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30.01.2007

Hängepartie im Südbad-Poker

Ist das Südbad mit über 600 Quadratmetern weniger Wasserfläche noch attraktiv und zukunftsfähig? An dieser Frage schieden sich bei der jüngs-ten Stadtratsdebatte um die Sanierung der größten Trierer Freizeitanlage die Geister. Stadtvorstand, SPD und FDP plädierten trotz aller Bedenken dafür, der von der Landesregierung vorgegebenen Reduzierung zuzustimmen, um das Bad überhaupt zu erhalten. Doch die Mehrheit aus CDU, Grünen und UBM lehnte die vorliegende Planung, die unter anderem nur noch fünf Bahnen im Schwimmerbecken vorsieht, erneut ab und stimmte für eine Vertagung des Baubeschlusses.

OB¿Helmut Schröer zeigte Verständnis für die Entscheidung des Stadtrats, der sich nicht damit abfinden wolle, eine Lösung „abzunicken“, gegen die es erhebliche Einwände gebe. Er kündigte an, bis zur nächsten Sitzung am 28. Februar Gespräche „mit allen verantworlichen Stellen“ zu führen, um die festgefahrenen Verhandlungen mit der Landesregierung neu zu beleben. Ohne Zuschuss und Kreditgenehmigung aus Mainz kann das 7,3-Millionen-Euro-Projekt nicht umgesetzt werden.  

Baubeschluss hinfällig

Zuletzt hatte Mainz darauf bestanden, etwaige Kosteneinsparungen nur zur Tilgung des Kredits und nicht für Verbesserungen des Gestaltungskonzepts zu verwenden. Damit war der vorläufige Baubeschluss des Stadtrats vom Dezember hinfällig. Lediglich die Umsetzung des Projekts als „Public Private Partnership“ (PPP) wurde von der Landesregierung bestätigt. Unter der Voraussetzung, dass bald ein Investor gefunden wird, erhoffen sich die Planer durch PPP geringere Kos-ten und einen früheren Baubeginn.

„Das alles gibt nicht zu Jubelstürmen Anlass, dennoch bringt der Stadtvorstand diese Vorlage nach langer Abwägung erneut ein. Wenn sie abgelehnt wird, müssen wir die Maßnahme insgesamt zurückziehen“, hatte Schröer zu Beginn der Debatte betont.

Stimmen der Fraktionen

Wie prekär die aktuelle Situation ist, wurde in den Redebeiträgen aller Fraktionen deutlich. „Mit dieser Planung ist die Qualität und Konkurrenzfähigkeit des Südbads stark gefährdet. Die Sanierung darf nicht zum Millionengrab werden“, betonte Norbert Freischmidt (CDU). Die Hinzuziehung unabhängiger Experten könne neue Chancen und Impulse eröffnen.

Manfred Becker (Bündnis 90/Grüne) argumentierte ähnlich: „Es muss doch möglich sein, für soviel Geld ein attraktives Bad zu bekommen.“ Die Planung sei in vieler Hinsicht „unzulänglich“, eine Zusammenarbeit mit den Stadtwerken oder anderen Kommunen nicht hinreichend geprüft worden.

Für die UBM wandte sich Hans-Alwin Schmitz gegen die „Erpressungsversuche“ der Landesregierung. Es sei nicht hinnehmbar, dass Mainz über Details der Planung bestimme. „Wenn ich privat einen Baukredit aufnehme, darf ich dennoch selbst bestimmen, wie groß mein Badezimmer wird.“

„Wir müssen jetzt den Mut zu einer Entscheidung in einer unangenehmen Situation aufbringen“, sagte Ingeborg Sahler-Fesel (SPD). Der Rat habe die Sanierung zu lange aufgeschoben und könne „heilfroh“ sein, dass das Südbad in das Förderprogramm aufgenommen worden sei, obwohl es die Kriterien gar nicht erfülle.

Thomas Egger (FDP) sprach von einer „Pokerpartie, in der wir leider die schlechteren Karten haben.“  Es sei zu spät, jetzt noch auf neue Impulse zu hoffen. „Ich möchte nicht riskieren, dass das Projekt stirbt.“

Und es bewegt sich doch

Eine ganz andere Variante brachte UBM-Ratsmitglied Karl Lübeck ins Spiel: „Wir haben zur Zeit ja noch ein schönes Südbad, das wir mit etwas Glück auch noch einige Jahre nutzen und dann für das nächste Förderprogramm anmelden können.“ Doch Bürgermeister Georg Bernarding entgegnete, er wolle das „Risiko einer weiteren Betreibung“ angesichts der maroden Bausubstanz nicht eingehen. Außerdem sei  es schwierig genug gewesen, in die aktuelle Förderung aufgenommen zu werden. Diese Chance müsse jetzt auch genutzt werden.

So muss der Stadtrat und mit ihm alle Trierer Südbadfans nun darauf hoffen, dass sich eine Prophezeiung Bernardings bewahrheitet: „Das Land hat sich schon zweimal bewegt, wieso soll es sich nicht noch mal bewegen?“