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06.02.2018

Fachkräftemangel hat auch Gewinner

Eigens für den neuen Arbeitsbereich von Philipp Mayer (rechts) hat Thorsten Hoffmann ein Reparaturgerät für Autofelgen angeschafft.
Eigens für den neuen Arbeitsbereich von Philipp Mayer (rechts) hat Thorsten Hoffmann ein Reparaturgerät für Autofelgen angeschafft. Sein neuer Mitarbeiter wurde speziell dafür weitergebildet. Foto: Jobcenter

Präzise befestigt Philipp Mayer eine Schnur aus gelbem Nylon an der Windschutzscheibe eines Autos. Mit einem kräftigen Ruck entfernt der 27-Jährige die gesprungene Autoscheibe vom Rahmen und setzt eine neue ein. Längst nicht nur für Mayer, der seit einem halben Jahr als Facharbeiter für Smart-Repair-Lösungen bei der Firma Wintec Autoglas Hoffmann in Euren arbeitet, eröffnete ein Förderprogramm des Jobcenters die Chance für den Weg aus der Langzeitarbeitslosigkeit.

207 Menschen, die mindestens zwei Jahre Leistungen vom Trierer Jobcenter erhalten haben, fanden in den letzten zweieinhalb Jahren über das ESF- Bundesprogramm und dank einer engen Zusammenarbeit mit potenziellen Arbeitgebern eine sozialversicherungspflichtige Arbeit. Damit sie die neue Stelle langfristig behalten, bietet ihnen ein Coach in allen Lebenslagen Unterstützung an. Personen, die nach langer Pause wieder eine Tätigkeit aufnehmen, benötigen oft eine längere Einarbeitungszeit. Ihnen fehlen Qualifizierungen und erforderliches Fachwissen muss erworben werden. Daher erhalten Arbeitgeber zum finanziellen Ausgleich eine Lohnförderung.

Für Thorsten Hoffmann, Inhaber des Autoglas-Betriebs, war die Förderung aber kein vordergründiger Anreiz, um Philipp Mayer einzustellen: „Facharbeitermangel ist ein Thema. Es gibt in der Region kaum Arbeitskräfte, die für unsere Branche in Frage kämen." Die Mitarbeitersuche sei schwierig geworden, doch wer motiviert und lernwillig sei, könne mit Fortbildungen für die Reparatur oder den Austausch von Fahrzeugscheiben geschult werden. „Um die Fachkräftelücke zu schließen, müssen wir neue Wege gehen", so Hoffmann. Er wollte dem jungen Vater, der sich auf eigene Initiative bei ihm vorgestellt hatte, eine Chance geben. Am Anfang stand ein Praktikum. „Danach war direkt klar, dass wir Philipp einstellen wollen. Dann haben wir zusammen mit dem Jobcenter geschaut, welche Qualifizierungsmöglichkeiten es für ihn gibt", sagt Hoffmann.

Persönliche Coaches

Der neue Mitarbeiter wurde im August eingearbeitet, und hat dann einen Fachlehrgang als Smart-Repair-Fachkraft für Spot-Repair sowie für Dellentechnik mit der Note gut absolviert. Einen Führerschein besitzt Mayer noch nicht. Den will er nun machen, um in Zukunft auch Kunden selbstständig zu besuchen. „Wir möchten Herrn Mayer als langjährigen Mitarbeiter aufbauen", sagt Hoffmann. Ab Februar soll er als vollwertige Arbeitskraft im Betrieb mitwirken.

Eine passende Stelle zu finden, ist die erste Hürde auf dem langen Weg aus der Langzeitarbeitslosigkeit. Sie dauerhaft zu behalten, ist die nächste Herausforderung. Wer lange Zeit nicht am Arbeitsleben teilgenommen hat, für den ist es schwer, die Anforderungen zu meistern. Zudem erschweren es oft Probleme im persönlichen Umfeld, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Schulden oder eine Suchterkrankung nehmen manchmal zu viel Platz im Alltag ein und die Arbeitsstelle kann verloren gehen. Dann kommen nach Aussage von Jobcenter-Geschäftsführerin Marita Wallrich die Coaches ins Spiel: „Sie sind persönliche Ansprechpartner, um einen Jobverlust zu vermeiden. Ein Coach begleitet zu Beratungsstellen oder Behörden, unterstützt bei der Wohnungssuche, der Klärung von Zahlungsansprüchen oder hat einfach mal nur ein offenes Ohr. Bei Fragen oder Konflikten vermittelt er zwischen Arbeitgeber und Teilnehmer."

Die Betreuung dauert je nach individuellem Programm noch bis zu drei Jahre. Seit Ende 2017 sind keine neuen Einstellungen und Förderungen bei diesem Programm mehr möglich. Vom Start im Juni 2015 bis zum Jahresende 2017 konnten insgesamt 207 Langzeitarbeitslose in einen sozialversicherungspflichtigen Job vermittelt werden. Sie arbeiten jetzt in verschiedenen Branchen, darunter die Gastronomie, soziale Träger, öffentliche Verwaltungen, die Sicherheitsbranche, Taxiunternehmen und das produzierende Gewerbe. Nach der Beendigung des Förderprogramms verbleiben Arbeitgeberzuschüsse von rund drei Millionen Euro in der regionalen Wirtschaft.

 
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