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30.06.2009

"Fräulein vom Amt" wird Service-Center

Sie benötigen Hilfe vom Rathaus oder von der Kreisverwaltung und wissen nicht genau, an wen Sie sich mit Ihrer Frage wenden sollen? Sie sind als Tourist in der Stadt und wollen sich über die Öffnungszeiten der Sehenswürdigkeiten oder aktuelle Veränderungen informieren? Schon in einigen Monaten dürfte das überhaupt kein Problem mehr sein. Sie wählen die 115 und werden automatisch mit dem gemeinsamen Service-Center von Stadt und Kreis verbunden. Hier wird man Ihnen auf jeden Fall weiterhelfen, Zuständigkeiten klären und Sie gegebenenfalls direkt weiter verbinden. Den Damen und Herren aus den früheren Telefonzentralen steht eine moderne Wissensdatenbank zur Verfügung, die in Sekundenschnelle durch aufwändige Daten-Technik kaum mehr eine Frage offen lässt. Ganz kostenlos ist die komfortable Dienstleistung allerdings nicht, wobei das letzte Wort über die Gebührenfrage noch nicht gesprochen ist.

Gemeinsam mit dem Kreis
 
Der Steuerungsausschuss des Rates gab letzte Woche ohne Einwände grünes Licht zum Aufbau des Service-Centers im Rahmen des „Projekts D 115“. Es soll mit dem Kreis Trier-Saarburg realisiert werden. Eine spätere Ankopplung von weiteren Kommunen, Landes- oder Bundesbehörden ist denkbar. Trier ist bei dem bundesweiten Projekt als eine von 20 Modellstädten und -regionen als erste Kommune in Rheinland-Pfalz vorgesehen. Das macht sich auch bei der großzügigen Kostenbeteiligung durch das Land bemerkbar.

Grundlegendes Ziel des „Projekts D 115“ ist, Bürgern und Unternehmen mit der zu schaffenden, bundesweit einheitlichen Behördennummer einen direkten Draht in die Verwaltung zu bieten und sich über deren Leistungen und Angebote zu informieren. Welche Verwaltungsebene, konkrete Behörde oder Dienststelle für das jeweilige Anliegen zuständig ist, spielt für die Anrufer  keine Rolle. D 115 bietet, so auch OB Klaus Jensen, „eine neue Dimension des Bürgerservices im Kontakt mit der öffentlichen Verwaltung“. Bürgernähe und Bürokratieabbau sollen optimiert sowie durch innovative Vernetzungen die Effizienz und das gemeinsame Lernen für alle Beteiligten verbessert werden.

Schon bald Probebetrieb

Da Mainz beabsichtigt, das Vorhaben als „gemeinsame Offensive von Stadt und Landkreis“ auch mit Mitteln des Konjunkturpakets zu fördern, ist eine schnelle Umsetzung angesagt. Udo Hildebrand, Leiter des Zentralen Controllings im Rathaus, erläutert die einzelnen Schritte: Bereits dieses Jahr soll mit Hilfe eines Projektleiters eine Art Probebetrieb entwickelt werden, damit „der Echtbetrieb im Laufe des kommenden Jahres erfolgen kann“. Stand-ort des neuen Service-Centers mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Stadt und Kreis, die bislang die Telefonzentralen ihrer Behörden bedienten, sind die umzubauenden Räume der früheren, jetzt verlagerten städtischen Wirtschaftsförderung im Bereich der Europahalle in der Hindenburgstraße.

Zur Steuerung des Projekts entsteht zur Klärung inhaltlicher, organisatorischer und finanzieller Angelegenheiten eine gemeinsame Lenkungsgruppe. In der Aufbauphase müssen sich die Mitarbeiter mit der Datenbasis der vom Land bereit gestellten einheitlichen Software vertraut machen. Auch die bisher im Internet oder Intranet gespeicherten Informationen müssen in das neu zu schaffende, zentrale Wissensmanagement überführt werden. Mit der relativ einfachen Aufgabenstellung des früheren „Fräuleins vom Amt“ hat das breite Vermittlungs-Spektrum des zukünftigen Service-Centers nur noch wenig zu tun. Nach ersten Erfahrungen soll das Projekt womöglich sukzessive ausgebaut werden. Die Öffnung über Ländergrenzen hinweg bleibt nicht nur wegen unterschiedlicher technischer Systeme vorerst eine Vision.