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02.11.2010

Dynamische Kontraste

In diese Fotoradierung mit den typischen Hell-Dunkel-Kontrasten hat Erich Kraemer typographische Elemente einfließen lassen. Abbildung: Europäische Kunstakademie/Andreas Thull
In diese Fotoradierung mit den typischen Hell-Dunkel-Kontrasten hat Erich Kraemer typographische Elemente einfließen lassen. Abbildung: Europäische Kunstakademie/Andreas Thull
Zum 80. Geburtstag von Erich Kraemer präsentiert die Kunstakademie zur Erinnerung an ihren 1994 verstorbenen Gründer die Ausstellung „Zu Papier gebracht“. Sie widmet sich vor allem seinen weitgehend unbekannten Arbeiten auf Papier. Die Auswahl aus dem Nachlass umfasst Zeichnungen, Gouachen, Tempera, Aquarelle, Druckgrafiken sowie Collagen.

Da die letzten großen Trierer Ausstellungen über Erich Kraemer schon 15 und 13 Jahre zurückliegen, bietet die aktuelle Schau gerade jungen Kunstfreunden die Chance, diesen vielfältigen Maler und akademischen Lehrer kennenzulernen. Aber auch Kenner seines Werks erwarten einige Überraschungen und Wiederentdeckungen, darunter Bleistiftskizzen verschiedener Tiere aus den späten 40er Jahren.

Der in Trier geborene Kraemer wurde in seiner Heimatstadt vor allem bekannt durch die Gründung der Europäischen Akademie für Bildende Kunst 1977 und lehrte gleichzeitig als Professor an der Fachhochschule. Über sein lokales Engagement hinaus war er seit Mitte der 60er Jahre ein international angesehener Künstler und einer der bekanntesten deutscher Vertreter der informellen Kunst. Dabei erlangt die Farbe, die Kraemer zum Beispiel in seinen Acryl-Arbeiten mit einem unverwechselbaren kräftigen Strich aufträgt, eine ganz eigene existenzielle Bedeutung. Seine ersten druckgrafischen Arbeiten entstanden um 1950. Zwischen 1968 und 1972 nahmen sie Kraemers kreatives Potenzial fast komplett in Anspruch.

Darüber hinaus gilt der Künstler als „Virtuose der Radierung“. Er verfügte über das komplette Repertoire der Techniken, von der Ätz- und bis zur Fotoradierung, und kombinierte sie danach mit zeichnerischen Elementen. Besondere Tiefe und Dynamik gewinnen diese Arbeiten durch den Schwarz-Weiß-Gegensatz. Einen reizvollen, farbenfrohen Kontrapunkt setzen Erich Kraemers Gemälde auf den Spuren der Impressionisten, die bei verschiedcenen Aufenthalten in Frankreich, Spanien und Italien entstanden.

Ein weiterer „Hingucker“ in der Ausstellung im früheren Schlachthof an der Aachener Straße ist eine Tischvitrine mit Skizzen und Karikaturen aus verschiedenen Jahren. Dabei haben sich Kraemer und seine Freunde in Cafés gegenseitig Bildergeschichten ausgedacht oder Karikaturen von Prominenten, Bekannten und von anderen Gästen angefertigt und mit verschiedenen Stilmitteln experimentiert.

Die Ausstellung, die auf großes Interesse stößt, haben die jungen Kunsthistoriker Benno Jakobus Walde und Andrea Diederichs zusammengestellt. Sie entstand mit Unterstützung der Kulturstiftung der Sparkasse und ist bis 7. November, jeweils 11 bis 17 Uhr, in der Kunstakademie zu sehen.