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19.08.2008

Mit neuen Sandalen nach Ascoli Piceno

Arnulf Honselaers (l.) und Gianni Miradoli stoßen im August 1958 auf die Städtepartnerschaft zwischen Trier und Ascoli Piceno an. Das Foto entstand am Rande der offiziellen Feierlichkeiten.
Arnulf Honselaers (l.) und Gianni Miradoli stoßen im August 1958 auf die Städtepartnerschaft zwischen Trier und Ascoli Piceno an. Das Foto entstand am Rande der offiziellen Feierlichkeiten.
Arnulf Honselaers hat keine Erklärung dafür, weshalb gerade er vor 50 Jahren als erster Trierer Schüler im Sommer 1958 für sechs Wochen allein in die neue Partnerstadt Ascoli Piceno reisen durfte. Vielleicht lag es daran, dass der knapp Elfjährige kein schlechter Schüler und als Sohn eines Bahnarbeiters das Zugfahren gewohnt war. Trotzdem war die annähernd 30stündige Reise in die ihm unbekannte Stadt am Tronto ein Abenteuer, zumal er kein Wort Italienisch verstand, geschweige denn sprechen konnte. An den Preis für die Rückfahrkarte von 28 Mark erinnert sich Honselaers noch genau und an die neuen Sandalen, die ihm seine
Eltern vor der Abfahrt schenkten.
 
Im italienischen San Benedetto an der Adria, der Bahnstation von Ascoli Piceno, wurde Arnulf von seiner Gastfamilie „mit großem Bahnhof“ herzlich empfangen. Selbst die Presse war erschienen, um von der Ankunft des jungen Deutschen aus dem rund 1300 Kilometer entfernt liegenden „Treveri“ zu berichten.

Mit Händen und Füßen

50 Jahre später denkt Arnulf Honselaers gerne an seinen Aufenthalt in der Familie des Hoteliers Miradoli zurück. Mit seinem neuen italienischen Gefährten, dem elfjährigen Gianni, verstand er sich prächtig. Alles verlief, so Honselaers, „völlig unkompliziert“. Man verständigte sich mit „Händen und Füßen“ und mit der Zeit lernte Arnulf auch ein bisschen Italienisch. „Spaghetti mit Butter und Parmesankäse“ wurde schnell sein Lieblingsessen. Zu den „tollen Erlebnissen“ gehörten der ungewohnte Aufenthalt im eigenen Hotel der Gasteltern, die Reiterwettkämpfe der Quintana und ein traumhafter Ferienaufenthalt in der unbekannten Bergwelt der nahe gelegenen Abruzzen.

Symbol der Freundschaft

Zurück in Trier gab es neben Zeitungsberichten für Arnulf einen kleinen Empfang beim damaligen Oberbürgermeister Dr. Heinrich Raskin, der einige Jahre später, als Honselaers seine Verwaltungslaufbahn bei der Stadt begann, sein oberster Vorgesetzter wurde. Gianni sah er bereits Ende August 1958 aus Anlass der
feierlichen Besiegelung der Städtepartnerschaft in Trier wieder. Die beiden Jungen erfreuten Trierer und Ascolaner gleichermaßen, eine Lokalzeitung sah in ihnen ein „Symbol der Freundschaft“. Arnulf bleibt aus diesen Tagen allerdings vor allem eine Autofahrt im Alfa Romeo von Giannis Vater mit „über 100 Sachen durch die Kaiserstraße“ unvergessen. Doch dann verflüchtigten sich die Kontakte.

Dem ersten Miteinander von Gianni und Arnulf folgten in den zurückliegenden fünf Jahrzehnten der Städtepartnerschaft zwischen Trier und Ascoli Piceno ungezählte Schüleraustausche. Über lange Zeit bildeten sie das eigentliche Rückgrat dieser kommunalen Verbindung über die Alpen hinweg. Ungezählte Kontakte und Freundschaften sind aus ihnen entstanden, in wenigstens einem Fall sogar „ein Bund fürs Leben“.