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24.09.2013

Pflegeeltern dringend gesucht

Gemeinsam durchs Leben: ein Trierer Ehepaar mit zwei seiner drei Pflegekinder.
Gemeinsam durchs Leben: ein Trierer Ehepaar mit zwei seiner drei Pflegekinder.
Familien, die ein Pflegekind aufnehmen, sind rar. Seit Jahren ist die Zahl der Pflegestellenbewerber auch in Trier rückläufig. Das für die Vermittlung von Pflegeeltern zuständige Jugendamt wirbt für die Bereitschaft, sowohl kurzfristig als auch langfristig Kinder aufzunehmen.

Als Marie fünf Jahre alt war, starb ihre Mutter. Weil ihr Vater alkoholabhängig ist, intervenierte das Jugendamt und suchte für das Kind eine Pflegefamilie. Seit 2003 lebt Marie bei der Trierer Familie Schneider (Name von Redaktion geändert) als große Schwester der beiden leiblichen Söhne der Familie. Die 15-Jährige geht aufs Gymnasium und ist eins von derzeit 126 Pflegekindern, die in Trierer Familien ein neues Zuhause gefunden haben. Doch die Suche nach engagierten Familien, die Kinder aufnehmen, wird immer schwieriger. Ein Trend, der nicht nur in Städten seit einigen Jahren besteht, sondern inzwischen auch den ländlichen Raum erreicht.

„Wir suchen Menschen mit dem Herz am richtigen Fleck, verheiratete oder Paare in einer stabilen Beziehung, wie auch allein lebende Menschen. Familien mit Kindern ebenso wie kinderlose Menschen, die Eltern auf Zeit oder auf Dauer werden möchten“, erklärt Ingeborg Schöndorf vom Pflegekinderdienst des städtischen Jugendamtes. Neben der Freude am Umgang mit Kindern sollten die Eltern auch Erfahrung, Einfühlungsvermögen, Toleranz und Belastbarkeit mitbringen. Und auch die Bereitschaft, sowohl bei der zeitlich befristeten Bereitschaftspflege als auch bei der Vollzeitpflege mit der Herkunftsfamilie und dem Jugendamt im Sinne des Kindes zusammenzuarbeiten. „Die Kinder kommen je nach Alter mit einem Rucksack an Vorerfahrungen, die natürlich bei der zukünftigen Entwicklung berücksichtigt werden müssen“, betont Kollegin Simone Reichert vom Pflegekinderdienst der Stadt Trier. Wichtig sei, genau zu analysieren, was das betroffene Kind auf Grund seiner – oft negativen Erfahrung – benötigt und welche Unterstützung die Pflegeeltern leisten können. Nicht jedes Kind sei auf Grund seiner bisherigen Lebenserfahrung geeignet für jede Pflegefamilie.

Die potenziellen Pflegeeltern werden in praxisnahen Seminaren auf ihre Aufgabe vorbereitet und auf ihre Eignung hin überprüft. Ein neuer Pflegeeltern-Vorbereitungskurs/Bewerberseminar wird ab Januar 2014 stattfinden. „Es ist sinnvoll, dass Interessierte schon vor dem Seminar mit uns Kontakt aufnehmen und wir sie informieren und besuchen können“, betont Schöndorf.

Vollzeitpflege ist eine gesetzlich geregelte Hilfe zur Erziehung (§ 27 in Verbindung mit 33 SGB VIII). Anders als bei einer Adoption, bei der das Kind mit allen Rechten und Pflichten „als Kind angenommen“ wird, bleiben Pflegekinder der Obhut des Jugendamtes unterstellt und die aufnehmende Familie erhält ein pauschaliertes Pflegegeld.

In den letzten Jahren ist der Bedarf an Pflegefamilien in Trier kontinuierlich gestiegen. Die Gründe, warum Kinder nicht in der eigenen Familie bleiben können, sind dabei ganz unterschiedlich. Oft sind Eltern durch Krankheit, Arbeitslosigkeit oder eine zerbrochene Partnerschaft nicht mehr in der Lage, für ihr Kind zu sorgen. Und findet sich dann eine geeignete Pflegefamilie, hat das Kind – wie Marie – eine Chance auf eine gute und unbeschwerte Entwicklung. frü