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09.05.2017

"Eine wahre Tour de Force"

Carin Filipcic
Carin Filipcic. Foto: Andrea Peller
Carin Filipcic übernimmt die Hauptrolle in dem „Ein-Frau-Musical“ mit dem Titel „Heute Abend: Lola Blau“ von Georg Kreisler, das am Samstag Premiere im Kasino am Kornmarkt feierte. Theater- Sprecher Dominik Huß beantwortet die Sängerin Fragen zum Stück.

Huß: Was reizt dich an der Rolle der Lola Blau?

Filipcic: Die enorme Vielfältigkeit, sowohl darstellerisch als auch sängerisch, die diese Rolle und das Stück abverlangt.

Das Stück bietet mit Themen wie Flucht oder der Suche nach Glück in der Fremde auch aktuelle Bezüge. Werden wir davon auch etwas in der Inszenierung wiederfinden?

Georg Kreisler selbst sagte über Lola Blau, dass „es im Grunde eine Geschichte über Ohnmacht ist“. Lola steht den politischen Ereignissen anfänglich naiv und fast desinteressiert gegenüber, da sie einfach „nur Singen und Tanzen“ möchte und davon träumt, ein Star zu werden. Nach und nach werden ihr die Ausmaße dessen bewusst, was es heißt, in eine bestimmte Religion geboren worden zu sein. Sie ist nach der Flucht entwurzelt, ohnmächtig, doch auch die Rückkehr in die Heimat nach dem Krieg kann die Ereignisse und Verletzungen nicht ungeschehen machen, ganz zu schweigen von einer Wiedergutmachung. Kreisler ist nicht belehrend, bohrt aber mit seinen Texten beinhart und meist eben mit diesem typischen Humor in menschliche Schwächen, in Verdrängungsmechanismen, in die Beschwichtigungsstrategien, in die Opferhaltung, die gerade auch Österreich nach dem Nazi-Regime gerne eingenommen hat.

Nach der Hauptrolle in der großen Produktion „Die Brücken am Fluss“ jetzt ein Soloabend. Inwiefern beeinflusst dieser Wechsel deine Arbeit als Künstlerin?

Es ist natürlich ein Unterschied, ob man allein einen Abend bestreitet, oder Teil eines Ensemblezusammenspiels ist. Beides ist aber, je nach Größe der Rolle, oftmals eine wahre Tour de Force und erfordert hohe Konzentration. Und klar, wenn man solo auf der Bühne steht und etwas Unvorhergesehenes passiert, wie zum Beispiel ein fetter Blackout, wo einem der Text völlig abhanden kommt, muss man sich dann eben auch alleine weiterhelfen.

Die Fragen stellte Dominik Huß