Alltagsnahe Porträts menschllicher Charaktere
Nach Rajvinder Singh und Frauke Birtsch wird der in Primstal lebende Autor Frank
P. Meyer dritter Trierer Stadtschreiber. Er agiert von April bis Herbst 2012 als
literarischer Chronist der Heilig Rock-Wallfahrt, aber auch des Alltags in der
Moselmetropole. Ein Stadtschreiber für Trier ist nach Einschätzung von
Kulturdezernent Thomas Egger eine „gute Idee, die es lohnt, fortgeführt zu
werden“
Das Rathaus unterstützt den Stadtschreiber-Verein gemeinsam mit
dem Kulturausschuss des Bistums Trier bei seinem Projekt. Egger will dem
Stadtschreiber die Möglichkeit bieten, sich im Kulturausschuss vorzustellen.
Außerdem wird Meyer zu mehreren städtischen Veranstaltungen eingeladen, um
möglichst schnell zu einer festen Größe in der Trierer Kulturszene zu werden.
Nicht nur mit diesem Ansatzpunkt unterscheidet sich das dritte
Stadtschreiberprojekt von beiden Vorläufern. Damals wurde, wie
Vereinsvorsitzender Dr. Bernd Steinmetz selbstkritisch anmerkte, trotz gut
besuchter Veranstaltungen von Rajvinder Singh und Frauke Birtsch die teilweise
zu geringe öffentliche Wahrnehmung beider Autoren in ihrer spezifischen Rolle
als Stadtschreiber kritisiert. Frank P. Meyer erhält schon rund drei Monate vor
seinem Start die Chance, sich einer interessierten Öffentlichkeit vorzustellen.
Neu war außerdem, dass eine Jury mit dem Vereinsvorstand, Trierer Buchhändlern,
einer Germanistikprofessorin und einer Deutschlehrerin den Stadtschreiber kürte.
Meyer setzte sich gegen seine Kollegen Petra Urban aus Bingen, Ellen Widmaier
aus Dortmund und Michael Klein aus Bad Arolsen durch und überzeugte vor allem
durch seine alltagsnahen Porträts menschlicher Charaktere.
Der 1962
geborene Meyer (Foto: Elke Janssen) studierte Anglistik, Germanistik und
Niederländische Philologie in Trier und Oxford. Nach der Promotion und einer
Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Hildesheim kehrte er an
die Universität Trier zurück. Derzeit ist er Geschäftsführer des
Graduiertenzentrums und Leiter der Studienberatung. Meyer veröffentlichte unter
anderem die Erzählbände „Es war mir ehrlich gesagt völlig egal“ und „Raum 101.
Erzählungen über Männer“.
Den Titel Stadtschreiber vergeben mehrere
deutsche Kommunen. Der Preis ist meist mit einer kostenlosen Wohnung verbunden.
Das erste Stadtschreiberamt geht auf den Autor Franz Joseph Schneider zurück,
der in seiner hessischen Heimatstadt Bergen-Enkheim Kommunalpolitiker für diese
Idee begeisterte. In Trier wird Frank P. Meyer eine Innenstadt-Wohnung als
„Schreibstube“ zur Verfügung gestellt. Öffentlich präsent ist er in seinem
„Wohnzimmer“ im Haus Franziskus. Nach seiner Antrittsvorlesung bietet er
Schreibworkshops an und will Kolummnen veröffentlichen.