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31.03.2009

Juwelen warten auf Entdeckung

Das Krahnenufer bietet viel Entwicklungspotenzial.
Das Krahnenufer bietet viel Entwicklungspotenzial.
Stell dir vor, Trier liegt an der Mosel und keiner geht hin. Weil in diesem Satz mehr als nur ein Körnchen Wahrheit steckt, hatte Oberbürgermeister Klaus Jensen im Herbst 2007 das Großprojekt „Stadt am Fluss“ ini-tiiert. Seit der viel beachteten Auftaktkonferenz in der Kunstakademie war es um das Vorhaben ruhig geworden, doch nun liegt mit der vom Landschaftsarchitekturbüro Bielefeld-Gillich-Heckel erstellten Rahmenstudie „Trier – Stadt am Fluss“ ein 46-seitiges Papier vor, das die aktuellen Defizite benennt, die riesigen Potenziale aufzeigt und konkrete Projektvorschläge skizziert. Reinhold Hierlmeier stellte die Studie im Bau-Dezernatsausschuss vor.

Römerbrücke: „Weit unter Wert“

Der Umweltplaner sprach von städtebaulichen und touristischen „Juwelen“, die an der Mosel schlummern. So thematisiert die Studie unter anderem den Umgang mit dem Weltkulturerbe Römerbrücke, das kaum Aufenthaltsqualität biete und deshalb vom Tourismus weitgehend unbeleckt sei, die schmalen Uferpromenaden ohne Sicht auf den Fluss, die unattraktiven Verbindungen von der Mosel in die Innenstadt und die fehlenden Anlegemöglichkeiten für Bootstouristen.

Aus der ausführlichen Analyse werden schließlich fünf „Leuchtturmprojekte“ mit „überschaubarem finanziellen und technischen Aufwand“ abgeleitet:
  • Mit einem neuen Anleger für Passagierschiffe am Krahnenufer (Foto: 1) soll ein zentrumsnaher touristischer Knotenpunkt im Umfeld der Römerbrücke geschaffen werden. Vorgeschlagen wird ein breites Schwimmdeck mit Gastronomie. Dabei muss aus denkmalpflegerischen Gründen ein angemessener Abstand zur Römerbrücke eingehalten werden.
  • Die Brücke selbst bezeichnen die Planer als „weit unter Wert genutzt“. Überdimensionierte Verkehrsflächen und eine entsprechend geringe Aufenthaltsqualität werden kritisiert. Für den westlichen Brückenkopf wird ein Kreisverkehr vorgeschlagen, der die gleiche Fahrzeugmenge auf wesentlich geringerer Fläche bewältigen könne (Foto:¿2a). Langfristig müsse der Verkehr rund um das Kulturdenkmal so weit eingeschränkt werden, dass auf der Brücke maximal ein Fahrstreifen je Richtung verbleibt (Foto:¿2b). Für die Gestaltung des Umfelds Römerbrücke hat die Stadt bereits Mittel im Rahmen des ersten Konjunkturpakets beantragt.
  • Eine attraktive Fuß- und Radwegeverbindung vom Moselufer zur Innenstadt könnte über die verkehrsberuhigte Johannis- und Krahnenstraße geschaffen werden (Foto:¿3). Für den Durchbruch zur Mosel wird ein großzügiger Tunnel unter der Uferstraße vorgeschlagen.
  • Schon früher gab es in Trier-Nord ein Strandbad. In Zukunft könnte auf dem weitgehend brach liegenden Moselvorland zwischen Jugendherberge und Nordbad wieder ein attraktiver, leicht zugänglicher Uferabschnitt mit Bademöglichkeit entstehen.
  • Allein mit einer besseren Pflege der Grünstreifen und Lichtung der Ufergehölze ließe sich die Attraktivität der Radwege an beiden Ufern steigern (Foto: 4). Empfohlen wird außerdem der Ausbau des von Fußgängern und Radfahrern stark frequentierten We-ges am Krahnen- und Katharinenufer zu einer echten Promenade.
Zwar konzentrieren sich die Leuchtturmprojekte auf die Innenstadt, doch auch für die Außenbezirke werden Entwicklungsschwerpunkte genannt: Zewen-Oberkirch (Sport, Freizeit), Schloss Monaise (Parkgestaltung, Ausflugsgastronomie), Ex-Brückenbauschule (Campingplatz, Flussbühne, Beachclub), Hafen (neue Trasse des Moselradwegs mit Brücke über der Hafeneinfahrt).

Für keines dieser Projekte gibt es bislang eine Detailplanung, geschweige denn eine gesicherte Finanzierung. Dennoch ist Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani überzeugt: „Diese Studie ist weit mehr als nur eine Ideensammlung und wird uns als Richtschnur dienen.“ Zu den Realisierungschancen sagte sie: „Was heute nicht im Labor ist, kann in 15 Jahren nicht auf den Markt kommen.“

Als nächster Schritt ist ab dem Frühsommer eine intensive Öffentlichkeitsbeteiligung geplant.