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18.10.2022

Zuspruch in schwierigen Zeiten

Die A-Capella-Gruppe Voces8.
Die acht Sängerinnen und Sänger von „Voces8“ gelten derzeit als Weltklasse und Komponisten und Komponistinnen stehen Schlange, um für sie zu schreiben. Im Rahmen des Moselmusikfestivals trat das britische A-cappella-Oktett im Dom auf. Foto: Andy Staples

Mit dem „Schlussakkord" in der Konstantin-Basilika beschloss das Moselmusikfestival am Tag der Deutschen Einheit seine diesjährige Sommer-Konzertsaison. Festivalintendant Tobias Scharfenberger zieht Bilanz. Doch er weiß, dass das Festival und die Kultur insgesamt herausfordernde Zeiten erwarten.

Scharfenberger betont: „‚Auf die Suche nach der verlorenen Zeit‘ haben wir uns mit dem diesjährigen Festivalmotto begeben. Künstlerisch und inhaltlich konnten wir dem Anspruch, in den vergangenen beiden Jahren ausgesetzte Konzertprojekte wieder aufzugreifen und zugleich Innovationen voranzutreiben, erfreulich gut gerecht werden. Hervorzuheben sind hier sicherlich anspruchsvolle und ungewöhnliche Konzertformate wie ‚500 Jahre Klaviermusik mit Kit Armstrong‘, aber auch Auftritte von Weltstars wie Jeanine De Bique und Voces8." Mindestens ebenso wichtig seien die Impulse durch die drei Konzerte in der ehemaligen Lokrichthalle Trier-West, Auftritte der Grandbrothers und der Jazzrausch Bigband gewesen, so Scharfenberger. Bei dem Publikum sei erfreulicherweise zunehmend eine generationenübergreifende Durchmischung festzustellen. Auch bezüglich der Auslastung der diesjährigen Konzerte zeigen sich die Veranstaltenden – angesichts der schwierigen Lage für die Kultur – sichtlich zufrieden.

„Mit einer Auslastung von durchschnittlich 86 Prozent wurde das Moselmusikfestival vom Auftakt am 15. Juli bis zum Abschlusskonzert am 3. Oktober in diesem Jahr außergewöhnlich gut besucht. Insbesondere im Hinblick auf die schwierigen Zeiten, die viele Kulturveranstalter durchmachen, sind wir sehr dankbar dafür, dass sich unsere Besucherzahlen fast wieder auf dem Niveau der Jahre vor der Corona-Pandemie befinden", macht Lilian Erbel, kaufmännische Geschäftsleitung des Festivals, deutlich.

Dennoch müsse man die aktuelle Lage mit Vorsicht genießen: „Auch wenn uns der diesjährige Publikumszuspruch sehr hoffnungsvoll stimmt: vor uns liegen infolge der geopolitischen und damit wirtschaftlichen Entwicklungen gewaltige Herausforderungen. Veränderte Medienlandschaften, ein anderes Kulturnutzungsverhalten durch Digitalisierung sowie der demographische Wandel waren bereits vor Corona Themenkomplexe, die unsere Branche mit tiefgreifenden Veränderungen konfrontiert haben. Die zum Teil absurden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie im Bereich der Kultur, haben diese Entwicklungen gefährlich beschleunigt", so Intendant Tobias Scharfenberger.

2022 haben sich die Folgen der Pandemie, in Form von verminderter Planungssicherheit und starken Veränderungen im Kaufverhalten, deutlich gezeigt. Doch befand sich das Moselmusikfestival, gestützt durch Gesellschafter, Kultursommer, Sponsoren, Förderprogramme und nicht zuletzt den eigenen Förderverein, in einer guten Ausgangslage, um für die große Bandbreite an Veranstaltungen, vor allem die wirtschaftlichen Risiken bis zu einem gewissen Grad abfedern zu können.

Nach Ansicht von Scharfenberger sind insbesondere die kleineren Veranstalter, Clubs aber auch etablierte Abonnementsreihen durch die aktuelle Lage teilweise schwerer getroffen.

„Um wirtschaftlich tragfähig zu sein, wird die Relevanz von Kooperationen, wie das Festival sie zunehmend ausbaut, um Synergien zu nutzen, ein Weg sein. Zusätzlich werden wir schneller verfügbare und langfristigere Finanzierungswege in der Kultur benötigen sowie eine klare und zugänglichere Form der Förderungen durch die Politik", so Erbel.

Termine

  • Programmveröffentlichung und Vorverkaufsstart für das Moselmusikfestival 2023 sind für den 2. Dezember 2022 datiert.
  • Am Sonntag, 4. Dezember, 19 Uhr, findet in St. Maximin noch das Weihnachtskonzert des Festivals „Still! Still! Still!” mit der Jazzrausch Bigband statt. Karten gibt es unter www.moselmusikfestival.de sowie an allen VVK-Stellen von Ticket Regional und telefonisch unter 0651/ 9790777.