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01.11.2022

Schmuckinitiale aus einer Handschrift des Klosters Himmerod

Mit christlichen Motiven reich bemaler Buchstabe A
Kostbare Schmuckinitiale aus der Himmeroder Antiphonale. Abbildung: Wissenschaftliche Bibliothek/Anja Runkel

In der RaZ-Reihe zu den Highlights der Landesausstellung geht es diesmal wieder um die ergänzende Sonderausstellung „Das Fortwirken Roms in der Bildungsgeschichte des Mittelalters“ in der Schatzkammer an der Weberbach. Vorgestellt wird eine kostbare Schmuckinitiale aus einer Handschrift des Klosters Himmerod in der Eifel.

Das Zisterzienserkloster Himmerod in der Eifel wurde 1134/35 durch Bernhard von Clairvaux gegründet. Ab dem zwölften Jahrhundert verfügte die Abtei über eine bedeutende Bibliothek. Zu den Beständen gehört auch ein Antiphonar, ein liturgisches Buch, das die Texte und Choralmelodien der Antiphonen und Responsorien enthält. Letztere bilden die klösterlichen Rahmengesänge zu den Gebeten und Psalmen des Offiziums. Der Begriff Antiphon ist ein Fachausdruck aus dem Choralgesang. Er stammt aus dem Griechischen und bedeutet „im Wechsel singen“. Ein Antiphon ist ein kurzes musikalisches Stück, das als Einleitung zu einem Psalm gesungen wird und sich diesem in Text und Ton anpasst.

Die Trierer Handschrift enthält eine Übersicht zu den verschiedenen kirchlichen Feiern und Heiligenfesten im Jahreskreislauf sowie Details zu Gesängen zu kirchlichen Festtagen, die lediglich ein Tagesgebet besitzen. Die Notenschrift der verschiedenen Gesänge ist eine französische Zisterziensernotation.

Die in der Sonderausstellung in der Schatzkammer an der Weberbach zu sehende Schmuckinitiale (Abbildung) besteht aus einer prachtvollen A-Initiale, die den Text einleitet: „Angelus domini descendit“. Das untere Feld nimmt Bezug auf das Matthäus-Evangelium. Es zeigt das leere Grab Christi sowie Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus. Im oberen Feld ist der auferstandene Christus mit Kreuz und Buch zu sehen, ihm zu Füßen Maria Magdalena.

Am Seitenrand links ist die Höllenfahrt Christi zu finden. Sie stammt aus dem Nikodemus-Evangelium, das nicht zum biblischen Kanon gehört. Christus ergreift hier die Hand Adams, um ihn zu befreien. Daneben steht betend Eva, im Hintergrund sind David (mit Rolle) und Salomo als Anführer der Propheten dargestellt. Die Handschrift zeigt, dass diese spezielle Form der Überlieferung der christlichen Antike bis ins Mittelalter weiterwirkte.

Weitere Informationen zu dieser bibliophilen Kostbarkeit bietet der Aufsatz „Zur Typologie einiger ausgewählter Initialen aus einem Himmeroder Antiphonale“ von Fritz Wagner und Angelika Lozar. Er ist erschienen in dem Ausstellungskatalog „Unsere Liebe Frau von Himmerod“, Großlittgen 2003.