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26.01.2010

Die Schwächsten nicht zurücklassen

Einer der größten freien Träger, mit dem das Rathaus bei der Behindertenarbeit kooperiert, ist der Club Aktiv. Zum Betreuungsangebot gehören unter anderem Ferienausflüge in der Innenstadt. Foto: Club Aktiv
Einer der größten freien Träger, mit dem das Rathaus bei der Behindertenarbeit kooperiert, ist der Club Aktiv. Zum Betreuungsangebot gehören unter anderem Ferienausflüge in der Innenstadt. Foto: Club Aktiv
„Trier hat eine riesige karitative Tradition. Da man aber nicht stehen bleiben darf, haben wir versucht, sie fortzuführen. Trier steht im Landesvergleich in vielen Bereichen hervorragend da. Das habe ich in vielen überregionalen Gremien, wie dem Städtetag, immer wieder gehört.“ Mit dieser Aussage leitete der scheidende Bürgermeister Georg Bernarding die Bilanz seiner mehr als 22-jährigen Tätigkeit im Sozialsektor im Dezernatsausschuss ein. Ein Beispiel sei die „hervorragende Zusammenarbeit“ mit vielen freien Trägern. Die Übertragung vieler Aufgaben an sie im Sinne des Subsidiaritätsprinzips habe einen sehr hohen Kommunikationsaufwand erfordert. Aber in den meisten Fällen habe man bessere Ergebnisse als bei einer ausschließlich kommunalen Zuständigkeit erzielt.

Als weitere Beispiele der Spitzenstellung im Landesvergleich nannte der Bürgermeister das „Budget für Arbeit“ mit Behinderten, die Etablierung des ersten rheinland-pfälzischen Seniorenbüros 1993, die höchste Quote an Einzelzimmern in den Altenheimen, die Schaffung einer gemeindenahen psychiatrischen Versorgung und den modellhaften Wohnverbund für psychisch Kranke. Zudem habe Trier als erste Kommune Mitte der 90er Jahre einen Pflegebedarfsplan vorgelegt, um frühzeitig der immer stärker alternden Gesellschaft Rechnung zu tragen. Weitere zentrale Prinzipien seiner Sozialpolitik seien, so Bernarding, „die konsequente Ausrichtung auf ambulante Hilfen sowie ein ganzheitlicher Ansatz mit der unerlässlichen Vernetzung der vielfältigen Hilfsangebote“.

„Fördern und Fordern“

Ein zentraler Einschnitt in der Amtszeit Bernardings war die Fusion der Arbeitlosen- und Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II, die in der Arge mit der Agentur für Arbeit umgesetzt wurde. „Diese Zusammenarbeit hat sich, was nicht selbstverständlich war, hervorragend bewährt“, betonte er. Generell setze die „finanzielle Leistung nach dem Ansatz Fördern und Fordern die Bereitschaft des Empfängers voraus, sich aktiv um die Integration in den Arbeitsmarkt zu bemühen“.

Der Bürgermeister verstand seine Tätigkeit nicht zuletzt auch als Anwalt der Benachteiligten. „Wir dürfen die Schwächsten in unserer Gesellschaft nicht zurücklassen“, sagte er und nannte als Beispiele vielfältige Hilfen für Nichtsesshafte, Behinderte und Suchtkranke: „Zwar ist nicht alles gelungen, aber im Großen und Ganzen blicke ich mit großer Zufriedenheit zurück.“ Die Hilfen für Nichtsesshafte würden ergänzt durch ein Versorgungsnetz zur Vermeidung von Obdachlosigkeit. Für den Wohnungssektor insgesamt hob Bernarding unter anderem die Sanierung von rund 500 Wohnungen im sozialen Brennpunkt Trier-Nord durch die Beutelweg-Genossenschaft hervor. Nicht nur in diesem Bereich seien dank des Förderprogramms Soziale Stadt viele Projekte angestoßen worden, darunter der Bürgerhausneubau in Ehrang, der Umbau der Gneisenaukaserne und das Trainingswohnen für sozial Benachteiligte in Trier-West und -Nord.

Der Sozialdezernent erwähnte in seiner Bilanz schließlich die Einrichtung eines Demenzzentrums und des Hauses der Gesundheit, die Unterstützung der Selbsthilfegruppen in einer Beratungsstelle und die Ehrenamtsagentur. Gerade im Sozialbereich sei ehrenamtliche Tätigkeit „eine unverzichtbare Größe“.