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13.12.2022

Höhere Nachfrage schon im Sommer

Ein Mensch liegt in eine Decke gehüllt auf einer Parkbank, vor der mehrere Plastiktüten stehen.
Durch die Energiearmut droht ein weiterer Anstieg der Zahl obdachloser Menschen.
Spätestens nach den ersten Frostnächten taucht jedes Jahr die Frage auf, ob es genug Unterkünfte für Obdachlose sowie weitere Hilfen gibt, für die auch Streetworker im Einsatz sind. In dem krisenhaften Jahr 2022 stellt sich auch hier die Situation anders dar als gewohnt.

Wie Streetworker Reinhold Bittner von der Caritas und Regina Bergmann, Geschäftsführerin des Sozialdienstes Katholischer Frauen (SkF), letzten Mittwoch im Sozial-Dezernatsausschuss berichteten, wurde schon in diesem Sommer eine verstärkte Nachfrage von Obdachlosen regis-
triert. Nach den Gründen gefragt, verwies Bittner unter anderem auf die immer noch zu verspürenden Folgen der Pandemie.

Die Caritas betreibt in Trier unter anderem das Benedikt-Labre-Haus mit Übernachtungsplätzen für Männer. Nach Einschätzung von Bittner werden sich in nächster Zeit auch hier die Folgen der Wohnungslosigkeit durch Energiearmut verstärkt bemerkbar machen. Sozialamtsleiter Hans-Werner Meyer verwies im Ausschuss ergänzend darauf, dass die Stadt allein 2021 mehr als 30 Wohnungen für Betroffene zur Verfügung gestellt habe. Jugendamtsleiter Carsten Lang betonte, es gebe seit Herbst 2021 als neues Angebot das Margareta-Bosco-Haus für obdachlose junge Männer zwischen 18 und 25 Jahren.

Bittner und Bergmann würdigten die gute Zusammenarbeit mit der Polizei und dem Kommunalen Vollzugsdienst in einem seit vielen Jahren bewährten Netzwerk. Der SkF betreibt am Krahnenufer das Haus Maria Goretti und das Café Haltepunkt für obdachlose Frauen. Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, plant man jetzt die Aufstellung von Containern. Bergmann: „Es soll möglichst keine hilfsuchende Frau nachts draußen bleiben müssen, denn dort ist die Gefahr gewaltsamer Übergriffe besonders hoch." Nach ihrer Einschätzung werden die betroffenen Frauen jünger und es gibt oft zusätzliche Probleme, zum Beispiel durch eine Sucht oder eine psychische Erkrankung.

Große Spendenbereitschaft

Der SkF bietet ein umfassendes Hilfspaket an, das auch einen präventiven Ansatz verfolgt: Dazu gehört neben einer allgemeinen sozialen Beratung, die mit Blick auf die Energiekrise und die steigende Nachfrage um eine halbe Stelle erweitert wurde, auch die Trierer Tafel. Dabei wurde seit der Pandemie festgestellt, dass die Fluktuation unter den Kundinnen und Kunden geringer, ist, also mehr Menschen dauerhaft auf Hilfe angewiesen sind.

Bergmann zeigte sich dankbar, dass die Spendenbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger ungebrochen groß ist. Die Versorgung mit gespendeten Lebensmitteln klappe sehr gut. Man könne sogar auch immer wieder ein Foodsharing-Angebot unterstützen. „Damit erreichen wir auch weitere Zielgruppen, wie junge Drogenabhängige, die nicht unbedingt von sich aus zur Tafel kommen."

Petra Lohse