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04.02.2014

Eine Institution sagt "Tschüss"

Foto: OB Klaus Jensen (r.) überreicht Dr. Reiner Nolden die Entlassungsurkunde
OB Klaus Jensen (r.) überreicht Dr. Reiner Nolden die Entlassungsurkunde und bedankt sich für die fruchtbare Zusammenarbeit im Rahmen der Erinnerungskultur.
Der langjährige Direktor des Stadtarchivs und Honorarprofessor an der Universität Trier, Dr. Reiner Nolden, wurde vergangene Woche in den Ruhestand verabschiedet. „Wollen Sie wirklich gehen?“ fragte ihn Oberbürgermeister Klaus Jensen im Trier- Zimmer des Rathauses. „Nö!“ war die kurze und knappe Antwort des gebürtigen Rheinländers. Doch mit seinem 65. Geburtstag hat Nolden die Altersgrenze erreicht und so überreichte ihm der OB die entsprechende Urkunde und als Abschiedsgeschenk den neuesten Roman von Umberto Eco, den der Archivar sich gewünscht hatte. Auch Bürgermeisterin Angelika Birk als Dezernatsleiterin, Professor Michael Embach, Direktor der Stadtbibliothek, sowie Sabine Borkam als Vorsitzende des Personalrats wünschten Nolden alles Gute für den weiteren Lebensweg.

„Ich lasse Sie sehr ungerne gehen, denn Sie waren mir besonders bei der Erinnerungskultur eine große fachliche Stütze“, sagte Jensen, der damit nicht nur die Aufarbeitung  der jüdischen Geschichte Triers meinte, sondern auch die seit fünf Jahren andauernde, aufwendige Erfassung und Katalogisierung der wertvollen Bestände der Stadtbibliothek, für die Nolden viele Wochenenden in seinem Archiv verbracht hatte. Mitte des Jahres wird der neue Katalog erscheinen, der nach Einschätzung von Embach das Ansehen und den Stellenwert des Hauses erheblich steigern wird.

Seit dem Wintersemester 2000/01 hatte Nolden, der 1982 an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen seinen Doktor der Philosophie machte, einen ehrenamtlichen Lehrauftrag an der Universität Trier. Dafür bestellte ihn der damalige Ministerpräsident Kurt Beck im August 2012 zum Honorarprofessor.

Nach dem Studium der Geschichte und Anglistik an der RWTH Aachen, einschließlich Auslandssemester in Irland, war Nolden zunächst wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Mittlere Geschichte. Nach der archivarischen Staatsprüfung 1982

erhielt er den Titel „Assessor des Archivdienstes“ am Marburger Institut für Archivwissenschaften. Da zu dieser Zeit in Trier die 2000-Jahrfeier anstand und die Stadt eine neue Archivarstelle zu besetzen hatte, kam Nolden an die Mosel. 1986 wurde er Oberarchivar, 1990 folgte die Ernennung zum Archivdirektor.

„Nicht aus der Welt“

Dr. Reiner Nolden hat zahlreiche Bücher und Aufsätze veröffentlicht. Im letzten Jahr erschien der vierte Band der Reihe „Kostbarkeiten der Stadtbibliothek“, in dem er mit der Kunsthistorikerin Dr. Christine Sauer die Besonderheiten der mittelalterlichen Handschrift „Das Goldene Buch von Prüm“ beschrieb. Es ist wegen seines prachtvollen Einbands, aber auch wegen der in ihm überlieferten Urkunden karolingischer Könige und Kaiser unschätzbar wertvoll. „Ich bin nicht aus der Welt“, sagte Nolden und alle wissen, dass sich der Archivdirektor a.D. mit Umberto Eco alleine nicht zufrieden geben wird.