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07.03.2006

Viel mehr als ein feuriges Liebesabenteuer

„Carmen“-Premiere am 12. März

Rasend vor Eifersucht geht Don José (Gor Arsenian, r.) mit einem Messer auf seinen Rivalen, den Stierkämpfer Escamilio (László Lukács) los.
Rasend vor Eifersucht geht Don José (Gor Arsenian, r.) mit einem Messer auf seinen Rivalen, den Stierkämpfer Escamilio (László Lukács) los.

Aufwühlendes Drama einer fatalen erotischen Obsession mit tödlichem Finale: In einer neuen Inszenierung präsentiert Intendant Gerhard Weber Georges Bizets berühmteste Oper „Carmen“. Die Premiere im französischen Original  mit deutschen Übertiteln beginnt am Sonntag, 12. März, 19.30 Uhr,  Großes Haus. Mit dieser Produktion setzt das Trierer Theater seinen Frankreich-Schwerpunkt fort, zu dem bereits das Tanzstück über Jacques Brel sowie das aktuelle Schauspiel „Madame Bovary“ nach Motiven des Romans von Gustave Flaubert gehörten.

Provozierendes Selbstbewusstsein

In der neuen Trierer Inszenierung  verkörpert Eva-Maria Güschmann die stolze und freiheitsliebende Fabrikarbeiterin Carmen, die zahlreichen Männern den Kopf verdreht. Dazu gehört auch Soldat Don José, der sie eigentlich nach einer tätlichen Auseinandersetzung mit einer anderen Frau abführen sollte. Stattdessen ignoriert er nicht nur diesen Befehl, sondern geht später sogar auf seinen Vorgesetzten los. Als sich die rassige Zigeunerin dann dem  Stierkämpfer Escamilio zuwendet, kann er seine Eifersucht kaum noch im Zaum halten. Nachdem Carmen sich endgültig von ihm abgewendet hat, wird Don José von wildem Zorn gepackt und ersticht die Geliebte. Carmen fällt nicht nur ihrer erotischen Attraktivität und Freizügigkeit zum Opfer, sondern auch ihrer rigorosen sexuellen Selbstbehauptung, mit der sie die Männer schonungslos konfrontiert.

Vielschichtige Figuren

Georges Bizet (1838 bis 1875) rückt in seiner Oper das Verhältnis der Geschlechter als Gegensatz von Dominanz und Unterwerfung in den Blickpunkt. Dem französischen Komponisten, der oft als Romantiker bezeichnet wird, geht es auch um die sozialen Spannungen, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts deutlich verschärften. Als „Carmen“ 1875 in Paris uraufgeführt wurde, war die Oper zunächst ein Misserfolg. Sie wurde vom Spielplan abgesetzt. Erst nach dem Tod Bizets startete sie ihren Siegeszug auf den Bühnen und gehört bis heute zu den meistgespielten Opern.

Für Regisseur Gerhard Weber hat der Opern-Klassiker sehr viel mehr zu bieten als Spanien-Klischees rund um Stierkämpfer und rassige Zigeunerinnen. Mit den psychologisch vielschichtig gezeichneten Figuren und den sozialen Hintergründen des Liebesdramas sei das Stück eine wichtige Station auf dem Weg zur modernen Oper.

Das Philharmonische Orchester der Stadt Trier spielt unter Leitung von GMD István Dénes. Weitere März-Termine: Sonntag, 19., 19.30 Uhr, und Freitag, 24., 20 Uhr. Im April sind fünf Aufführungen geplant: Samstag, 1., Freitag, 7., Mittwoch, 12., Montag, 17., und Samstag, 22.