Frauen im Spiegel der Kunst
Ob jungfräuliche Muttergottes, verführerische Geliebte oder liebevolle Mutter – die Kunst- und Kulturgeschichte kennt das weibliche Geschlecht in vielen Facetten. „Dieses Thema ist extrem spannend, weil viele der Klischees und Fragestellungen uns bis heute begegnen“, erklärt Orth. Die Kunsthistorikerin hat die städtische Sammlung erstmals gezielt auf Frauendarstellungen durchforstet. Neben alten Bekannten, wie dem Porträt der italienischen Winzerstocher Vittoria Caldoni oder dem Porträt der Fürstäbtissin Kunigunde von Sachsen, konnte sie im Rahmen dieser Recherche auch einige weniger bekannte Schätze heben: Etwa eine Sibyllendarstellung des italienischen Barockmalers Guido Reni oder die Zeichnung „Frau mit zwei Kindern“ des berühmten deutschen Impressionisten Lovis Corinth. In einer klaren Gliederung verfolgt die Ausstellung die Geschichte der Frau in der Kunst in thematischen Blöcken: von der Auseinandersetzung mit den Körperformen der Frau in der Frühgeschichte über ihre Stilisierung als Mutter bis zu den bildlichen Zeugnissen der „Frauenpower“.
250 Besucher zur Eröffnung
„Insgesamt fällt natürlich schwer ins Gewicht, dass Kunst und Geschichtsschreibung über Jahrhunderte fast ausschließlich von Männern bestimmt waren“, erklärt Orth. Um diesem historischen Ungleichgewicht etwas entgegenzusetzen, zeigt die Ausstellung auf einer eigenen Etage ausschließlich Arbeiten regionaler Künstlerinnen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. In unterschiedlichen Arbeitsweisen – etwa Malerei, Fotografie, Installation, Performance oder Skulptur – sind hier die Frauen nicht als Muse und Objekt des männlichen Künstlers, sondern als eigenständige Kunstschaffende zu erleben. Das Interesse an diesem Thema ist offensichtlich groß: Zur Eröffnungsführung am Karnevalssonntag kamen mehr als 250 Besucher vorbei.