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25.11.2014

Streiter für soziale Gerechtigkeit

Heiner Geißler als Redner
Mit der Auszeichnung für Heiner Geißler, hier bei einer Festveranstaltung des Brüderkrankenhauses im August 2013, wird dessen Lebenswerk gewürdigt.Foto: Brüderkrankenhaus Trier
Als Auszeichnung für sein Lebenswerk erhält der frühere rheinland-pfälzische Sozial- und spätere Bundesminister Dr. Heiner Geißler (84) den mit 10.000 Euro dotierten Oswald von Nell-Breuning-Preis der Stadt Trier 2015. Als Vorsitzender des Preisgerichts gab Oberbürgermeister Klaus Jensen die Entscheidung der Jury am Donnerstag bei einem Pressetermin bekannt.

Jensen sagte, mit der Auszeichnung werde das Lebenswerk des Sozialpolitikers Geißler gewürdigt, das sich stets in den Dienst der von Pater Nell-Breuning maßgeblich geprägten katholischen Soziallehre gestellt habe. Geißlers Einsatz für soziale Gerechtigkeit weltweit stehe in Einklang mit den Grundaussagen der christlichen Soziallehre, auf die sich der streitbare Christdemokrat für sein Handeln stets berufen habe.

Jensen wies darauf hin, dass Heiner Geißler während seiner zehnjährigen Amtszeit als rheinland-pfälzischer Sozialminister, aber auch später als Bundesminister in der praktischen Politik immer wieder herausragende sozialpolitische Akzente gesetzt habe, die auch von seinen politischen Gegnern anerkannt und als nachahmenswert eingestuft worden seien. Als Mitglied des Bundesvorstands der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) und als Vorsitzender des CDU-Bundesfachausschusses Sozialpolitik habe der Sozialexperte Geißler Antworten auf die drängenden sozialen Fragen seiner Zeit zu geben versucht. Dabei habe er sich mit seinen Sozialkonzepten zu aktuellen gesellschaftspolitischen Problemen, der Warnung vor einer entsolidarisierten Gesellschaft, der Demontage des Sozialstaats sowie seinen Bemühungen, den Konflikt zwischen Kapital und Arbeit auszugleichen, als Streiter für eine menschenwürdige Gesellschaftsordnung profilieren können. Die hohe Wertschätzung des 1890 in Trier geborenen Jesuitenpaters Nell-Breuning habe Geißler in ungezählten Reden, Interviews und Schriften immer wieder zum Ausdruck gebracht. Bei vielen Gelegenheiten habe Geißler in Erinnerung gerufen, dass der soziale Friede und die soziale Ordnung der Bundesrepublik ohne das Werk Nell- Breunings nicht denkbar gewesen seien.

Bis in unsere Tage plädiere Geißler in seiner zuweilen heftigen Kritik gegenüber der aktuellen Wirtschafts- und Finanzpolitik leidenschaftlich für eine Neubelebung einer auf christlichen Werten basierenden gesellschaftlichen Ordnung, wie sie in der katholischen Soziallehre mit den Grundpfeilern der Solidarität, Subsidiarität und der Gerechtigkeit zum Ausdruck komme. Geißler ist verschiedentlich mit Oswald von Nell-Breuning zusammen getroffen. Es gebe „viele Beweggründe“, die ihn mit dem „Nestor der Katholischen Soziallehre“ verbinden würden, hatte Geißler in einer

Festrede im August 2013 anlässlich der Einsegnung einer Gedenkstele am Geburtshaus Nell-Breunings in der Trierer Lindenstraße gesagt. Dabei berichtete er auch von seinen Gesprächen mit Nell-Breuning, beispielsweise über das Thema der Nächstenliebe.

In einem Telefonat zeigte sich Geißler gegenüber Oberbürgermeister Jensen über die Zuerkennung des Preises sehr erfreut und sagte sein Kommen zur öffentlichen Preisverleihung zu. Gleichzeitig betonte er die inhaltliche und persönliche Verbundenheit mit Pater Nell-Breuning. 

Die feierliche Preisübergabe ist für Freitag, 13. März 2015, 17 Uhr, in der Promotionsaula des Bischöflichen Priesterseminars geplant. Hier legte Nell-Breuning 1908 als 18-Jähriger sein Abitur ab. Die Laudatio auf Heiner Geißler wird auf Wunsch des Preisgerichts Ministerpräsidentin Malu Dreyer halten. Die Sozialdemokratin wurde 25 Jahre nach Geißlers Ausscheiden als rheinland-pfälzischer Sozialminister (1977) seine Nachfolgerin im Amt der Sozialministerin von Rheinland-Pfalz (2002 bis 2011).

Der Oswald von Nell-Breuning Preis, der die Verbundenheit der Stadt Trier mit ihrem großen Sohn und früheren Ehrenbürger dokumentieren und an das epochale Lebenswerk des Jesuitenpaters zur Weitergabe seines Vermächtnisses erinnern will, wird in diesem Jahr zum siebten Mal vergeben. Bisherige Preisträger waren Bundesverfassungsrichter a.D. Professor Dr. Paul Kirchhof (2003), Bundeskanzler a.D. Helmut Schmidt (2005), das päpstliche Hilfswerk „Cor Unum (2007), die Brüder Dr. Hans-Jochen und Professor Dr. Bernhard Vogel (2009), Bundesminister a.D. Dr. Norbert Blüm (2011) sowie der gemeinnützige Verein „TransFair“ (2013).