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10.05.2022

Wichtig für die regionale Identität

Darstellung der Maria-Hilf-Brücke in Bad Neuenahr-Ahrweiler auf einem Gemälde von Hermann Schmitzbonn
Die Maria-Hilf-Brücke in Bad Neuenahr-Ahrweiler fiel den Fluten zum Opfer. Daher ist ihre Darstellung auf dem Gemälde von Hermann Schmitzbonn besonders wertvoll. Foto: Stadtmuseum
Nach dem Hochwasser vom Juli 2021 im Ahrtal wurden hunderte Kunstwerke des früheren Stadtmuseums Bad Neuenahr-Ahrweiler aus einem überfluteten Depot geborgen. Auf Initiative des Museumsverbands Rheinland-Pfalz erklärten sich zahlreiche Museen und Archive bereit, die geretteten Objekte vorübergehend aufzunehmen, darunter das Stadtmuseum. Hier soll nun eine erste Auswahl an Gemälden restauriert werden.

Jeder der Anwesenden hat noch den Zustand vor Augen, in dem die Gemälde und Zeichnungen ins Depot des Simeonstifts geliefert wurden. „Wir haben Filter mit Luftentfeuchtern aufgestellt. Anfangs mussten wir mehrmals die Woche die Geräte leeren, weil sich so viel Wasser gesammelt hat", berichtet der dortige Restaurator Dimitri Scher. Das war vor neun Monaten. Nun traf er sich mit Kolleginnen und Kollegen vor Ort, um zu beraten, wie es weitergehen soll.

Als die Werke ankamen, waren sie auch mit einer dicken Schlammschicht überzogen. Zunächst wurden die Oberflächen von grobem Schmutz befreit, um eine Zuordnung zu ermöglichen. Dank der Expertise von Heike Werz-Kaiser, Leiterin des früheren Museums Bad Neuenahr-Ahrweiler, konnten unter anderem Arbeiten von Pitt Kreuzberg, Hermann Schmitzbonn oder Gerd Lehnen identifiziert werden – bekannte und beliebte Künstler der Region, deren Werke das Bild des Tals geprägt haben. 30 Prozent der umfangreichen Sammlung von Malerei, Grafik, Skulptur und angewandter Kunst, die das Museum Bad Neuenahr-Ahrweiler nach seiner Schließung in einer konservatorisch gesicherten Tiefgarage eingelagert hatte, fielen den Fluten zum Opfer. Es könnten mehr werden: Ob sich alle Werke wieder herrichten lassen, blieb auch bei der jüngsten Sichtung der Experten fraglich.

Für eine Beurteilung wurde daher auch die Meinung von Professor Tilly Laaser (Lehr- und Forschungsgebiet „Konservierung und Restaurierung von Gemälden" der Technischen Hochschule Köln) herangezogen. Mit Kolleginnen und Kollegen anderer Bereiche will sie ein Projekt ins Leben rufen, an dem angehende Restauratorinnen und Restauratoren mitwirken. Bundesweit hatten zudem zahlreiche Museen und Institutionen ihre Hilfe angeboten. Wo die Werke nach ihrer Restaurierung einen dauerhaften Platz finden, ist noch offen. Dr. Elisabeth Dühr, Direktorin des Stadtmuseums und Vorsitzende des Museumsverbands Rheinland-Pfalz, betont: „Natürlich sind hier ,nur‘ Objekte zu Schaden gekommen. Das steht in keinem Verhältnis zu dem, was den Menschen widerfahren ist. Aber die Kunstwerke sind Teil der Identität dieser Region. Daher ist es wichtig, ihr Andenken zu bewahren."