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19.09.2023

Auf dem Weg zum Museum für alle

Die Kuratorinnen Dorothée Henschel (links) und Alexandra Orth vergleichen in der Ausstellung die Schwellkopie des Gemäldes von Martin Mendgen mit dem Original.
Die Kuratorinnen Dorothée Henschel (links) und Alexandra Orth vergleichen in der Ausstellung die Schwellkopie des Gemäldes von Martin Mendgen mit dem Original. Foto: Stadtmuseum

Ein Jackett ist sorgfältig über die Stuhllehne gehängt, Handschuhe und Manschetten liegen auf der Sitzfläche. Wer das Gemälde von Martin Mendgen betrachtet, sieht ein ansprechendes Beispiel der Malerei der Neuen Sachlichkeit. In der Ausstellung „Tell Me More. Bilder erzählen Geschichten" wird es nach langer Zeit wieder öffentlich präsentiert. Was aber ist mit Besucherinnen und Besuchern, die nicht sehen können? „Wir haben in dieser Ausstellung von Anfang an die inklusive Vermittlungsebene mitgedacht und Angebote für Menschen mit ganz unterschiedlichen Einschränkungen entwickelt", erklären die Kuratorinnen Dorothée Henschel und Alexandra Orth, als sie eine Schwellkopie dieses Motivs mit dem Original abgleichen.

Schwellkopien sind Handreichungen für blinde Menschen: Die wichtigsten Bildelemente sind als erhabene Linien auf einem festen Karton aufgebracht und können mit den Fingerspitzen erfühlt werden. Die Ausstellung „Tell Me More" denkt die inklusive Vermittlungsebene konsequent mit: Hörstationen und Audioguide sind für blinde Menschen optimiert, ein Leitsystem in Leichter Sprache und ein Videoguide in Gebärdensprache begleiten die Ausstellung, die natürlich auch rollstuhlgerecht konzipiert ist. Auch Hands-on-Stationen laden zum wortwörtlichen Be-Greifen ein. Ein Angebot, von dem auch sehende Besucher profitieren: „Wir machen generell die Erfahrung, dass inklusive Angebote von allen gerne genutzt werden", erklären Henschel und Orth. Der Wunsch, Barrieren abzubauen, prägt das Konzept der Ausstellung, die sich den Geschichten hinter den Gemälden widmet. „Unser Anspruch ist es, auch komplexe kunsttheoretische Themen wie den Goldenen Schnitt oder die Fibonacci-Reihe so einfach zu erklären, dass auch Kinder sie verstehen", so die Museumsmitarbeiterinnen.

Ausstellung

„Tell Me More. Bilder erzählen Geschichte", 1. Oktober bis 2. Juni 2024 im Stadtmuseum Simeonstift. Eröffnung am Sonntag, 1. Oktober , 11.30 Uhr, Eintritt frei.