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05.12.2023

Aus Potpourri wird Harmonie

Eine junge Frau und ein junger Mann sitzen auf einer runden Hoizbank vor einem Baum und unterhalten sich.
Die Sitzbank „Binga“ gehört zur Produktpalette im neuen Leitfaden für das Stadtmobiliar. Sie findet sich bereits an einigen Stellen in Trier, wie hier in der runden Version an der Ecke Simeon- und Glockenstraße.

Eine Stadt besteht aus Gebäuden, Straßen, Parks – und Möbeln: Auch Sitzbänke, Poller, Schilder und Abfallbehälter prägen das Erscheinungsbild. Dazu wurde jetzt ein Gestaltungsleitfaden erstellt. Die Rathaus Zeitung (RaZ) fragte Eva-Maria Weiß vom Amt für Stadt- und Verkehrsplanung und den Landschaftsarchitekten Christoph Heckel vom beauftragten Fachbüro BGHPlan nach den wichtigsten Kriterien.

RaZ: Warum braucht Trier einen Leitfaden für die Stadtmöblierung?

Eva-Maria Weiß: Unser historisch geprägtes Stadtbild mit den zahlreichen Bau- und Unesco-Weltkulturdenkmälern verpflichtet zu einer sensiblen, sorgsamen Gestaltung des öffentlichen Raums nach einheitlichen Standards. Zur Zeit gibt es an manchen Stellen der Innenstadt ein ziemliches Potpourri an Stadtmobiliar, zum Beispiel bei Bänken oder Beschilderungen. Der Gestaltungsleitfaden legt eine bestimmte Produktpalette fest, die die Schaffung eines harmonischen und hochwertigeren Stadtbilds begünstigt.

Christoph Heckel: Wenn die Stadt sich anhand des Leitfadens auf bestimmte Produkte festlegt, bringt das auch wirtschaftliche Vorteile. Zum Beispiel durch die Möglichkeit des Mengenrabatts beim Einkauf oder eine vereinfachte Lagerung und Wartung. Wir stellen einen Baukasten bereit, aus dem sich die Planer und Bauleiter bei ihren Projekten bedienen können. Das beschleunigt und vereinfacht die Entscheidungsprozesse.

Gab es einen Anlass, das Thema Stadtmöblierung jetzt auf die Tagesordnung zu setzen?

Weiß: 2022 wurde die Trierer Innenstadt in das Städtebau-Förderprogramm „Lebendige Zentren“ aufgenommen. Die Entwicklung und Modernisierung der öffentlichen Räume, darunter Teile der Fußgängerzone und einige Plätze, steht also in den nächsten Jahren im Fokus der Stadtplanung. Dazu gehört auch die Stadtmöblierung, sodass wir für die Erstellung des Leitfadens auch Zuschüsse aus dem Förderprogramm erhalten haben. Die Vorgaben des Leitfadens sollen bereits bei den Bauprojekten angewendet werden, die mit Hilfe des Förderprogramms finanziert werden. Dazu gehört auch die Umgestaltung des Vorplatzes der Porta Nigra.

Heckel: Beim Thema Stadtmöblierung geht es aus meiner Sicht nicht nur um Erneuerung, sondern zunächst auch um die Bestandspflege. Wenn die Stadt jetzt ihren Blick verstärkt auf die Innenstadt richtet, dann ist das eine gute Gelegenheit, Standorte zu hinterfragen und nicht mehr Benötigtes zu entfernen. Im Umfeld des Viehmarkts stehen zum Beispiel viele Metallpoller an Stellen, wo sie aktuell nicht mehr zwingend erforderlich sind.

Gibt es ein Farbkonzept?

Weiß: Ja, die wichtigste Grundfarbe ist ein dunkles Anthrazitgrau, das einen Wiedererkennungseffekt auslösen soll und bereits seit einigen Jahren etabliert wird. Wir haben hier bewusst keine grelle Farbe gewählt, sondern uns für einen eher zurückhaltenden Ton entschieden.

Greifen wir mal als Beispiel Sitzbänke heraus. Welche Typen empfehlen Sie für welche Standorte?

Heckel: In unserem Baukasten gibt es eine robuste Metallbank und Bänke mit Sitzflächen aus Holz. Eine etwas höherwertige Variante der Holzbank empfehlen wir für die Fußgängerzone. Die Bänke lassen sich kombinieren mit Tischen und Stehpulten im gleichen Design, es gibt sie mit und ohne Rückenlehne, als Bankauflage für Sitzsteine und Pflanzinseln oder auch als Rundbank um einen Baum. Im Sinne der Barrierefreiheit sind die Bänke in ihrer Sitzhöhe variabel montierbar.

Wie sieht es mit der Umsetzung des Leitfadens aus? Werden im nächsten Jahr auf einen Schlag alle Stadtmöbel erneuert?

Weiß: Nein, es geht um eine anlassbezogene, stetige Umgestaltung. Das heißt: Immer dann, wenn ein Areal überplant oder erneuert wird, soll bei der Möblierung auf die Produktpalette aus dem Leitfaden zurückgegriffen werden. Nach circa fünf Jahren wird es auch eine Evaluierung geben. Dann schauen wir, ob es neue interessante Produktentwicklungen gibt, die wir aufgreifen können.

Heckel: Die Verwendbarkeit der Produkte ist auf einen längeren Zeitraum ausgelegt. Daher empfehlen wir Leitprodukte von namhaften Produzenten, möglichst aus der Region, bei denen wir davon ausgehen können, dass sie in einigen Jahren noch auf dem Markt sind.