Lebensader Mosel
Die Trierer Bevölkerung wurde zu Zeiten der Römer über die Versorgungsroute Rhône, Saône und Mosel mit Lebensmitteln, Salz und Tuchen aus dem Mittelmeerraum beliefert. Die Strecke war überlebenswichtig für die Stadt, hatte allerdings einen Haken: Zwischen Saône und Mosel mussten die Waren ein langes Stück über Land transportiert werden. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus berichtet, Lucius Antistius Vetus, ein Oberkommandierender aus Germanien, habe deshalb schon im ersten Jahrhundert geplant, einen Kanal zwischen oberer Mosel und Saône zu bauen. Dieses Vorhaben sei jedoch durch politisches Ränkespiel durchkreuzt worden.
Doch trotz der Landbrücke in Süden florierte das Geschäft. Ein wichtiges wirtschaftliches Standbein der Region war schon damals der Weinhandel. Zahlreiche steinerne Grabmäler, zum Beispiel das Neumagener Weinschiff oder Abbildungen auf der Igeler Säule, bezeugen seine Bedeutung. Anfangs bezogen die Trierer ihren Wein noch aus dem Mittelmeerraum. Ein Beleg für die engen Handelsbeziehungen nach Süden ist in Form einer Ehrenstatue aus Lyon überliefert: Der Trierer Stadtrat Apronius Raptor wurde im zweiten Jahrhundert von den Saône-Schiffern und den Weinhändlern in Lyon zum Patronus (Schirmherr) gewählt, dem zu Ehren sie eine Statue mit Inschrift errichteten. Erst im dritten Jahrhundert wurden auch an der Mosel große Weinberge angelegt und der Handel verlagerte sich: Jetzt wurde Moselwein nach Gallien und Germanien exportiert.
Wichtig war der Fluss auch für den Transport von Baumaterial, insbesondere für besonders repräsentative Bauwerke. Jedes Trierer Kind ist schon auf dem Domstein herumgeklettert, meist ohne zu wissen, dass er eine weite Reise hinter sich hat. Die bis zu 30 Tonnen schweren Granitsäulen für den Trierer Dom stammen aus dem Felsenmeer im Odenwald, wo sie im vierten Jahrhundert behauen und dann an Bord eines flachen Prahms bis Trier verschifft wurden.
Mühsamer Weg stromaufwärts
Der Transport auf der Mosel war zwar in vielen Fällen einfacher als auf dem Landweg, aber bequem war auch er nicht. Flussabwärts mussten die Schiffer zusätzlich zur Strömung Stechpaddel gebrauchen, denn die größere Geschwindigkeit machte das Schiff besser lenkbar. Flussaufwärts wurde getreidelt: Treidelknechte oder Maultiere zogen das Schiff mit Hilfe eines um den Mast gebundenen Seils stromaufwärts. Ein Mann musste mit einem langen Stecken das Schiff auf Abstand zum Ufer halten. Die Reisenden waren dabei doppelt so lange unterwegs wie ein unbeschwerter Wanderer.
Einige Reliefs mit Szenen aus der frühen Moselschifffahrt, auf denen die Techniken der Schiffer gut erkennbar sind, sind heute im Rheinischen Landesmuseum in Trier zu sehen, ein paar ausgesuchte Stücke werden in der aktuellen Sonderausstellung des Stadtmuseums gezeigt. Die größte Sammlung zu dem Thema beherbergt das Museum für Antike Schiffahrt in Mainz.