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23.11.2010

Langfristige Vorbereitung zahlt sich jetzt aus

Kunstprojekte spielen eine wichtige Rolle im pädagogischen Konzept der Kurfürst-Balduin-Schule. Im Sommer 2009 präsentierten die Jugendliche die Installation „Farbenfänger“, die nach einem Entwurf der Künstlerin Doina Banecu Tatoli entstand.
Kunstprojekte spielen eine wichtige Rolle im pädagogischen Konzept der Kurfürst-Balduin-Schule. Im Sommer 2009 präsentierten die Jugendliche die Installation „Farbenfänger“, die nach einem Entwurf der Künstlerin Doina Banecu Tatoli entstand.
Große Freude in der Kurfürst-Balduin-Hauptschule: Mit der Erteilung der Option für eine integrative Realschule plus durch das Land haben sich die frühzeitigen Vorbereitungen, aber auch das ausgeprägte Profil bei der Berufsvorbereitung, den kulturellen Schwerpunkten und der Integration behinderter Jugendlicher bezahlt gemacht. Der zweite Teil der RaZ-Schulserie befasst sich mit der Bildungseinrichtung in Trier-West.  

Am vorletzten Wochenende wurde das Konzept der integrierten Realschule plus an einem Tag der offenen Tür in Trier-West vorgestellt. Die
Resonanz war nach Eindruck von Schulleiter Eugen Lang durchweg positiv. Erfreut zeigte er sich, dass sich Eltern von Kindern aus zehn verschiedenen Grundschulen vor Ort informierten. Unterdessen laufen die praktischen Vorbereitungen für die Umstellung auf Hochtouren. Bereits seit Sommer 2009 arbeitet man im Vorgriff mit Schulbüchern auf dem Niveau der Realschule plus.

Anmeldung bis 28. Februar

Außerdem bildete das Lehrerkollegium ein Kompetenzteam, das sich um pädagogische Schwerpunkte und die organisatorische Vorbereitung kümmert. Derzeit liegt man nach Einschätzung von Lang etwa zwei Monate vor dem aufgestellten Zeitplan. Der Schulleiter appelliert an die Eltern, die Anmeldefrist für das Schuljahr 2011/2012 zu beachten, die am 28. Februar 2011 endet.

Die Kurfürst-Balduin-Schule ist nach Einschätzung von Bürgermeisterin Angelika Birk „in baulicher und pädagogischer Hinsicht eine der besten Schulen in Trier“, die bisher oft unterschätzt wurde. „Ich freue mich, dass sie durch die Umwandlung in eine Realschule plus jetzt mehr Kindern offen steht“, betont die Schuldezernentin. Vergangenen Donnerstag nahm sie an der Unterzeichnung eines Vertrags teil, durch den die Berufsorientierung weiter ausgebaut wird. Die Vereinbarung mit der Kreishandwerkerschaft und heimischen Betrieben verbessert das Angebot an Praktika und erhöht die Chancen der Jugendlichen, später eine Lehrstelle zu finden. Erste praktische Erfahrungen mit dem Arbeitsleben sammeln sie in den verschiedenen Schülerfirmen, darunter ein Änderungsatelier und der „Snick“-Kiosk im Rathaus.
 
Preis der Nikolaus-Koch-Stiftung

Schulleiter Lang verweist für den Schwerpunkt Berufsorientierung unter anderem auf den Pass, der für die Jugendlichen genau auflistet, an welchen Trainingskursen und Praktika sie teilgenommen haben. Potenzielle Arbeitgeber können sich so schnell einen Überblick verschaffen. Der Berufswahlfahrplan der Schule erhielt 2005 einen Preis der Nikolaus-Koch-Stiftung. Bei ihren Qualifizierungsprojekten arbeitet die Schule mit dem Bürgerservice zusammen. Die Arbeitsweltklassen I und II bieten zusätzliche Fördermöglichkeiten.
 
Als weitere Vorzüge der Kurfürst-Balduin-Schule nennt Birk die überwiegend gute Verkehrsanbindung, die allerdings moselaufwärts noch verbessert werden soll, die hervorragenden Fachräume, die EDV-Ausstattung sowie die Kultur- und Medienprojekte, die bereits bundesweit Anerkennung fanden. Schulleiter Lang konnte kürzlich das preisgekrönte Schulradio in Berlin bei einem Termin mit Kultur-Staatssekretär Bernd Neumann vorstellen. Für ihr „Westside“-Radio wurde die Schule 2008 mit dem Nikolaus-Koch-Preis ausgezeichnet. Bei Projekten in diesem Bereich profitieren die Jugendlichen davon, dass ihre Schule über ein sehr gutes Tonstudio verfügt.
 
Drei Musicals produziert

Die zahlreichen Kulturprojekte, darunter bereits drei Musicals, tragen nach der Erfahrung von Lang entscheidend dazu bei, das Selbstbe-wusstsein und die Motivation gerade von schwächeren Schülern zu verbessern. Erfolgserlebnisse auf der Bühne und im Atelier hätten wesentlich zu einer positiven Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen beigetragen.

Weiterer Schwerpunkt auf diesem Sektor sind Workshops mit der Europäischen Kunstakademie und einzelnen Künstlern. Dabei entstand zum Beispiel 2009 die Installation „Farbenfänger“ an dem mehr als 100 Jahre alten Gebäude.

Als eine der ersten Schulen in Rheinland-Pfalz hat die bisherige Hauptschule an dem Modell „Gemeinsamer Unterricht“ erfolgreich teilgenommen. Lehrer für Förder- und Regelschulen, weitere pädagogische Fachkräfte und Schulsozialarbeiter arbeiten dafür zusammen. Die Teilnahme von Schülerinnen und Schülern mit verschiedenen Handicaps am Unterricht gehört längst zum Alltag in Trier-West. Der Förderschwerpunkt kann in der Realschule plus fortgesetzt werden.
 
Die komplette Umstellung auf die Realschule plus ist in Trier-West insgesamt im Sommer 2017 abgeschlossen. Im Endausbau sollen 350 bis 400 Schüler in 18 Klassen unterrichtet werden. Dabei ist eine Klassenstärke von 20 bis 25 Jugendlichen vorgesehen. Integrativ heißt: Die Schülerinnen und Schüler verschiedener Leis-tungsniveaus bleiben zusammen im Klassenverbund und erhalten Aufgaben verschiedener Schwierigkeitsgrade. Nur in wenigen Fächern werden sie auf Kurse verschiedener Schwerpunkte verteilt. Daher bleibt relativ lange offen, welchen Abschluss die Jugendlichen erwerben.

Schulleiter Lang widerspricht der Befürchtung, durch die integrative Form drohe ein Absinken des allgemeinen Leistungsniveaus. „Vielmehr profitieren sowohl schwächere als auch als stärkere Schüler von dem neuen System. Untersuchungen zeigten, das schwächere Schüler im integrativen System bessere Leistungen erbringen und stärkere Schüler gleich gute Leistungen. Allerdings profitieren die stärken Schüler deutlicher bei den für viele Berufe wichtigen Sozialkompetenzen“, erläutert Lang.