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13.01.2009

Sie war die "Sparkassen-Nachtigall"

Gemeinsam mit Angehörigen und Freunden feierte Theresia Plattner ihren Ehrentag.
Gemeinsam mit Angehörigen und Freunden feierte Theresia Plattner ihren Ehrentag.
Liebevoll nannte man sie die „Sparkassen-Nachtigall“, denn zu den liebsten Hobbys der Kreissparkassenangestellten Theresia Plattner zählten die Musik und der Chorgesang. Sie spielte selbst Geige, nahm privat Gesangsunterricht und war jahrzehntelang mit Begeisterung Mitglied im Trierer Domchor. Ja, sie trat sogar als Solosängerin auf, wovon eine Schellack-Plattenaufnahme zeugt.

„Ich komme mir vor wie auf der Bühne“, kommentierte Theresia Plattner das turbulente Geschehen anlässlich ihres 100. Geburtstages im Mutter-Rosa-Altenzentrum. Nicht nur Oberbürgermeister Klaus Jensen und Ortsbeiratsmitglied Petra Steinbach (Trier-Nord) waren gekommen, um der rüstigen Jubilarin bei guter Gesundheit zu dem herausragenden Ehrentag zu gratulieren. Freunde, frühere Nachbarn und Bekannte sowie (Groß-) Nichten und Neffen wussten Erstaunliches von dem „Stehaufmännchen“ zu berichten, das noch bis vor wenigen Monaten eigenständig in seiner Wohnung in der alten Zurmaiener Straße lebte, unterstützt von zuverlässigen Freunden und „einer wirklich guten Hausgemeinschaft“. Doch mit gut 99 Lebensjahren zog es Theresia Plattner dann doch in ein Appartement des Mutter-Rosa-Altenzentrums, wo sie sich nach eigenem Bekunden „wohlbehütet“ fühlt.

Seit 1914 in Trier

In Worms geboren, kam Theresia Plattner über Colmar und Frankfurt am Main 1914 nach Trier. Hier besuchte sie das AVG und danach die Höhere Handelsschule mit sehr guten Leistungen. Beruflich war sie ein Leben lang mit der Kreissparkasse verbunden. Als Fachbearbeiterin für Liegenschafts- und Grundbuchangelegenheiten wurde sie eine Institution. Ihr unverzichtbares Wissen in diesem Arbeitsbereich bewahrte sie auch davor, die Stelle im Vorzimmer des Sparkassenchefs „übernehmen zu müssen“, wie sie OB Jensen mit einem Augenzwinkern berichtete. 1968 wurde sie in den Ruhestand verabschiedet und konnte sich noch besser um ihre kranke Mutter kümmern. Lange lebte die unverheiratete Jubilarin mit ihrer jüngeren, ebenfalls unverheirateten Schwester mit den Eltern zusammen, wobei für Theresia Plattner der „Sprengel“ rund um die St. Martinskirche in Trier-Nord zur Heimat wurde. Neben der Musik galten ihre Interessen stets auch der Malerei, der Fotografie und der (Reise-)Literatur, wobei sie sich besonders gern mit der Geschichte der Stadt Trier beschäftigte.

Überzeugte Junggesellin

Die überzeugte Junggesellin ist dankbar für ein abwechslungsreiches und erfülltes Leben. Zwar haben die Mobilität und das Gehör nachgelassen, doch die Aufgeschlossenheit für die Geschehnisse in ihrem Umfeld und insbesondere für den Kulturteil der Zeitung besteht unvermindert fort. „Man kann’s nicht verschieben – es kommt eben“, kommentiert die 100-jährige ihr Lebensalter, als ihr Oberbürgermeister Jensen die Glückwünsche der Stadt und die des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten übermittelt. Dann stößt er mit der jetzt ältesten Bewohnerin des Mutter-Rosa-Altenzentrums an und verspricht, zum nächsten Geburtstag wiederzukommen.