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25.04.2006

Einzigartige Chance für Trier

Interview mit Beigeordnetem Holkenbrink zum Kulturhauptstadtjahr 2007

Auch das Landesjugendorchester beteiligt sich mit drei Konzerten am Kulturstadtjahr-Programm.
Auch das Landesjugendorchester beteiligt sich mit drei Konzerten am Kulturstadtjahr-Programm.
Die Entscheidung der Europäischen Kommission, das Ruhrgebiet mit Essen im Jahr 2010 zur „Kulturhauptstadt Europas“ zu machen, hat dort große Begeisterung ausgelöst. Der Essener Oberbürgermeister wies auf die umfangreiche, über vierjährige intensive Vorbereitung und Vorarbeit hin und äußerte sich stolz, gegen starke Konkurrenz den Zuschlag erhalten zu haben: „Das ist ein riesiger Tag für Essen und das Ruhrgebiet. Mit unseren Partnerstädten werden wir im Jahr 2010 Europa feiern.“ In der Region Trier scheint dagegen weitgehend unbeachtet zu sein, dass Triers Schwesterstadt Luxemburg schon im nächsten Jahr den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ tragen wird und Trier bei diesem international viel beachteten Ereignis eine wichtige Rolle spielen wird. Die Rathaus Zeitung (RaZ) sprach mit Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink.

RaZ: Euphorie und Begeisterung im Ruhrgebiet für ein Ereignis in vier Jahren, während hier an der Mosel das schon im nächsten Jahr in unmittelbarer Nähe stattfindende Kulturhauptstadtjahr in Luxemburg bisher zumindest in der Öffentlichkeit kaum gewürdigt wird. Wie erklären Sie sich diese Diskrepanz?

Holkenbrink: In der breiten Öffentlichkeit mag das Bewusstsein für dieses Großereignis noch nicht so da sein. Die Kulturschaffenden in der ganzen Region sind allerdings schon seit langem wie elektrisiert und fiebern dem Start entgegen. Vielleicht ist die öffentliche Zurückhaltung so zu erklären: Andere Städte haben sich einem harten und kostenintensiven Wettbewerb stellen müssen. Die Stadt Trier profitiert hier von ihrer einzigartigen europäischen Lage und ihrer tiefen Freundschaft zur Schwesterstadt Luxemburg. Uns ist die Teilnahme quasi „geschenkt“ worden.

Ein Geschenk, das aber doch einiges von der Stadt auch verlangt?

Sicher. Wir werden uns anstrengen, dem Anspruch hinter diesem Titel auch gerecht zu werden. Viele kreative Köpfe in der Trierer Kulturszene haben sich schon seit vielen Monaten sehr intensiv damit auseinandergesetzt. Aus Trier wurden über 40 Projekte für dieses großartige Ereignis angemeldet. Über zehn davon sind Kooperationen mit Partnern aus den anderen Regionen.

Was hat – platt gesagt – Trier davon, zusammen mit Luxemburg das Kulturhauptstadtjahr 2007 feiern zu können?

Wenn wir in Trier 2007 zusammen mit unserer Schwesterstadt Luxemburg das Großprojekt „Kulturhauptstadt Europas 2007“ organisieren dürfen, verstehen wir dies als eine große Chance für unsere Großregion und besonders auch für die Stadt Trier. Sie hat die einzigartige Chance, sich europaweit als Kulturstadt zu präsentieren. Wenn über eine Million Menschen in der Großregion zu den verschiedenartigen Veranstaltungen kommen, so werden sie auch neben den Kulturprojekten Triers auch die Stadt als Kulturstadt insgesamt erleben können. Kultur zeigt sich damit als wichtiger Magnet im Wettbewerb um Touristen und Kulturtourismus als wichtiger Bestandteil der Trierer Wirtschaft.

Nachhaltigkeit wird in der Politik immer stärker ein Thema. Was haben die Trierer von einer Präsentation als Kulturhauptstadt?

Mit der Sanierung und Erweiterung des Städtischen Museums Simeonstift und der Baumaßnahme im Bereich des Rheinischen Landesmuseums fließen allein über 20 Millionen Euro in Trierer Museumsbauten. Diese Gelder sind gut angelegt und dienen der Nachhaltigkeit. Hier wird die Museumsstadt Trier ausgebaut und als Kulturstadt noch attraktiver. Die einzigartige Konstantin-Ausstellung, dargeboten in Zusammenarbeit von Land, Bistum und Stadt, wird weltweite Beachtung finden. Aber wir schauen auch schon jetzt über 2007 hinaus und werden mit der Konstantin-Ausstellung den Beweis antreten, dass Trier auch nach 2007 qualitätsvolle Veranstaltungen bieten kann. Das Zusammenwachsen in der Großregion wird durch die Kooperationen maßgeblich gefördert. Schon jetzt ist festzustellen, dass durch die vielseitigen Kontakte viele Projekte möglich geworden sind und darüber hinaus auch Kooperationen für die Zeit nach 2007 angedacht wurden.

Wie weit sind die Vorbereitungen auf Trierer Seite schon gediehen?

Der Stadtrat hat für die Konstantin-Ausstellung selbst 1,1 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, für die weiteren Projekte Zuschüsse von insgesamt 575000 Euro. Damit leistet die Stadt Trier einen wesentlichen Beitrag zu einer lebendigen Kulturszene im Jahr 2007. Viele große und kleine Projekte können durch die städtische Unterstützung realisiert werden. Aber die Mittel der Stadt allein reichen nicht aus. Viele kulturbegeisterte Sponsoren konnten bereits gewonnen werden, viele ehrenamtliche Helfer engagieren sich schon jetzt für die Planungen für das Kulturhauptstadtjahr.

Was sind für Sie persönlich die Highlights im gesamten Kulturhauptstadtprogramm?

Der wichtigste Beitrag ist natürlich die große Konstantin-Ausstellung. Persönlich freue ich mich natürlich auch auf die musikalischen Aufführungen wie zum Beispiel das Matthias-Open Air-Konzert am Pfingstmontag, auf die Highlights der Antikenfestspiele oder die sinfonischen Konzerte des Landesjugendorchesters, aber auch auf die Realisierung des grenzüberschreitenden Buchprojektes mit der Darstellung von berühmten Persönlichkeiten aus der Großregion durch Schüler. Der Charme des Kulturhauptstadtjahres aber wird besonders auch in zahlreichen viel versprechenden Projekten liegen, so auch in der Ausstellung „antike.aktuell“, frei nach dem Trierer Kulturlogo, in der Kunsthalle der Europäischen Kunstakademie.

Das Gespräch führte Ralf Frühauf