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09.01.2024

Alleenring gehörte Lastern und Traktoren

Ein grüner Traktor mit Protestbotschaft fährt vor der Porta Nigra über den Alleenring
Insgesamt 1050 landwirtschaftliche Fahrzeuge und Lkws bewegten sich am Protesttag im Konvoi über den Alleenring.

Ausnahmesituation am ersten Schultag nach den Ferien: Auf Initiative des Kreisbauern- und Winzerverbands Trier-Saarburg protestierten Landwirte gegen geplante Kürzungen von Subventionen und Steuervergünstigungen. Obwohl der Bund sie teilweise zurücknahm, machten die Bauern lautstark auf ihre Ziele aufmerksam und wurden von vielen Schrotthändlern und Spediteuren unterstützt. Das im Vorfeld befürchtete ganz große Verkehrschaos blieb aus. 

Oberstes Ziel von Stadt und Polizei bei der Großveranstaltung war es, für Rettungsfahrzeuge und Feuerwehren sowie Pflegedienste und Krankentransporte jederzeit das Durchkommen zu jedem Haus in der Innenstadt und der gesamten Stadt zu gewährleisten – und das grundgesetzlich verbriefte Recht auf Demonstrationsfreiheit der Landwirte zu garantieren. Eine zusätzliche Herausforderung war die Blockade aller Autobahnauffahrten zwischen 6.30 bis etwa 8.15 Uhr auf Initiative des Vereins „Landwirtschaft verbindet Deutschland“.

Ein anhaltendes Verkehrschaos konnte auch deswegen verhindert werden, weil mit Bekanntwerden der Großdemonstration direkt am Mittwoch im Rathaus ein breit angelegter Verwaltungsstab seine Arbeit aufnahm. So wurden Abläufe im Detail abgestimmt und Schulen, Kitas, Kliniken sowie Trierer Unternehmen frühzeitig informiert.

Damit sich Triererinnen und Trierer  früh auf die besondere Lage einstellen konnten, wurden seit Mitte letzter Woche von den Behörden zahlreiche Infos bereitgestellt: Die Stadtverwaltung berichtete in einem Ticker auf trier.de und anderen Kanälen. Das Polizeipräsidium richtete neben bereits bekannten Kanälen am Freitag ein Angebot in dem Messenger-Dienst WhatsApp ein. Der Offene Kanal präsentierte eine Live-Übertragung der Lage in der Kaiserstraße. 

Das Konzept ging insgesamt weitgehend auf, auch weil nach der umfassenden Info im Vorfeld viele das Homeoffice nutzten und vor allem am Morgen deutlich weniger Fahrzeuge unterwegs waren. In den Schulen waren weniger Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler vor Ort, was das Verkehrsaufkommen ebenfalls senkte. Zudem wurde so der Verkehrsbetrieb der Stadtwerke entlastet. Insgesamt konnte der Unterricht an den Schulen trotz reduzierter Besetzung stattfinden. Auch die Berufsfeuerwehr hatte ihren Stab aktiviert und sich mit der Besetzung von Feuerwehrhäusern in Kürenz und Olewig vorbereitet. Hier waren auch ehrenamtliche Kräfte im Einsatz. 

Der Beginn des eigentlichen Demonstrationszugs hatte sich verzögert, da die Landwirte aus der umliegenden Region teils weite Anfahrten nach Trier hatten. So dauerte die sternförmige Einfahrt der Traktoren mehrere Stunden. In dieser Zeit erweiterte die Polizei sukzessive die für die Demonstration vorgesehene Strecke. Ein vollständiges Erliegen des Verkehrs konnte so verhindert werden – nur kurzzeitig kam es auf kurzen Abschnitten zum Stillstand, jenseits des abgesperrten Bereichs konnten vereinzelte Pkw sich in der zäh fließenden Kolonne jedoch weiterhin fortbewegen. Viele Menschen am Alleenring solidarisierten sich mit den demonstrierenden Bauern: Daumen hoch-Gesten und zustimmendes Nicken waren häufiger zu sehen. Vereinzelt war aber auch Kritik an der großen Demonstration zu hören, die mit einer Kundgebung auf dem Viehmarkt ab 13.45 Uhr ihren Höhepunkt erreichte. Hier bekräftigten mehrere Redner ihre Kritik an der Regierung. Dezernent Dr. Thilo Becker dankte den Demonstranten für den bis dahin friedlichen Verlauf.

Die Polizei war mit zahlreichen Kräften an Knotenpunkten präsent, um den Verkehr an die jeweilige Lage angepasst zu regeln und bei Bedarf ganze Straßenzüge zu sperren. Um einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen, waren zudem zahlreiche Einsatzkräfte des Ordnungsamts vor Ort. Ein Aktionsbündnis, das sich zur Unterstützung des Protesttags gegründet hatte, bekundete bei einer Versammlung vor der Porta seine Solidarität. 

OB Wolfram Leibe, der am Montag in der Stadt unterwegs war und sich selbst ein Bild der Lage machte, sagte: „Ich danke besonders den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Trier für die Toleranz und Geduld. Die Demonstranten waren zum Glück kooperativ und haben sich an die Absprachen gehalten. Es war eine große und herausfordernde Aufgabe, eine solche Demonstration möglich zu machen. Wir als Stadtverwaltung waren gut vorbereitet – es zeigt sich einmal mehr, dass wir aus den vergangenen Großereignissen gelernt haben. Die Zusammenarbeit mit den anderen Behörden und den Stadtwerken aus unserem Verwaltungsstab heraus hat hervorragend funktioniert.“