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02.05.2006

Trier begrüßt neue Staatsbürger

Einbürgerungszeremonie im Rathaus

Der Iraker Ismet Sindi (3. v. l.) und seine fünf Kinder erhalten von Oberbürgermeister Helmut Schröer im Großen Rathaussaal ihre Einbürgerungsurkunden.
Der Iraker Ismet Sindi (3. v. l.) und seine fünf Kinder erhalten von Oberbürgermeister Helmut Schröer im Großen Rathaussaal ihre Einbürgerungsurkunden.
„Am Anfang war es schwer.“ Januz Dreshaj erinnert sich noch gut daran, wie er vor 16 Jahren aus dem Kosovo nach Deutschland kam. Den Wirren des Krieges auf dem Balkan entflohen, wollten er und seine Frau Rrushe ein neues Leben beginnen. In einem fremden Land mit einer fremden Sprache und fremden Menschen. „Mittlerweile fühlen wir uns sehr wohl“, sagt Dreshaj und seine Frau nickt. Sie stehen mit drei ihrer vier Kinder vor dem Großen Rathaussaal, in dem sie zuvor offiziell als neue Staatsbürger begrüßt wurden.

Schwere Entscheidung

Bereits zum fünften Mal bettete die Stadt den formalen Akt der Einbürgerung in einen festlichen Rahmen. Zum Auftakt der Zeremonie spielte ein Streichquartett des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier Mozart. „Für viele war es sicher keine leichte Entscheidung, die Staatsbürgerschaft ihres Geburtslandes aufzugeben“, sagte OB Schröer zu Beginn seiner Ansprache. Als Vertreter der Stadtratsfraktionen nahmen Waltraud Jammers (SPD), Manfred Maximini (UBM) und Gilbert Felten (CDU) sowie Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink an der Feierstunde teil.

Schröer betonte, ausreichende Sprachkenntnisse seien „unverzichtbar“ für die Integration in die deutsche Gesellschaft. Außerdem dürfe die Anerkennung der Verfassung kein bloßes Lippenbekenntnis sein. Der Staat brauche nicht nur Politiker, sondern aktive Bürger, die sich am Gemeinwesen beteiligen.

Als neu Eingebürgerte hätten sie das Privileg, auch Bürger der Europäischen Union zu sein: „Sie können von hier aus in wenigen Stunden in unsere westlichen Nachbarländer reisen, ohne Ihren Reisepass zeigen zu müssen.“ Besonders begrüßte OB Schröer die zahlreichen Kinder, die – oft in Deutschland geboren – mit ihren Eltern zusammen die deutsche Staatsangehörigkeit erhielten.

Jede Menge Papierkram

Wer eine sogenannte Anspruchseinbürgerung beantragen will, muss mindestens acht Jahre hier leben, deutsche Sprachkenntnisse nachweisen, eine Aufenthaltsgenehmigung besitzen, einen gesicherten Lebensunterhalt haben und darf nicht vorbestraft sein. Bevor der deutsche Pass ausgehändigt wird, muss eine Menge Papierkram erledigt werden. Das städtische Amt für Ausländerangelegenheiten steht den Neubürgern zur Seite. Für diejenigen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, ist es manchmal ein mühseliger Weg, bis alle notwendigen Dokumente vorliegen.

Die 72 frischgebackenen Staatsbürger kommen aus unterschiedlichen Ecken der Welt: Indien, Portugal, Serbien-Montenegro, Tunesien, Syrien, Vietnam, Moldawien, Ukraine, Türkei, Russland, Algerien, Marokko, Polen, Kasachstan, Kongo, Iran, Irak, Libanon, Libyen, Ägypten, Italien, Frankreich, Mauretanien, Pakistan, Rumänien und Schweden.

Aus Mauretanien an die Mosel

Daoude Traore kam 1977 aus Mauretanien zum Studieren nach Trier. Hier lernte er seine spätere Frau kennen und blieb. „Eigentlich war geplant, zehn Jahre hier zu leben. Daraus sind jetzt fast 30 geworden, in denen ich Trier insgesamt nur rund drei Wochen wieder verlassen habe.“ Auch das aus Rumänien stammende Ehepaar Aurel und Mirela Iorga hat in Trier eine neue Heimat gefunden. Die Krankenschwester und der Baufacharbeiter leben seit elf Jahren an der Mosel. „Am Anfang hat man es uns nicht immer leicht gemacht. Rumänen haben hier keinen besonders guten Ruf“, so Iorga. Doch die Schwierigkeiten seien überwunden. Ihre kleine Tochter Denise war von der Einbürgerungsfeier so begeistert, dass sie spontan „Bravo“ rief, als das Streichquartett zum Abschluss die Nationalhymne spielte.