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12.04.2016

Breite Debatte nach "Nero Hero"-Absage

Nach der überraschenden Absage des Open-Air-Spektakels „Nero Hero“ vergangene Woche durch Kulturdezernent Thomas Egger hält die Diskussion über das aufgekündigte Projekt an. „Wir bedauern, dass die Veranstaltung nicht stattfinden kann“, sagte Oberbürgermeister Wolfram Leibe in der gestrigen Stadtvorstandspressekonferenz, die erstmals stattfand.

Kulturdezernent Egger hatte das Vorhaben in einer vielbeachteten und emotionalen Pressekonferenz am vergangenen Mittwoch abgesagt, da die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Abwicklung nicht mehr gegeben seien. Als Gründe für die Absage nannte er im einzelnen finanzielle und politische Rahmenbedingungen, die nicht mehr stimmen würden. Eingeplante Sponsorengelder in Höhe von 30.000 Euro seien weggebrochen. Schwerwiegender sei aber der fehlende politische Rückhalt, sagte Egger, und verwies auf eine Pressemitteilung der Fraktionen von CDU und Grünen im Stadtrat. Darin äußerten sie die Sorge, dass ein Defizit in einer Größenordnung entstehen könnte, „das nicht zu verantworten“ sei. Zudem verwiesen sie auf fehlende Sponsorengelder, eine Reduzierung der Sitzplätze vor der Porta Nigra mit entsprechenden Mindereinnahmen und auf „bisher lediglich 200 verkaufte Karten“.

Das Budget des Projekts in Höhe von 377.000 Euro sei zu keinem Zeitpunkt in irgendeiner Form überschritten worden, stellte hingegen Egger klar. Ausbleibende Sponsorengelder hätten auch schon bei anderen Großveranstaltungen verkraftet werden müssen. Man habe zunächst die Chance gesehen, diese Lücke zu schließen. Durch die Pressemitteilung und eine seiner Meinung nach teils negative Berichterstattung schon im Vorfeld sei dies mit anderen Sponsoren jedoch nicht mehr möglich. „Das Projekt hat es nicht verdient, so zerredet zu werden, dass es überhaupt keine Chance mehr hat, erfolgreich zu sein“, sagte der Kulturdezernent. Auch fehle das Vertrauen in die Arbeit, die für den Erfolg des Projekts geleistet worden sei. Zur Pressemitteilung sagte Egger weiter: „Das ist ein durchschaubares Manöver, mein politisches Überleben von diesem Projekt abhängig zu machen“. Auf einigen Kosten bleibe man nun sitzen, da bereits Verträge abgeschlossen seien. Wie hoch diese genau sind, lasse sich jedoch noch nicht beziffern.

Suche nach künstlerischem Leiter

In der gestrigen Pressekonferenz betonte Egger, der Beschluss zur „Nukleus“-Reihe – zu der auch „Nero Hero“ gehörte, bestehe unverändert fort. Laut Stadtratsbeschluss vom März 2014 handelt es sich beim „Nukleus“ um eine Kulturveranstaltung, die im Rahmen des Mosel Musikfestivals als „Festival im Festival“ stattfinden sollte. Da Theaterintendant Karl Sibelius seine Position als künstlerischer Gesamtleiter nach der Absage von „Nero Hero“ vergangene Woche abgab, steht nun die Suche nach einem neuen künstlerischen Leiter an. Damit könne auch die erneute Beratung zum künstlerischen Konzept verbunden sein, sagte Egger. „Wichtig ist jetzt, alles in Ruhe nochmal aufzubereiten“, betonte der Dezernent. Dazu gehöre auch die Nachlese im Kulturausschuss in der nächsten Woche.

OB Wolfram Leibe bedauerte die Absage der Veranstaltung. Es sei nicht gelungen, die zehn Akteure, die an dem Projekt beteiligt waren und von denen jeder einen guten Job gemacht habe, „zu einer Einheit zusammenzuführen“. Aber es bringe jetzt nichts, zu überlegen, „wer schuld ist“, hob der OB hervor und ergänzte: „Unser Job wird sein, die Grundidee des ‚Nukleus‘ zu realisieren.“

Bei der Pressekonferenz letzte Woche hatte Hermann Lewen, Intendant des Mosel Musikfestivals, in dessen Programm „Nero Hero“ eingebettet war, betont, er stehe nach wie vor zur künstlerischen Konzeption, die Vermarktung gestalte sich bei derartigen „Work-in Progress-Projekten“ jedoch schwierig. Er bedauerte die Absage, könne sie aber nachvollziehen.

Roman Schleimer, Prokurist bei der Trier Tourismus und Marketing GmbH (ttm), die von der Stadt beauftragt worden war, die Veranstaltung zu organisieren und durchzuführen, betonte, die Ausgabenseite habe völlig im Rahmen dessen gelegen, was der Stadtrat beschlossen habe.

Die bislang 200 verkauften Tickets seien kein Zeichen für schlechtes Marketing, stellte Paula Kolz von der Marketingabteilung der ttm fest. Gerade im Bereich der Hochkultur und bei Open-Air-Aufführungen entscheide das Publikum jedoch eher kurzfristig.

Bei dem Open-Air-Spektakel an der Porta Nigra, das für Anfang August geplant war, sollte der römische Kaiser Nero im Mittelpunkt stehen und international renommierte Künstler sollten mit Bürgern aus der Region zusammenarbeiten. Für die Choreografie und Konzeption war der aus Barcelona stammende Cesc Gelabert, einer der wichtigsten Vertreter modernen Tanzes in Spanien, gewonnen worden. Rund 100 Bürger sollten mit auf der Bühne stehen. Aufgrund des dafür benötigten Platzes war es zu einer Reduzierung der Sitzplätze von 1200 auf 600 gekommen. Um dies auszugleichen, war eine zusätzliche, dritte Aufführung geplant.