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22.11.2016

Würdigeres Gedenken

Blick in die Ausstellung der Architekturmodelle für den Rindertanzplatz.
Modelle für die Umgestaltung des Rindertanzplatzes zu einem Gedenkort für die Judenverfolgung wurden im März 2015 im Palais Walderdorff präsentiert. Architekturstudenten der TU Darmstadt hatten sich mit dem Thema befasst. In einem allerersten Schritt sollen auf dem Platz nun neue Informationsstelen errichtet werden.
Der Rindertanzplatz ist in erster Linie Parkplatz. Zugleich soll künftig aber daran erinnert werden, dass der Ort während der NS-Zeit Sammelpunkt für die Deportation Trierer Juden war. Mit dem Baubeschluss zur Aufwertung der Ecke Sichelstraße/Rindertanzstraße rückt dieses Ziel ein Stück näher.

Nach neueren Erkenntnissen wurden 1942/43 mehr als 600 Juden von Trier aus in die Vernichtungslager im Osten deportiert. Nur 14 kehrten nach Kriegsende wieder in ihre Heimat zurück. Während die Männer ihre letzten Tage in Trier im Gefängnis in der Windstraße verbringen mussten, diente das Bischof-Korum-Haus am Rindertanzplatz, das 1929 als Begegnungsstätte einer katholischen Jugendgruppe errichtet worden war, als Sammelpunkt für Frauen und Kinder.

In den 1960er Jahren wurde das Bischof-Korum-Haus abgerissen. An die historischen Ereignisse erinnert bisher nur eine wenig ansehnliche und inhaltlich überholte Tafel. Für eine würdigere Form des Gedenkens am Rindertanzplatz, der zurzeit vor allem als Parkplatz genutzt wird, hatte der Ortsbeirat Trier-Mitte/Gartenfeld bereits 2010 Gelder bereitgestellt. Einen weiteren Impuls gab es im März 2015, als Architekturstudenten Modelle für eine Gedenkstätte auf dem Rindertanzplatz vorstellten.

Konkrete Planungen für ein größeres Mahnmal gibt es noch nicht, doch die Weichen für eine „kleine Lösung“ wurden jetzt gestellt: Der Baudezernatsausschuss hat die Aufstellung von zwei neuen Informationsstelen verbunden mit einer städtebaulichen Aufwertung des Platzes an der Ecke Sichel-/Rindertanzstraße beschlossen. Für die neuen Stelen soll die Darstellung des historischen Hintergrunds neu aufbereitet werden, für weitere Informationen im Web werden QR-Codes in die Präsentation integriert. Um die Aufenthaltsqualität zu verbessern, sind Sitzgelegenheiten, eine Verbreiterung des Gehwegs und Abstellbügel für Fahrräder geplant. Die desolate Asphaltdecke soll entfernt und durch einen Pflasterbelag ersetzt werden. Dabei fallen sechs Stellplätze auf dem großen Parkplatz weg, vor dem Haus Fetzenreich können aber zugleich zwei Stellplätze neu ausgewiesen werden. Die Kosten für das Projekt, das im Frühjahr 2017 umgesetzt werden soll, werden mit 55.000 Euro veranschlagt. Der Ortsbeirat beteiligt sich mit 35.000 Euro aus seinem Budget.

Ortsvorsteher Dominik Heinrich (Bündnis 90/Die Grünen) freute sich, dass die Verwaltung auf die Anregungen des Ortsbeirats eingegangen ist und bedankte sich bei den Mitarbeitern des Tiefbauamts für die gute Kooperation. Solange die endgültige Nutzung des Rindertanzplatzes noch ungewiss ist, sei mit dem jetzigen Beschluss eine „gute Übergangslösung“ gefunden worden. Heinrich warb außerdem dafür, die bis in die Antike zurückreichende Geschichte der jüdischen Gemeinde in Trier besser im Stadtbild zu verankern. Als Ort für eine solche Präsentation würde sich die Judengasse anbieten.