Sprungmarken
01.12.2009

Von alten Kneipen, Lokalen und Hotels

Eine 2025 Jahre alte Stadt weiß viel über sich zu berichten. Und seit es die Fotografie gibt, auch in Bildern. Es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Akribie Trier-Liebhaber historische Fotos auskramen und sie aktuellen Aufnahmen gegenüber stellen. Die Reihe „Weißt du noch?“, erschienen im Michael-Weyand-Verlag, hat sich im fünften Band den „Trierer Lokalen – gestern und heute“ gewidmet. Es geht um Kneipen, Gaststätten, renommierte Restaurants und Hotels einst und jetzt.

Überrascht stellte das Autorenteam mit Denkmalpfleger Peter Ahlhelm, Stadtarchivar Bernhard Simon, Lokalreporter Roland Morgen und Trier-Fotograf Josef Tietzen fest, dass auch heute noch Dutzende von Lokalen, Restaurants und Hotels existieren, die bereits vor 100 Jahren ihre seinerzeit honorig gekleideten Gäste – wie auf den Fotos erkennbar – bewirteten. Andere Lokalitäten sind auch Jahrzehnte nach ihrer Schließung vielen Trierern zumindest noch ein Begriff, „alte gastronomische Sahnestückchen, deren Entwicklung nachverfolgt wurde. Manche sind vorbildlich erhalten, anderen wurde übel mitgespielt,“ so das Fazit der Autoren. Vielfach sind es vor allem die denkmalpflegerisch verunstalteten Erdgeschosse, die das Erscheinungsbild prachtvoller Fassaden mit Füßen treten. Hier wünscht man sich von den Eigentümern für die Zukunft entschieden mehr Sensibilität und eine Gestaltungsordnung, die den Denkmalpflegern mehr Möglichkeiten des Zu-rückweisens eröffnet.

Zahlreiche Kriegsschäden

Viele wertvolle historische Gebäude sind durch Kriegsbombardierungen für immer verloren gegangen. Die beredten Schwarz-Weiß-Fotos über das, was einmal war und nach der Zerstörung vielfach daraus wurde, belegen mehr als Tausend Worte den kulturhistorischen und architektonischen Verlust, der den Städten, so auch Trier, durch den Krieg zugefügt wurde. Vollends unverständlich bleibt nach heutigem Empfinden jedoch die Tatsache, dass nahezu unzerstört gebliebene Schmuckstücke, wie das alte Hotel Porta Nigra oder das Hotel Reichshof am Hauptbahnhof, erst viel später abgerissen wurden, um seelenlosen Neubauten Platz zu schaffen. Man wollte in Trier nicht immer nur Denkmäler, sondern eben auch mal etwas Modernes haben.

Hintergründige Anmerkungen

Auf 133 aussagekräftigen Bild- und informativen Textseiten lässt das von Trier begeisterte und bewährte Autoren-Quartett ein faszinierendes Kapitel der Stadtgeschichte lebendig werden. Und die zuweilen hintergründigen Anmerkungen eröffnen dem Autor ein Forum für seine Insiderkenntnisse. Obwohl bei manch unwiederbringlich verloren gegangenen Objekten durchaus Anlass für harte Kommentierungen bestünde, sind die kritischen Worte meist dezent und unter Würdigung des jeweils herrschenden Zeitgeistes gewählt. Gäbe es im Trier unserer Tage nicht auch eine Fülle neuer attraktiver Gastronomiebetriebe oder hochwertiger schicker Hotels, wäre die beim Durchblättern des Bandes unweigerlich sich einstellende Melancholie über vergangene Zeiten bestimmt noch größer. 
  • „Trierer Lokale – gestern und heute“ aus der Serie „Weißt du noch?“, Band V von Peter Ahlhelm, Roland Morgen, Bernhard Simon, Josef Tietzen, Verlag Michael Weyand, Trier, 138 Seiten mit 130 Schwarz-Weiß-Abbildungen, gebunden, 14,90 Euro. ISBN: 978-3-935-281-68-3