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13.03.2018

8000 Kilometer heimwärts

Karl-Marx-Statue mit freigelegtem Kopf nach der Lieferung nach Trier
Da liegt er, der berühmteste Sohn der Stadt, gegossen in Bronze und sicher eingewickelt in Folie. Die Statue kam per Luftfracht von Peking nach Frankfurt und von dort mit dem Lkw nach Trier.

Die Bronzestatue von Karl Marx, die die Volksrepublik China der Stadt Trier schenkt, ist vergangene Woche sicher und wohlbehalten aus Fernost angekommen. Baudezernent Andreas Ludwig nahm die Statue unter enormen Medieninteresse direkt in Augenschein.

Schraube für Schraube lösen die Arbeiter mit Unterstützung von Baudezernent Andreas Ludwig den Deckel der Kiste, die ein 4,40 Meter großes Politikum beinhaltet, über das in Trier und der Welt heftig diskutiert wurde: Die Statue des in Trier geborenen Philosophen Karl Marx, die die Volksrepublik China Trier zum 200. Geburtstag des Revolutionärs schenkt. Die Spannung ist mit Händen zu greifen: 30 Presseleute, Mitarbeiter des Tiefbauamts und Andreas Ludwig wollen Karl in der Kiste sehen. Doch bevor es soweit ist, müssen noch einige Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt werden.

Rund 8000 Kilometer hat die 2,3 Tonnen schwere Bronzeskulptur hinter sich, als sie vergangene Woche mit dem Lkw von Frankfurt nach Trier kommt. Zuvor war sie per Luftfracht von Peking über Moskau nach Frankfurt transportiert worden. Gefertigt hat sie der berühmte chinesische Künstler Wu Weishan. Die Statue sorgte für heftige Diskussionen in Trier. Deutschlandweit und international wurde über sie berichtet. Selbst die renommierte New York Times griff das Thema auf. Streitpunkte waren zum einen die Größe der Statue und zum anderen die grundsätzliche Frage, ob Trier ein Geschenk des chinesischen Regimes annehmen soll. Ein Regime, das immer wieder mit Menschenrechtsverletzungen und Einschränkungen der Meinungsfreiheit auf sich aufmerksam macht. Im März vergangenen Jahres beschloss der Stadtrat mit großer Mehrheit grundsätzlich die Annahme des Geschenks. Im April sprach sich das Gremium mehrheitlich für die mit China vereinbarten Ausführungsdetails aus: Demnach wird die Skulptur inklusive Sockel mit einer Höhe von 5,50 Meter auf dem Simeonstiftplatz errichtet. Den endgültigen Baubeschluss fasste der Stadtrat Ende September 2017.

Zurück zur Ankunft der Statue: Als der Lkw vergangene Woche auf den städtischen Bauhof fahren will, gibt es einen Schreckmoment: Passt der 40-Tonner etwa nicht durch die Einfahrt? Ein Auto wird umgeparkt, Fahrer Matthias Wolff setzt zurück, rangiert und fährt schließlich routiniert auf den Hof, wo er bereits von der Presse erwartet wird. Nachdem Bilder geschossen, Interviews geführt und Filmaufnahmen gemacht wurden, geht es weiter zu einer städtischen Halle, in der der Bronze-Marx bis zu seiner Aufstellung gelagert wird. Hier gibt es eine weitere Schwierigkeit: Mit dem Radlader kann die etwa fünf mal zwei Meter große Kiste nicht aus dem Lkw gehoben werden. Ein Gabelstapler muss hergebracht werden. Währenddessen gibt Dezernent Andreas Ludwig Interviews und die Spannung steigt merklich an.

Beim Eintreffen des Gabelstaplers positionieren sich alle um den Lkw herum. Gekonnt schiebt der Fahrer die Zinken unter die Kiste, hebt diese vorsichtig an und hievt sie aus dem Lkw. Anschließend lösen Arbeiter und Ludwig die Schrauben und der Stapler hebt den Deckel ab. Und da liegt er: Der berühmteste Sohn der Stadt, sicher eingewickelt in Folie. Einzig der Kopf wurde freigelegt, um einen Eindruck von Farbe und Material zu bekommen. Nach einem ersten Blick in die Kiste ist Ludwig begeistert: „Die Statue gefällt mir sehr gut. Die Spannung war groß, was uns erwartet. Marx hat alle Hindernisse bewältigt und ist jetzt wieder zuhause in Trier." Aufgestellt wird die Statue kurz vor ihrer offiziellen Schenkung am 5. Mai, dem 200. Geburtstag von Karl Marx.