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20.09.2016

Mehr als eine Durchgangsstation

OB Wolfram Leibe (rechts) im Gespräch mit Jungunternehmern aus der Trierer Kreativwirtschaft.
OB Wolfram Leibe (rechts) im Gespräch mit Jungunternehmern aus der Trierer Kreativwirtschaft. Die Veranstaltung war als offener „Gallery-Walk“ angelegt, bei dem sich immer wieder neue Gesprächsgruppen bildeten.
„Wir können nicht den Babysitter spielen, aber vielfältig beraten und hilfreiche Kontakte vermitteln.“ Mit diesen Worten skizzierte OB Wolfram Leibe in einem Gespräch mit Startups der Kreativwirtschaft die Rolle der städtischen Wirtschaftsförderung. Die Firmen müssten zunächst ihre Bedürfnisse genau benennen. Weitgehend Einigkeit herrschte in der Einschätzung, dass Trier keine Durchgangsstation für Kreativunternehmer werden darf, die zwar in der Stadt studieren, Arbeitsplätze dann aber später anderswo schaffen.

Spannende Kontraste prägen das Ambiente bei dem neuen Veranstaltungsformat, das die Wirtschaftsförderung konzipiert hatte: Im Halbdunkel der nur punktuell angeleuchteten mittelalterlichen Mauern des Frankenturms blinkten Schmuckstücke und Bildschirme von Spielekonsolen, Handys und Laptops. Diese Mischung aus Produktpräsentation und Networking zwischen acht Kreativunternehmen, etablierten Wirtschaftsvertretern und Experten aus dem Rathaus schuf einen anregenden Rahmen für lebhafte Debatten. Dabei nutzte Leibe die Gelegenheit, persönlich mit den Unternehmen in Kontakt zu kommen. Die Software- und Spieleindustrie war ebenso vertreten wie das Eventmanagement für innovative Formate, wie dem „Sterntaler“-Weihnachtsmarkt, sowie die Designbranche mit den Schwerpunkten Schmuck und visuelle Kommunikation.

Messe in Metz

Die Austauschplattform entstand nach einer vom Städtenetz QuattroPole organisierten Startup-Show für 42 junge innovative Firmen in Metz. In der Diskussionsrunde mit OB Leibe sowie Christiane Luxem von der Wirtschaftsförderung und Karsten Bujara (ttm) zeigte sich, dass die Entscheidung, ob zum Beispiel ein Mediengestalter oder ein Schmuckdesigner nach Abschluss des Studiums als Existenzgründer in Trier bleibt, von vielen Zufällen abhängt. „Das läuft oft noch zu situationsabhängig. Wir müssen die Strukturen verbessern“, betonte Leibe mehrfach.

Das neue Dialogforum soll potienzielle Jungunternehmer ermutigen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, ihnen aber auch mögliche Risiken aufzeigen und teure Umwege ersparen. Dazu gab es zahlreiche Tipps. So erfuhren die Unternehmer, dass das bisher stark technikorientierte Innovations- und Gründerzentrum auf dem Petrisberg sich stärker für neuartige Konzepte aus anderen Branchen geöffnet hat und in welchen Fällen sich die Kontaktaufnahmen mit dem Verband der jungen Unternehmer lohnt.

Beteiligung am Karl-Marx-Jahr

Zusätzlich gab es viele Tipps von erfahrenen Unternehmern. Eike Dubois ist Mitinhaber der Werbeagentur Phormat und stellte unter anderem drei Best-Practice-Beispiele einer Vermarktung vor. Neben originellen Marketingideen und einem stimmigen Internet-Auftritt „muss man das Umfeld und die Wettbewerber genau unter die Lupe nehmen“, so Dubois. Der Trierer Unternehmer Ole Seidel zeigte am Beispiel des ehrenamtlich aktiven Medien- und IT-Netzwerks Trier-Luxemburg, wann sich unkonventionelle neue Wege lohnen. Erfolgreiche Beispiele aus der jüngsten Zeit waren ein Kurzfilmwettbewerb und ein Startup-Slam.

Um möglichst genau zu erfahren, wo es aus Sicht der Jungunternehmer noch hakt, hatte die städtische Wirtschaftsförderung vor der Veranstaltung einen Fragebogen verschickt. „Wo gibt es bezahlbare Räume für uns?“ war eine häufig gestellte Frage. Die Stadt könne zwar keine Ateliers anbieten, so Leibe, aber durch ihre Mitwirkung in Aufsichtsgremien von Immobilienfirmen nützliche Kontakte herstellen.

Die Jungunternehmer wünschen sich außerdem eine stärkere öffentliche Wertschätzung und Wahrnehmung. Diese Ziele werden nach Aussage von Leibe unter anderem durch erfolgreiche Veranstaltungen wie den „Sterntaler“-Weihnachtsmarkt oder die Kultur- und Designtage erreicht. Die Kreativunternehmer äußerten abschließend den Wunsch, sich mit verschiedenen Aktionen vor allem im Merchandising am Programm des Karl-Marx-Jubiläumsjahrs 2018 beteiligen zu können.