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17.02.2009

Gottes streitbarer Ritter

Umschlagbild des neuen Balduin-Buchs von Hans-Joachim Kann.
Umschlagbild des neuen Balduin-Buchs von Hans-Joachim Kann.
Herrscher, Diplomat, Priester, Schöngeist – widersprüchliche Attribute, die doch alle auf einen Mann zutreffen: Balduin von Luxemburg. Dem facettenreichen Leben des wohl bedeutendsten Kurfürsten und Erzbischofs in der Geschichte des Erzbistums Trier widmet sich Hans-Joachim Kann in seinem Buch „Balduin – Gottes streitbarer Ritter“, das soeben im Verlag Michael Weyand erschienen ist.

1285 geboren, war Balduin als jüngster Sohn des Grafen Heinrich VI. von Luxemburg für die Kirchenlaufbahn vorgesehen. Nach dem Studium der Theologie und des kanonischen Rechts in Paris wurde er bereits im Alter von 22 Jahren vom Trierer Domkapitel zum Erzbischof gewählt.

Der Erzbischof von Trier hatte im mittelalterlichen Deutschen Reich eine einflussreiche Stellung: Schließlich gehörte er zu dem erlesenen Kreis der sieben Kurfürsten, die den deutschen König wählten. Balduin wusste dies zu nutzen: Nicht zuletzt dank seiner klugen Politik und Diplomatie erreichte das Haus Luxemburg in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts den Zenit seiner Macht.

Am meisten von Balduins politischen Fähigkeiten profitierte aber der Kurstaat Trier, der unter seiner Ägide erst eigentlich geformt wurde. Balduin, der dabei nicht vor kriegerischen Auseinandersetzungen zurückschreckte, rundete das bisher zerstückelte Territorium ab, schuf eine effektive Verwaltung und ließ viele neue Burgen errichten. Bei alldem nahm Balduin sein Bischofsamt im Gegensatz zu vielen anderen Kirchenfürsten seines Zeitalters mindestens genauso ernst wie seine Funktion als Landesherr.

Überlistet und entführt

Auf 96 Seiten schildert Kann die Lebensstationen Balduins von der Geburt auf dem Bockfels in der heutigen Stadt Luxemburg bis zu seinem Begräbnis im Trierer Dom. Besonders ausführlich zeichnet der Autor die Romfahrt Balduins nach, die die Kaiserkrönung seines Bruders Heinrich zum Ziel hatte und durch eine einzigartige Bilderchronik überliefert ist. Ein eigenes Kapitel ist auch der Auseinandersetzung mit Loretta von Starkenburg gewidmet, die den auf der Mosel nach Koblenz reisenden Balduin überlistete und entführte, mehrere Wochen auf ihrer Burg bei Traben-Trarbach gefangen hielt und erst gegen eine standesgemäße Lösegeldzahlung wieder frei ließ.

Zahlreiche Fotos von Burgen, Festungen und Kirchen veranschaulichen, wie stark die Region Trier bis heute von der regen Bautätigkeit Balduins geprägt wird. Exkurse zu Themen wie „Welche Sprache benutzte Balduin?“ oder „Essen und Trinken zu Balduins Zeit“ lockern die biografische Darstellung auf.
 
  • Hans-Joachim Kann: Balduin. Gottes streitbarer Ritter, 96 Seiten, 55 Farbfotos, Verlag Michael Weyand, 9,80 Euro, ISBN: 978-3-935 281-65-2