm „ans Herz“, da er Pater Nell-Breuning am meisten verehrt habe.
 
Die Preisübergabe ist für Anfang April 2011 in der Promotionsaula des Bischöflichen Priesterseminars geplant, in der der 18-jährige Oswald von Nell-Breuning, wie 73 Jahre vor ihm Karl Marx, seine Reifeprüfung abgelegt hat. Als Laudator konnte Rudolf Dreßler, früherer SPD-Sozialexperte  im Bundestag, gewonnen werden.

Der Oswald von Nell-Breuning Preis  wird seit 2003 alle zwei Jahre vergeben. Er soll die Verbundenheit der Stadt zu ihrem früheren Ehrenbürger dokumentieren, an das Lebenswerk des Jesuitenpaters erinnern und gleichzeitig mit einer inhaltlichen Auseinandersetzung der Weitergabe seines Vermächtnisses dienen. Bisherige Preisträger waren der ehemalige Bundesverfassungsrichter Professor Paul Kirchhof (2003), der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt (2005), das Päpstliche Hilfswerk „Cor Unum“, repräsentiert durch seinen damaligen Vorsitzenden Kardinal Paul Josef Cordes, sowie die Brüder Bundesminister a.D. Dr. Hans-Jochen und Ministerpräsident a.D. Professor Bernhard Vogel.