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18.07.2023

Viel mehr als eine Kunstschule

Historische Schwarz-Weiß-aufnahme eines Verwaltungsgebäudes mit Turmerker
Auf der historischen Aufnahme von 1909 aus der Sammlung Laven steht das markante Verwaltungsgebäude des Schlachthofs im Blickpunkt. Foto: Stadtarchiv

Als einen Vorreiter in vielerlei Hinsicht für die Entwicklung von Trier-West, der „gleichzeitig weit über den Stadtteil ausstrahlt", hat Kulturdezernent Markus Nöhl die Europäische Kunstakademie gewürdigt. Sie feierte am Freitag ihr 30-jähriges Jubiläum am Standort in dem umgebauten und erweiterten früheren städtischen Schlachthof in der Aachener Straße. Nöhl würdigte unter anderem den Mut und die Weitsicht der damals politisch Verantwortlichen.

Die Stadt habe damals auch schon mit knappen Kassen zu kämpfen gehabt, wovon sich aber der Stadtrat und der Stadtvorstand nicht hätten entmutigen lassen. Die Umsiedlung der von dem Trierer Künstler und Hochschullehrer Erich Kraemer (1930-1994) im Jahr 1977 gegründeten und zunächst am Martinerhof ansässigen Akademie habe vielfältige Wirkungen entfaltet: als Vorreiter für die Neunutzung vorher industrieller Gebäude und die Entwicklung eines Stadtteils, der in jüngster Zeit gerade bei der städtebaulichen Aufwertung und der Erneuerung der Verkehrsinfrastruktur bedeutende Fortschritte mache. „Die Akademie im Schlachthof ist seit jetzt genau 30 Jahren identitätsstiftend für den gesamten Stadtteil", betonte Nöhl. Das gelte vor allem für die Kunstvermittlung, wo man sich gerade in den letzten Jahren immer wieder geöffnet und neue Formate auf den Weg gebracht habe.

Zu Beginn der Veranstaltung hatte Akademiechef Dr. Simon Santschi seine Gäste in der Kunsthalle begrüßt, darunter auch Brigitte Kraemer, die Witwe des Akademiegründers. Er erinnerte daran, dass das Schlachthofgebäude selbst genau 100 Jahre vor dem Einzug der Kunstakademie fertiggestellt wurde und warb noch einmal für das Jubiläumsprogramm, das unter dem Motto „Art meets meat" bereits am 16. März begann und noch bis zum Jahresende läuft.

Ein Blick über den Tellerrand hinaus bot bei der Festveranstaltung in der Kunsthalle der Vortrag „Mehr als eine ,gesellschaftliche Aufgabe‘ – Kunstakademien und Zeichenschulen als Orte von gesellschaftspolitischer Dimension" von Dr. Stephan Brakensiek, Leiter der graphischen Sammlung des Fachs Kunstgeschichte der Universität Trier. Beginnend in der Renaissance zeigte er auf, wie sehr diese Form der Kunstvermittlung bürgerlich geprägt war und vor allem durch die Aufklärung einen Aufschwung erfuhr.

Petra Lohse

 
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