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12.01.2016

Fesselnde Historie

Foto: Ansicht der Porta Nigra
Diese Ansicht der Porta Nigra vor etwa 200 Jahren entstammt dem Aquarellbuch des Grafen von Kesselstatt, das eine Sammlung von 70 farbigen Ansichten aus dem Raum Trier enthält. Abbildung: Stadtbibliothek/A.Runkel
Der Bogen ist weit gespannt: Etwa 1000 Jahre trierischer Geschichte und Kultur werden im neuesten Band des Kurtrierischen Jahrbuchs dargestellt. Geboten wird ein reiches Panorama wissenswerter Ereignisse und Begebenheiten aus dem Raum Trier, das jeden Interessierten fesseln dürfte. Zu Beginn des gut 430 Seiten starken Bandes erscheinen zwei Beiträge zur trierischen Geschichtsschreibung des Mittelalters. Paul Dräger und Johannes Kramer übersetzen und kommentieren die „Gesta Treverorum“ und die „Hystoria Treverorum“, zwei bedeutende Quellen aus dem 11. Jahrhundert. Es folgt eine Untersuchung von Marzena Kessler über das alte Trierer Rathaus. Das am Kornmarkt gelegene Gebäude wird im Spiegel von Baumeisterrechnungen aus dem Mittelalter beleuchtet. Reiner Kobe stellt die spätgotische Bauplastik der Kirche St. Georg auf der Binneninsel Niederwerth bei Koblenz vor und ordnet sie in die theologischen Zusammenhänge ein.

Chronik und Renzensionsteil

Thomas Hilsheimer weist auf das reizvolle Trierer Kesselstatt-Album hin, eine Sammlung von etwa 70 kolorierten Ansichten aus dem Raum Trier, Mainz und Mosel. Herstellender Künstler war der Mainzer Domherr und gebürtige Trierer Franz von Kesselstatt. Mit juristischen Werken aus dem Besitz des Trierer Kurfürsten Johann II. von Baden beschäftigt sich Gunther Franz. Der Kurfürst hatte in Italien (Pavia) die Rechte studiert und von dort wichtige Fachliteratur mit nach Hause gebracht. Im Jahre 1815 fiel Trier durch die Neuordnung der europäischen Verhältnisse nach den napoleonischen Kriegen an Preußen. Angesichts der 200. Wiederkehr dieses Ereignisses untersuchen Beiträge von Bernhard Schneider und Beate Dorfey das Verhältnis von Bistum und Stadt Trier zu den neuen Landesherren. Weitere Themen des Jahrbuchs  sind die „Wetter-Prozessionen“ nach Kyllburg und Weidingen (Andreas Heinz), die Privatisierung des Scharzhofes (Franz Irsigler), die frühe NS-Zeit in Wittlich (Franz-Josef Schmit) sowie die moderne Architektur auf dem Kirchberg-Plateau in Luxemburg (Hannah Völker). Die von Manfred Wilhelmi erstellte „Stadttrierische Chronik“ sowie ein Rezensionsteil mit Besprechungen von zehn Neuerscheinungen zu Trier runden den inhaltsreichen Band ab.

  • Kurtrierisches Jahrbuch 2015 (Band 55), 434 Seiten, 15 Euro, erhältlich in allen Buchhandlungen.